Nach umstrittenem Artikel: «Bild» und Wissenschaft suchen Dialog

Berlin (dpa) - Nach einem umstrittenen «Bild»-Artikel über mehrere
Wissenschaftler und die Corona-Pandemie suchen die Boulevardzeitung
und Wissenschaftseinrichtungen den Dialog. Für den 28. Januar ist ein
Gesprächsformat im Medienhaus Axel Springer, zu dem «Bild» gehört,

geplant, wie das Unternehmen am Dienstag in Berlin ankündigte.

In einer gemeinsamen Einladung sind mehrere beteiligte
wissenschaftliche Organisationen aufgeführt, darunter auch die
Helmholtz-Gemeinschaft. Es soll bei dem Treffen um die Rolle des
Boulevardjournalismus' in Zeiten der Pandemie gehen.

«Bild» hatte im Dezember breite Kritik wegen der Berichterstattung
über die Pandemie auf sich gezogen. Konkret ging es um einen Artikel
mit der Überschrift «Die Lockdown-Macher», in dem die Rolle mehrerer

Wissenschaftler thematisiert wurde.

Eine Allianz von Wissenschaftsorganisationen kritisierte daraufhin,
dass einzelne Forscherinnen und Forscher «zur Schau gestellt und
persönlich für dringend erforderliche, aber unpopuläre Maßnahmen zu
r
Pandemie-Bekämpfung verantwortlich gemacht werden». Das könne zu
einem Meinungsklima beitragen, das an anderer Stelle bereits dazu
geführt habe, dass Wissenschaftler sich physischer oder psychischer
Gewalt ausgesetzt sahen oder bedroht wurden.

Beim Deutschen Presserat gingen bis Mitte Dezember fast 100
Beschwerden ein, es läuft ein Verfahren. «Bild» hatte auf die Kritik

reagiert.

Chefredakteur Johannes Boie betone in einem Statement, das bei «Bild»
zu lesen war: Wer dieses Land regiere, verändere und über das Leben
der Menschen bestimme, müsse Kritik aushalten. Gerade auch von
Journalisten. «Umgekehrt muss Kritik angemessen geübt werden. Das
gilt ausdrücklich auch für «Bild».»

In der Einladung zu dem öffentlichen Gesprächsformat, das live
übertragen werden soll, heißt es, man wolle einen nach vorn
gerichteten Dialog vertiefen. Für das Gespräch sind zum Teil auch
Wissenschaftler angekündigt, die in dem umstrittenen Artikel genannt
wurden.