Lauterbach: Corona-Kurs nicht ursächlich für mehr Psyche-Störungen

Berlin (dpa) - Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat Vorwürfe
zurückgewiesen, dass die deutsche Corona-Politik mit ihren
international eher etwas strengeren Maßnahmen für die Zunahme
psychischer Störungen verantwortlich ist. «Da muss man vorsichtig
sein, das geben die Studien aus meiner Sicht nicht her», sagte der
SPD-Politiker am Montagabend in der ARD-Sendung «Hart aber fair». Es
gebe mehr psychische Störungen auch in Staaten, die weniger gemacht
haben als Deutschland. Als Beispiel nannte er die USA, wo seiner
Ansicht nach sehr viele Tote vermeidbar gewesen wären. Die Störungen
seien mutmaßlich eher auf die Corona-Lage insgesamt als auf die
Schutzmaßnahmen zurückzuführen.

Den Verzicht der britischen Regierung auf strenge Maßnahmen trotz
explodierter Infektionszahlen nannte er eine «unethische Wette».
Deutschland sei mit seinem Kurs, die Menschen zu schützen, auch
ökonomisch nicht schlechter gefahren als etwa Großbritannien. Der
britische Kurs komme auch schon deshalb nicht in Frage, weil die
Impfquote in Deutschland insbesondere bei den Älteren viel schlechter
sei als die in Großbritannien. «Ich würde eine solche Strategie wie
in England, die auf Durchseuchung hinausläuft, ohne dass man es so
nennen will, eine solche Strategie würde ich uns niemals empfehlen.
Und dafür steht auch die Bundesregierung nicht zur Verfügung.»

Mit Blick auf Klagen von Ärzten über eine unzureichende Versorgung
mit Impfstoff sagte Lauterbach: «Das ist also Aufgabe der Länder,
diese Zuteilung vorzunehmen. Und ich würde mir da auch also eine
etwas andere Zuteilung von Land zu Land vorstellen.» Insgesamt gebe
es mehr Impfstoff als nötig, um die gesamte zu Auffrischimpfungen
bereite Bevölkerung abdecken zu können - allerdings nicht den vor
allem nachgefragten der Hersteller Biontech und Pfizer, sondern vor
allem den von Moderna. Moderna-Dosen seien in großer Menge gekauft
worden, Biontech hingegen habe «aus Produktionsgründen» nicht
ausreichend besorgt werden können.