Schulen stellen Omikron schärfere Corona-Auflagen entgegen

Nach den Weihnachtsferien startet der Schulunterricht im Norden
mitten in einer Phase stark zunehmender Corona-Infektionen.
Hygienemaßnahmen würden «gelassen und routiniert praktiziert», sagt

Bildungsministerin Prien. Kritik kommt von SPD und GEW.

Kiel (dpa/lno) - Für Hunderttausende Kinder und Jugendliche in
Schleswig-Holstein hat am Montag wieder die Schule begonnen. «Nach
allem, was wir wissen, sind die Schulen in Schleswig-Holstein heute
problemlos mit erhöhten Hygienebedingungen wieder gestartet», sagte
Bildungsministerin Karin Prien (CDU) am Montag der Deutschen
Presse-Agentur. Weil der Start des Unterrichts mitten in eine Phase
stark zunehmender Corona-Infektionen mit der Omikron-Variante fiel,
hatte das Bildungsministerium strenge Auflagen erlassen.

«An den Schulen werden die Hygienemaßnahmen mittlerweile gelassen und
routiniert praktiziert und die Erhöhung der Testfrequenz von zwei auf
drei wird begrüßt», führte Prien weiter aus. Die Testpflicht wird
zunächst für zwei Wochen ausgeweitet: Statt wie bisher zwei sind
jetzt drei Tests pro Woche vorgesehen. Mit der nächsten Schul- und
Corona-Verordnung soll die Testpflicht auch auf Genesene und Geimpfte
ausgeweitet werden.

Viele Eltern sind laut Prien der Bitte gefolgt und reihten sich mit
ihren Kindern bereits am Sonntag in die Warteschlangen vor den
Testzentren ein, um sich und ihre Kinder testen zu lassen. «Das zeigt
ein großes Verantwortungsbewusstsein und dafür möchte ich mich noch
einmal ausdrücklich bedanken.» Einen Wechsel in den Distanzunterricht
solle nur geben, wenn mehr als die Hälfte der Schüler in einer Gruppe
von einer Quarantäne-Anordnung oder ein Drittel der Lehrkräfte
betroffen sind.

Zu den wichtigsten Schutzmaßnahmen gegen eine Viren-Übertragung
gehört nach Überzeugung des Ministeriums die Mund-Nasen-Bedeckung.
Eine Pflicht zum Maskentragen gelte daher für alle Schularten und
alle Jahrgänge, hatte Prien angekündigt. Von Ausnahmen sollte
zurückhaltend Gebrauch gemacht werden.

An Grundschulen und Förderzentren werden wieder Kohorten gebildet,
die möglichst klein sein sollen, bei klassenübergreifendem Unterricht
oder zur Umsetzung von Ganztags- und Betreuungsangeboten aber auch
mehrere Lerngruppen oder sogar Jahrgänge umfassen dürfen. Sport- und
Musikunterricht soll es weiterhin geben - allerdings so, dass die
Infektionsgefahr minimiert wird. Wettkämpfe, Singen und Musizieren
mit Blasinstrumenten werden nach Priens Worten daher vorerst nicht
möglich sein.

Kritik kam von der SPD. «Aus meiner Sicht bräuchte es jetzt ein
leichteres Umschalten auf Wechsel- und Distanzunterricht bei hohen
Inzidenzen, ein Aussetzen der Präsenzpflicht auf Antrag wie auf dem
Höhepunkt der letzten Wellen und eine klare Aussage zu
Klassenfahrten, auf die im ersten Quartal 2022 verzichtet werden
sollte», sagte der SPD-Bildungspolitiker Martin Habersaat. Es sei
unverständlich, dass die Testpflicht für geimpfte und genesene
Schülerinnen und Schüler noch auf sich warten lasse. «Im Landtag
gelten strengere Regeln als im Klassenraum.»

Aus Sicht der Bildungsgewerkschaft GEW reichen drei Tests pro Woche
nicht aus, es sollte vielmehr täglich getestet werden. Außerdem hätte

die Gewerkschaft lieber weniger hohe Hürden zum Wechsel von Präsenz-
in den Distanzunterricht. Für die Kitas forderte sie Instrumente für
den Fall von Corona-Ausbrüchen.

«Was die Kindertagesstätten betrifft, scheint das Sozialministerium
auf Tauchstation gegangen zu sein. Unterstützende Maßnahmen fehlen
fast völlig», sagte die GEW-Landesvorsitzende Astrid Henke. Ein
halbwegs sicherer Betrieb lasse sich so nicht gewährleisten. «Im
Moment dauert es viel zu lange, bis Kinder vom Gesundheitsamt in
Quarantäne geschickt werden, wenn es denn überhaupt noch passiert.»
Kitas sollten bei Bedarf Kohorten bilden, Randzeiten einschränken und
auch Gruppen verkleinern oder schließen können.

Nach Ansicht der GEW müssten kindgerechte Tests wie Lollytests, in
allen Kitas bereitstehen. Eltern sollten ihre Kinder zweimal
wöchentlich zuhause testen und das verbindlich per Unterschrift
bestätigen.

In Schleswig-Holstein besuchen nach Angaben des Bildungsministeriums
fast 362 000 Schülerinnen und Schüler 794 öffentliche
allgemeinbildende Schulen.