Bauern in Bolivien protestieren gegen Impfnachweis

La Paz (dpa) - Zahlreiche Bauern in Bolivien haben gegen die geplante
Einführung eines Impfnachweises demonstriert. Zudem forderten die
Frauen und Männer in überwiegend traditioneller Kleidung vor dem
Gesundheitsministerium am Regierungssitz in La Paz den Rücktritt von
Gesundheitsminister Jeyson Auza, wie die bolivianische Zeitung «El
Deber» am Dienstagabend (Ortszeit) berichtete.

Demnach drohten die Demonstranten mit Straßenblockaden, sollte die
Regierung zwei Dekrete nicht aufheben, wonach unter anderem
Supermärkte, Banken und Hochschulen ausschließlich mit einem
Corona-Impfpass und einem PCR-Test betreten werden dürfen. Die
Verantwortlichen des Bürgerkomitees von La Paz' Zwillingsstadt El
Alto riefen von Mittwoch an zu einem landesweiten Streik auf, wie die
Zeitung «Página Siete» berichtete.

«Wir leben nicht in Diktaturzeiten», zitierte «El Deber» den
Bauernvertreter Pedro Laruta. Die Impfung sei eine individuelle
Entscheidung. Er sei nicht geimpft und man könne ihn auch nicht
zwingen. «Das Volk weiß, wie es sich schützen kann», verwies Laruta

auf die traditionelle Medizin.

Auch der bolivianische Vizepräsident David Choquehuanca hatte sich
mit Verweis auf die traditionelle Medizin und zwei vorherige
Corona-Infektionen nach langen Diskussionen erst kürzlich erstmals
gegen Corona impfen lassen. Choquehuanca und sechs Minister wurden
nach Regierungsangaben vom Dienstag positiv auf Corona getestet.

In Bolivien, einem Andenstaat mit hohem indigenem Bevölkerungsanteil,
in dem viele auch auf natürliche Heilmittel vertrauen, wurden bisher
insgesamt rund 697 000 bestätige Corona-Infektionen verzeichnet und
mehr als 20 000 Tote im Zusammenhang mit dem Erreger registriert. Das
Elf-Millionen-Einwohner-Land hatte zuletzt unter anderem angesichts
der Ausbreitung der Omikron-Variante mit 60 801 Corona-Neuinfektionen
eine Höchstmarke für eine Woche erreicht.