Sachsen-Anhalts Ärzte fordern Impfstoff ohne Mengenbegrenzung

Auch wenn die Zahlen in Sachsen-Anhalt noch überschaubar sind,
bundesweit steigen die Zahlen der Corona-Neuinfektionen stark.
Parallel läuft die Impfkampagne aus Sicht der Ärzte nicht so, wie es
sein könnte.

Magdeburg (dpa/sa) - Die Ärzte in Sachsen-Anhalt sehen sich bei den
Corona-Impfungen durch eine Quotierung des Biontech-Impfstoffs
gebremst. «Wir brauchen nicht mehr Berufsgruppen, die mitimpfen. Wir
brauchen mehr Impfstoff, dauerhaft und ohne Mengenbegrenzung, um
Impftermine und Impfaktionen zuverlässig planen zu können», erklärt
e
der Präsident der Ärztekammer Sachsen-Anhalt, Uwe Ebmeyer, am
Mittwoch in Magdeburg. Der Präsident der Apothekerkammer
Sachsen-Anhalt, Jens-Andreas Münch, bestätigte, dass Bestellungen für

die Praxen gekürzt werden.

In Sachsen-Anhalt sind laut der Kassenärztlichen Vereinigung seit
April 2021 in Haus- und Facharztpraxen mehr als 1,8 Millionen
Covid-19-Schutzimpfungen gegeben worden. Allein in der 50.
Kalenderwoche vor Weihnachten habe die Zahl der Impfungen in
insgesamt 1362 Praxen bei 114 516 gelegen. Das seien Spitzenwerte
gewesen. Der KV-Chef Jörg Böhme führte die hohen Zahlen darauf
zurück, dass es zunehmend eine Ausweichbewegung in Richtung des
Moderna-Impfstoffes gebe.

Zusätzlich zu den Haus- und Fachärzten sollen künftig grundsätzlich

auch Zahnärzte und Apotheker sowie Tierärzte impfen. Das lässt aber
noch auf sich warten. Laut der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt sind
die Qualifikationsangebote bereits angelaufen. Es gebe
Online-Angebote für den theoretischen Teil, anschließend sei ein
praktischer Teil etwa in einem Impfzentrum notwendig. Weitere
Voraussetzungen dafür, dass Zahnärzte Corona-Schutzimpfungen
durchführen könnten, sei die technische Anbindung für die täglichen

Meldungen zu den Impfungen. Das ist laut dem Präsidenten der
Zahnärztekammer, Carsten Hünecke, der schwierigste Part.

Wolfgang Gaede als Präsident der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt
sagte, die Veterinärmediziner stünden zusätzlich vor einer
versicherungstechnischen Hürde. Die Haftpflichtversicherung beziehe
sich bei ihnen nur auf tierische Patienten, nicht auf menschliche.

Hünecke und Vertreter von Apotheken sowie Tierärzten betonten, sie
sähen sich beim Impfen nicht als Konkurrenz zu den Ärzten, sondern
als Unterstützung. Es gehe etwa auch um die Mithilfe in Impfzentren
und in mobilen Impfteams.

In Sachsen-Anhalt haben laut Sozialministerium bis einschließlich
Dienstag knapp 1,53 Millionen Menschen eine Erstimpfung erhalten, das
entspricht 70,2 Prozent. 68,9 Prozent haben zwei Impfungen sowie rund
819 000 und damit 37,6 Prozent haben schon eine Auffrischungsimpfung
bekommen. Am Mittwoch gab das Robert Koch-Institut (RKI) die Zahl der
Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche für
Sachsen-Anhalt mit 254,4 an. Nur in Sachsen (239,5) war der Wert noch
geringer. Im bundesweiten Durchschnitt lag er bei 407,5.

Der KV-Vorstandsvorsitzende Jörg Böhme betonte, dass die Impfpflicht
in den Praxen wichtig sei, es in Einzelfällen aber zu
Versorgungsproblemen kommen könne. «Wir sind die, die andere
behandeln müssen, wir müssen da sein, müssen zur Verfügung stehen,

deswegen hat die Impfpflicht schon oberste Priorität.» Daten, welche
und wie viele Ärzte geimpft seien, gebe es nicht. «Wir tappen da im
Dunkeln», sagte Böhme.

«Wir sind nicht sicher, wie viele von den Kollegen - da wird es
sicher einige geben - nicht geimpft sind. Und ob das dann
gegebenenfalls die Sicherstellung gefährden könnte, das muss man dann
schauen.» Einzelne Kollegen könnten schon große Lücken reißen. In

einigen Regionen gebe es zwei Chirurgen, wenn einer davon ausfalle,
könne die haus- und fachärztliche Versorgung gefährdet sein, sagte
Böhme. «Da könnten Probleme auf uns zukommen, da müssen wir schauen
,
ob wir zusammen mit der Politik mit Augenmaß reagieren können.» Bei
medizinischen Fachpersonal hätten die Ärzte als Arbeitgeber keine
andere Chance, als ab dem 16. März den Zutritt zur Praxis zu
verwehren und die Mitarbeiter zu ersetzen.