Bericht: Lockdown-Partys in Downing Street vor Beisetzung von Philip

London (dpa) - Dutzende Mitarbeiter des britischen Premierministers
Boris Johnson haben am Vorabend der Beisetzung von Queen-Gemahl Prinz
Philip im April 2021 einem Bericht zufolge Lockdown-Partys in der
Downing Street gefeiert. Es habe sich um die Verabschiedung von zwei
Vertrauten des Regierungschefs gehandelt, berichtete die Zeitung
«Daily Telegraph» am Donnerstagabend unter Berufung auf Augenzeugen.
Johnson selbst war demnach nicht anwesend. Die Zeitung schrieb, die
Berichte seien von Downing Street nicht dementiert worden.

Mitte April 2021 waren strikte Abstandsregeln in Kraft, Mitglieder
verschiedener Haushalte durften sich nicht in geschlossenen Räumen
treffen. Die Zeitung betonte, dass Queen Elizabeth II. (95) am
nächsten Tag bei der Beisetzung ihres Ehemanns wegen der
Corona-Regeln ganz alleine in der Kapelle sitzen musste.

Auf den Partys sei viel Alkohol getrunken sowie getanzt worden,
berichtete der «Telegraph» weiter. Eine Beraterin Johnsons sei
zeitweise für die Musik verantwortlich gewesen. Aus einem nahen
Supermarkt sei in einem Koffer alkoholischer Nachschub geholt worden.
Ein Teilnehmer habe im Garten von Johnsons Amtssitz die Schaukel von
dessen Sohn genutzt und dabei kaputt gemacht. Insgesamt sollen an den
beiden anfangs separaten Veranstaltungen, die sich gegen Mitternacht
vermischt hätten, etwa 30 Menschen teilgenommen haben.

Johnson steht wegen mehrerer mutmaßlicher Lockdown-Partys in der
Downing Street im Mai und Dezember 2020 massiv in der Kritik. Die
Opposition und einige Tory-Abgeordnete fordern seinen Rücktritt. Erst
am Mittwoch hatte sich der Premier entschuldigt. Dies ist nun der
erste Zwischenfall aus dem Jahr 2021, der bekannt wird. Kommentatoren
wiesen vor allem auf die zeitliche Nähe zur Beisetzung des
Queen-Gemahls hin. Johnson hatte darum gebeten, das Ergebnis einer
laufenden internen Ermittlung abzuwarten.