Hamburger Corona-Inzidenz schießt auf 723 - 2590 neue Fälle

Die Sieben-Tage-Inzidenz und die Zahl der registrierten
Corona-Neuinfektionen in Hamburg waren noch nie so hoch. Von einem
schleppenden Impftempo will die Kassenärztliche Vereinigung dennoch
nichts wissen. Für Kinder gibt es nun 5000 neue Impftermine.

Hamburg (dpa/lno) - Die Zahl der Corona-Fälle und die
Sieben-Tage-Inzidenz in Hamburg haben bislang nie gekannte Höhen
erreicht. Die Gesundheitsbehörde gab die Zahl neu gemeldeter
Ansteckungen je 100 000 Einwohner binnen einer Woche am Mittwoch mit
723,0 an (Stand: 12.00 Uhr). Am Dienstag betrug der Wert noch 690,2,
vor einer Woche 499,4. Gleichzeitig meldete sie 2590 bestätigte
Neuansteckungen. Das sind so viele wie noch nie an einem Tag - und
542 mehr als am Vortag und 625 mehr als am Mittwoch vor einer Woche.
Die bisher höchste Fallzahl hatte die Gesundheitsbehörde am
vergangenen Donnerstag mit 2264 gemeldet.

Auch bundesweit schossen die Corona-Fallzahlen vor allem wegen der
noch ansteckenderen Omikron-Variante auf Rekordhöhe und überschritten
am Mittwoch erstmals die Schwelle von 80 000. Die Gesundheitsämter
meldeten dem Robert Koch-Institut (RKI) demnach 80 430 Fälle in 24
Stunden. Die Sieben-Tage-Inzidenz gab das RKI auf Basis einer anderen
Berechnungsgrundlage mit 407,5 für ganz Deutschland mit 407,5 und für
Hamburg mit 568,9 an.

Unverändert versah die Behörde in Hamburg ihre Zahlen mit dem
Hinweis, dass von einer höheren Fallzahl und somit auch von einer
noch höheren Inzidenz ausgegangen werden muss. Der Grund sei der
schnelle Anstieg und das hohe Fallaufkommen, welches zu einer
teilweise späteren Meldung durch die Labore sowie zu einer teilweise
verzögerten Bearbeitung an den übermittelnden Stellen führten.

Nach den vorliegenden Daten haben sich in der Hansestadt seit Februar
2020 nun insgesamt mindestens 161 544 Menschen infiziert. Davon
gelten 128 700 nach RKI-Schätzung als genesen. Die Zahl der seit
Beginn der Pandemie an oder im Zusammenhang mit dem Coronavirus
gestorben Menschen stieg um 2 auf 2034.

Auf den Intensivstationen der Hamburger Krankenhäuser wurden
Mittwochnachmittag (Stand: 15.15 Uhr) 79 Covid-19-Patienten
behandelt, sieben weniger als am Vortag. Das geht aus dem Register
der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und
Notfallmedizin (Divi) hervor. 45 von ihnen mussten demnach invasiv
beatmet werden, drei weniger als am Dienstag. Die Gesundheitsbehörde
gab die Gesamtzahl der Covid-19-Fälle in den Kliniken mit 397 an
(Stand: Dienstag) - 31 mehr als am Vortag.

Die Hospitalisierungsinzidenz, also die Zahl der in Krankenhäusern
aufgenommenen Corona-Patienten je 100 000 Einwohner und Woche, lag am
Mittwoch dem RKI zufolge bei 5,07 - nach 4,70 am Dienstag. Bundesweit
sank der Wert von 3,34 auf 3,13. Bei Überschreiten der Grenzwerte 3,
6 und 9 können die Bundesländer jeweils schärfere Maßnahmen zur
Bekämpfung der Pandemie verhängen.

80,0 Prozent der Hamburgerinnen und Hamburger sind nach RKI-Angaben
inzwischen mindestens einmal geimpft. Den vollständigen Grundschutz
mit der meist nötigen zweiten Spritze haben demnach 77,7 Prozent der
Hansestädter. Eine Auffrischungsimpfung erhielten 40,2 Prozent. Bei
den Erst- und Zweitimpfungen liegt Hamburg im Ländervergleich zwar
weiter auf dem dritten Platz hinter Bremen und dem Saarland. Bei den
«Booster»-Impfungen zur Auffrischung sind jedoch nur Brandenburg,
Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen noch schlechter als Hamburg.

Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Hamburg wies dennoch jegliche
Kritik wegen eines schleppenden Impftempos zurück. «Die
niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte sowie die Teams der Behörde
impfen in demselben hohen Tempo weiter wie vor den Feiertagen», sagte
der KV-Vorsitzende Walter Plassmann. So seien in der vergangenen
Woche in den Praxen knapp 67 000 Impfungen verabreicht worden und in
den ersten beiden Tagen dieser Woche bereits mehr als 25 000.

Nach wie vor entfielen jeweils rund zehn Prozent dieser Impfungen auf
Erst- und Zweitimpfungen. «Diese Zahl ist bedeutender als die Zahl
der Auffrischimpfungen», sagte Plassmann. Er betonte zudem,
KV-Hochrechnungen hätten ergeben, dass die Impfquote um etwa zwei bis
drei Prozentpunkte höher sei als ausgewiesen. Die Datenlücke zwischen
gemeldeten und tatsächlichen Impfungen wolle die KV Hamburg nun mit
dem RKI schließen.

Nach Angaben der Gesundheitsbehörde stehen nun für Fünf- bis
Elfjährige im Kinder-Impfzentrum 5000 neue Termine zur Verfügung. Sie
seien über das Online-Buchungssystem buchbar. Im Impfzentrum in der
Neustadt werde dienstags bis donnerstags sowie an den Wochenenden
jeweils zwischen 10.00 und 17.00 Uhr geimpft. Davon unabhängig können
sich Kinder auch in Kinderarztpraxen sowie in einigen Kliniken gegen
das Coronavirus immunisieren lassen.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die Impfung von Kindern
im Alter von fünf bis elf Jahren, wenn Vorerkrankungen ein erhöhtes
Risiko für einen schweren Verlauf einer Covid-19-Erkrankung bergen
oder wenn bei Angehörigen oder anderen Kontaktpersonen ein schwerer
Krankheitsverlauf zu befürchten ist. Für gesunde Fünf- bis Elfjähri
ge
gibt es keine Impfempfehlung der Stiko, gleichwohl können sie sich
impfen lassen.