Wachsende Personalausfälle in einigen Kliniken im Nordosten

Wiederholt wurde wegen Omikron vor zunehmenden Personalausfällen in
der kritischen Infrastruktur gewarnt. Für Kliniken könnten verkürzte

Quarantäne-Zeiten nur bedingt Abhilfe schaffen.

Greifswald (dpa/mv) - Die Omikron-Welle könnte die Kliniken im
Nordosten trotz neuer Quarantäne-Regeln vor Personalprobleme stellen.
Wenn man die Isolationen verkürze, aber dafür die Schulen schließe
oder die Kinder in Quarantäne schicke, «dann läuft das ins Leere»,

sagte der Ärztliche Vorstand und Vorstandsvorsitzender der
Universitätsmedizin Greifswald (UMG) am Donnerstag in einem digitalen
Pressegespräch. «Weil eines der Elternteile muss ja auf jeden Fall zu
Hause bleiben», erklärte Uwe Reuter.

Nach Aussage eines UMG-Sprechers steigt die Zahl der Mitarbeiter, die
wegen einer Quarantäne ihrer Kinder ausfallen. Derzeit sei das
allerdings noch zu kompensieren. Im Dezember habe die Ausfallquote
noch höher gelegen.

Melanie Jäckel, Pandemiebeauftragte und Leitende
Krankenhaushygienikerin am Klinikum Südstadt Rostock, erklärte auf
Anfrage: «Es sind bereits die ersten Ausfälle beim Personal zu
verzeichnen, meist aufgrund infizierter Kita- und Schulkinder, die zu
Hause betreut werden müssen.» Auch an der Universitätsmedizin Rostock

(UMR) nehme man tendenziell vermehrte Personalausfälle wahr, ohne
dass eine Sprecherin dies jedoch auf zu betreuende Kinder bezog.

Sowohl an der UMG als auch an der UMR sind planbare Operationen nach
eigenen Angaben eingeschränkt. «Wir operieren ein bisschen mehr als
im Dezember, aber wir sind weit weg von voller Kapazität», sagte
Reuter. Im Notfall könne man bei großen Personalausfällen den Betrieb

an der UMG weiter auf das «dringlichste Notfallgeschehen»
herunterfahren. Von normalerweise 16 OP-Sälen würden momentan zehn
bis elf betrieben. «Fünf ist das absolute Minimum, was wir hier in
der Region brauchen.»

Jäckel erklärte, man müsse inzwischen mehrfach in der Woche die
Personalsituation überprüfen und gegebenenfalls umstrukturieren.
«Angesichts der Omikron-Welle ist eher mit einer Zuspitzung der
Versorgungslage zu rechnen.» Nach zwei Jahren Pandemie sei man aber
bestens vorbereitet.

Der Krisenstab der UMG rechnet in den kommenden zwei Wochen für den
Nordosten mit einer Sieben-Tage-Inzidenz der Corona-Neuinfektionen je
100 000 Einwohner von über 1000. Man hoffe aber auf keinen oder nur
einen geringen Anstieg der Covid-Patienten wegen deutlich milderer
Krankheitsverläufe bei der Omikron-Variante des Coronavirus. Derzeit
sei die Lage einigermaßen stabil. «Aber das sind natürlich immer nur

Momentaufnahmen», hieß es.

Die UMR kann nach eigenen Angaben erste Bereiche von Normalstationen,
die zwischenzeitlich für Covid-Patienten genutzt wurden, wieder in
einen Normalbetrieb nehmen. Die internistische Intensivstation sei
aber regelmäßig zu 100 oder mehr Prozent ausgelastet. Sechs von zehn
dortigen Covid-Patienten wurden den Angaben zufolge Mitte der Woche
aufwendig mit einer externen Herz-Lungen-Maschine beatmet. «Wir gehen
auch in den kommenden Wochen von hohen Patientenzahlen aus.»

Nach Aussage des Greifswalder Bioinformatikers und Mitglieds des
Corona-Expertenrates der Bundesregierung, Lars Kaderali, ist Omikron
noch nicht auf den Stationen im Nordosten angekommen. Derzeit ließen
die zurückgehenden Delta-Fälle die Zahl der Hospitalisierungen
sinken.

Am Helios Klinikum Stralsund sind nach eigenen Angaben zuletzt die
Covid-Patientenzahlen etwas zurückgegangen. Es sei aber noch zu früh,
um eine Tendenz auszumachen. Man rechne wieder mit steigenden Zahlen.
Auch bei den Helios Kliniken Schwerin könne man nicht von einer
Entspannung reden.

In Neubrandenburg verzeichneten das Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum und
die Bethesda Klinik als zugehöriges Ersatzkrankenhaus nach eigenen
Angaben zuletzt eine leicht sinkende Zahl von Covid-Patienten. «Dass
sich Mitarbeitende infizieren und ausfallen oder als Kontaktpersonen
in Quarantäne müssen, gehört zum Alltag», hieß es. Man könne ni
cht
abschätzen, ob die neue Virus-Variante zu mehr Personalengpässen
führen werde.