Corona-Ausbruch auf Sylt - Ermittlungen wegen falscher Impfpässe Von Birgitta von Gyldenfeldt, dpa

Nach den Feierlichkeiten rund um den Jahreswechsel kehrt auf Sylt
traditionell Ruhe ein. In diesem Jahr allerdings noch etwas früher
als sonst. Der Grund: Explodierende Fallzahlen nach einem
Corona-Ausbruch.

Westerland (dpa) - «Wir machen Betriebsferien», «Jetzt hat die
Pandemie uns leider auch erwischt. Wir schließen auf Grund von
Covid-19 bis auf Weiteres unser Restaurant». Diese und ähnliche
Schilder hängen aktuell in diversen Betrieben auf Sylt. Die
Nordseeinsel verzeichnet seit einigen Wochen rasant ansteigende
Infektionszahlen. Zurückzuführen ist dies wahrscheinlich - wie in
anderen Orten auch - auf Partys an Weihnachten.

Der Corona-Ausbruch nach einer Party unter 2G-Plus-Bedingungen
(Genesen oder geimpft plus aktuellem Coronatest) an Heiligabend in
einer Nobeldisco in Kampen beschäftigt nun sogar die Polizei. «Ich
kann Ihnen bestätigen, dass aufgrund der Berichterstattung in den
Medien zu möglichen gefälschten Impfausweisen Ermittlungen von der
Kriminalpolizei Sylt eingeleitet wurden», sagt ein Sprecher der
Polizei Flensburg am Dienstag. Die Ermittlungen liefen. Ein Ergebnis
dazu gab es den Angaben zufolge zunächst noch nicht.

Am 26. Dezember gab es 27 registrierte aktive Corona-Fälle unter den
rund 18 000 Einwohnern der Insel Sylt. Am 9. Januar - also zwei
Wochen später - meldete der Kreis Nordfriesland 476 aktive
Corona-Fälle für die Insel. Am Montag waren es 477. Die
hochgerechnete, offiziell nicht ausgewiesene Sieben-Tage-Inzidenz auf
Sylt liegt nach Berechnungen einiger örtlicher Medien derzeit bei
über 1700. Die offizielle Zahl für den gesamten Kreis Nordfriesland
lag am Montag bei 697,6. Für einzelne Kommunen rechnet der Kreis
keine Inzidenzen aus. Dies werde nicht für sinnvoll gehalten, sagte
ein Kreissprecher.

Die Verläufe der aktuell Infizierten auf der Insel seien mild, sagt
der Geschäftsführer der Sylt Marketing, Moritz Luft. So habe das
Klinikum auf der Insel in der Omikron-Welle bislang noch keine
Infizierte aufnehmen müssen. Daher seien die Menschen auf der Insel
vorsichtig, Hysterie herrsche nicht.

Mehrere Restaurants, Cafés und Hotels auf der Insel haben angesichts
der steigenden Corona-Zahlen auf der beliebten Urlaubsinsel dennoch
die Reißleine gezogen und ihren Betrieb für einige Wochen geschlossen
- als Vorsichtsmaßnahme oder weil sie das Virus auch erwischt hat.
«Aufgrund der zahlreichen Corona-Ausbrüche haben bereits mehr als 20
Sylter Gastronomie- und Hotelbetriebe ihren Betrieb vorläufig
eingestellt oder ziehen ihre Betriebsferien präventiv vor, um ihre
Mitarbeiter und Gäste zu schützen», sagte Luft.

Für den Tourismus auf Sylt bedeuten die spontanen und vorgezogenen
Schließungen eine Verkleinerung des touristischen Angebots. Eine Art
selbstauferlegter Lockdown sei dies allerdings nicht, sagt Luft. Und
tatsächlich gibt es immer noch eine gute Auswahl an Cafés und
Restaurants, in denen sich die Urlauber, die um diese Jahreszeit auf
der Insel sind, nach einem Strandspaziergang aufwärmen können. Wegen
eines Ausbruchs offiziell geschlossen wurde zudem vom Kreis
Nordfriesland keiner der Betriebe, wie ein Sprecher des Kreises
sagte.

Doch warum schließt ein Betrieb freiwillig? «Wir haben uns zu diesem
Schritt entschlossen, weil wir gemerkt haben, dass die Omikron-Welle
immer näher rückt, dass gefühlt täglich zwei Restaurants oder
gastronomische Betriebe geschlossen haben», sagt Jens Lund, Inhaber
des gleichnamigen Café-Restaurants in Hörnum im Süden der Insel. Er
habe die geplanten Betriebsferien nach Absprachen auch mit seinen
Mitarbeitern daher um einige Tage vorgezogen und verlängert. «Das war
für uns die sichere Variante, bevor sich jemand infiziert.» Auch wenn
man davon ausgehe, dass Omikron nicht zu schweren Verläufen führe,
stehe die Sicherheit an erster Stelle. «Wir wollen es auch nicht in
unsere Familien tragen.»

Am Ende der Friedrichstraße in Westerland liegt das traditionsreiche
Luxushotel Miramar, das seit Generationen in Familienbesitz ist. Vor
der Rezeption erfasst eine Kamera automatisch die Temperatur der
eintretenden Gäste. Eigentlich. Denn auch das Fünfsterne-Haus der
Familie Kreis hat seit dem 9. Januar geschlossen. Aus Sorge vor der
Omikron-Welle. Eigentlich wollte das Miramar seine Betriebsferien wie
immer im November machen und hat diese jetzt vorgezogen - «aus
Vorsicht und zum Schutz unserer Mitarbeiter», sagt Mariella Kreis.
Die Situation sei seit den Feiertagen ja etwas heikel. «Wir hatten
keinen Fall und wollen dem auch vorbeugen.» Bei den Gästen sei die
Entscheidung auch gut angekommen, weil diese ja auch vorsichtig
seien. Die Gäste, die jetzt angereist wären, hätten einfach zum
nächstmöglichen Zeitpunkt gebucht. «Wir haben die Feiertage gut
überstanden, so dass man mit ruhigen Gewissen jetzt sagen kann, wir
machen mal eine kleine Pause.»