Omikron lässt Hamburgs Gesundheitsämter kaum noch hinterherkommen

Die Coronavirus-Variante Omikron stellt die Hamburger
Gesundheitsämter vor große Herausforderungen. Kontaktverfolgung sind
aufgrund der vielen Infektionsfälle kaum noch möglich - und auch bei
den Zahlen hinkt man mittlerweile wohl hinterher.

Hamburg (dpa/lno) - In Hamburg wird es aufgrund der hohen Zahl an
Corona-Infektionen für die Gesundheitsämter offenbar immer
schwieriger, die Übersicht zu behalten. Zwar kamen am Sonntag nach
Angaben der Sozialbehörde mit 702 neu nachgewiesenen Infektionen
vergleichsweise wenige Fälle hinzu. Allerdings entspreche dies nur
der «verarbeiteten Fallanzahl», hieß es. «Der Grund hierfür ist d
er
schnelle Anstieg und das hohe Fallaufkommen, welches zu einer
teilweise späteren Meldung von Befunden durch die Labore sowie zu
einer teilweise verzögerten Bearbeitung an den übermittelnden Stellen
führt.» Deshalb sei von höheren Fallzahlen und einer höheren
Sieben-Tage-Inzidenz auszugehen.

Angesichts des hohen Meldeaufkommens sei auch eine
Kontaktnachverfolgung für die Gesundheitsämter immer schwieriger und
finde zumeist nur noch in besonderen Fällen statt, sagte
Behördensprecher Martin Helfrich der Deutschen Presse-Agentur. «Wir
konzentrieren unsere Ressourcen darauf, Infizierte zu kontaktieren.»
Allein die Erfassung der Fälle stelle schon «eine große
Herausforderung» dar.

Verantwortlich für den rasanten Anstieg ist laut Behörde die
Omikron-Variante, die mittlerweile in Hamburg hinter so gut wie jeder
Neuinfektion steht. «Wir gehen aufgrund laufender Untersuchungen und
Hochrechnungen davon aus, dass derzeit rund 90 Prozent des
Infektionsgeschehens in Hamburg auf diese Variante zurückzuführen
sind», sagte Helfrich. Mittlerweile dürfte damit «mehr oder weniger
jeder Fall» auf die Variante zurückzuführen sein. «Damit bildet
Omikron nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel.»

Insofern würden auch keine gesonderten Maßnahmen mehr in
Omikron-Fällen ergriffen, da die positiv Getesteten in der Regel auch
keinen Befund erhalten würden, mit welcher Variante sie infiziert
sind. Zudem würden die Sequenzierungen zur Bestimmung der
Virus-Variante auf das «normale Maß» von fünf bis zehn Prozent der

positiven PCR-Tests zurückgefahren. Aufgrund der Omikron-Ausbreitung
habe der Anteil der Sequenzierungen zuletzt im «hohen zweistelligen
Bereich» gelegen, sagte er.

Die 702 am Sonntag gemeldeten Fälle sind 1554 weniger als am Samstag
und 333 weniger als vor einer Woche. Die Zahl neu registrierter
Ansteckungen je 100 000 Einwohner binnen einer Woche sank damit auf
611,6. Am Samstag lag sie bei 629,1, vor einer Woche noch bei 406,9.
Die Zahl der seit Beginn der Pandemie an oder im Zusammenhang mit dem
Coronavirus gestorbenen Menschen in der Hansestadt stieg laut Robert
Koch-Institut (RKI) um 4 auf 2029. Insgesamt haben sich seit Februar
2020 in der Hansestadt nun mindestens 155 008 Menschen infiziert; 126
200 davon gelten nach RKI-Schätzung als genesen.

Bei der Sieben-Tage-Inzidenz liegt Hamburg weiter deutlich über dem
Bundesdurchschnitt. Auf Basis einer anderen Berechnungsmethode gab
das RKI am Sonntag für Hamburg eine Sieben-Tage-Inzidenz von 575,2
an, für ganz Deutschland einen Wert von 362,7.

Auf den Intensivstationen der Hamburger Krankenhäuser wurden
Sonntagvormittag (Stand 11.45 Uhr) laut dem Register der Deutschen
Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin
(Divi) 80 Covid-19-Patienten behandelt, einer mehr als am Vortag; 45
von ihnen mussten invasiv beatmet werden, 2 mehr als am Samstag. Die
Gesundheitsbehörde hatte die Gesamtzahl der Covid-19-Patienten in den
Kliniken der Hansestadt zuletzt (Stand: Freitag) mit 328 angegeben.

Angesichts rasant steigender Infektionszahlen gelten in Hamburg von
Montag an noch einmal verschärfte Corona-Regeln. Weite Teile des
gesellschaftlichen Lebens unterliegen dann den 2G-plus-Regeln. Damit
dürfen Menschen mit einer Grundimmunisierung sowie Genesene
zahlreiche Bereiche nur noch dann betreten, wenn sie zusätzlich einen
negativen Corona-Test vorlegen. Davon ausgenommen sind nur Menschen,
die bereits eine Auffrischungsimpfung oder einen gleichwertigen
Schutz vor der Pandemie haben. Ungeimpfte sind schon seit dem 20.
November 2021 fast vollständig vom öffentlichen Leben ausgeschlossen.

Die 2G-plus-Regeln gelten laut einem Senatsbeschluss vom 4. Januar
unter anderem in der Gastronomie, in Freizeiteinrichtungen, bei
allgemeinen Veranstaltungen, touristischen Stadt- und
Hafenrundfahrten sowie in kulturellen Einrichtungen wie Theatern,
Konzerthäusern, Kinos und der Oper. Ebenfalls betroffen sind Messen,
Volksfeste, Spielhallen, Schwimmbäder, Fitnessstudios, Seniorentreffs
sowie körpernahe Dienstleistungen. Ausgenommen sind Friseure,
Angebote der Fußpflege, Museen, Bücherhallen, Ausstellungshäuser,
Gedenkstätten sowie der gesamte Einzelhandel.