Experten: Vermeintlicher «Demikron»-Nachweis wohl ein Artefakt

Basel (dpa) - Der vermeintliche Nachweis einer Misch-Variante aus
Delta und Omikron in Zypern geht Experten zufolge wohl auf
Verunreinigungen während der Analyse zurück. «Diese Genome sind mit
hoher Wahrscheinlichkeit Artefakte», erläuterte Richard Neher von der
Universität Basel (Schweiz), führender Experte für Virusvarianten,
der Deutschen Presse-Agentur. Die Omikron-Mutationen, die hier in
einem Zusammenhang mit Delta-Genomsequenzen beobachtet würden,
beträfen alle einen DNA-Abschnitt, der bei Delta-Nachweisen oft sehr
schwach ausfalle und daher sehr anfällig für Kontamination sei.
Ähnlich äußerten sich weitere Experten bei Twitter, etwa die
WHO-Expertin Maria van Kerkhove: Das Ergebnis gehe wahrscheinlich auf
Verunreinigungen beim Sequenzieren zurück.

Zuvor kursierten Berichte mit Verweis auf ein Interview mit dem
örtlichen Sender Sigma TV, denen zufolge Leontios Kostrikis von der
Universität Zypern 25 Fälle identifiziert haben will, in denen eine
Mischvariante aus Delta und Omikron - Deltakron genannt - Ursache der
Infektionen war.

«Es ist zwar durchaus möglich, dass es Rekombinanten gibt, aber
bislang wurden keine größeren Ausbrüche mit solchen Varianten
beobachtet», betonte Neher. «Diese Genome aus Zypern sind vermutlich
keine Rekombinanten.»

Auch ein Mitglied des griechischen Krisenstabes für die
Corona-Pandemie, Gikas Magiorkinis, erklärte, dass Kostrikis'
Schlüsse falsch seien. «Erste Analysen zeigen, dass es sich um einen
technischen Fehler des Labors handelt», twitterte der Epidemiologe.
Kostrikis selbst allerdings wollte eine Fehleinschätzung zunächst
nicht einräumen, er beharrte am Montag auf seinen Ergebnissen.