Zehntausende Menschen bei Demos gegen Corona-Maßnahmen

Die Proteste gegen Corona-Maßnahmen und Impfpflicht haben weiter
starken Zulauf. Gesundheitsminister Lauterbach und Justizminister
Buschmann haben eine deutliche Meinung zu Teilen der Protestbewegung.

Berlin (dpa) - Gegen die Corona-Politik haben am Wochenende in
Deutschland erneut Zehntausende Menschen protestiert. Die größte
Demonstration gab es am Samstag in Hamburg, wo sich nach
Polizeiangaben rund 13 700 Menschen versammelten. Auch in zahlreichen
anderen Städten waren jeweils mehrere Tausend Demonstranten
unterwegs. In einigen Städten gab es auch Gegendemonstrationen.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und
Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) gingen deutlich auf
Distanz zu den Protesten gegen die Corona-Politik.

In Hamburg stand die Demonstration unter dem Motto «Das Maß ist voll.
Hände weg von unseren Kindern». Entgegen den Aufforderungen der
Veranstalter trugen viele Teilnehmer keine Masken und hielten sich
auch nicht an Abstandsregelungen. In Frankfurt am Main demonstrierten
nach Polizeiangaben bis zu 8000 Menschen. In Düsseldorf und Freiburg
waren es laut Polizei bis zu 6000 Menschen, in Magdeburg rund 5000
Menschen in zum Teil nicht angemeldeten Protestmärschen. Knapp 2000
Teilnehmer waren es im hessischen Wetzlar und rund 1250 im
rheinland-pfälzischen Trier. In Schwerin versammelten sich nach
Polizeiangaben rund 1600 Gegner von Corona-Maßnahmen, in Regensburg
etwa 2700 und in Augsburg (beide Bayern) rund 2500 Demonstranten.

In Osnabrück (Niedersachsen) zogen laut Polizei am Samstag rund 1060
Menschen durch die Stadt, um gegen die Corona-Maßnahmen zu
demonstrieren. Zu einer Gegendemonstration versammelten sich rund 800
Menschen. Auch in Minden (Nordrhein-Westfalen) gingen rund 2500
Menschen gegen «Querdenker» auf die Straße. «Ja zu Meinungsfreiheit

und Miteinander - entschieden nein zu Hass, Drohungen und Gewalt»,
hieß es etwa auf einem Plakat. In Erfurt versammelten sich nach
Angaben von Veranstaltern und Polizei bis zu 1000 Menschen, um für
Demokratie und Rücksichtnahme in der Pandemie zu plädieren. Auch in
anderen Städten formierten sich Gegendemonstrationen zu den
Corona-Protesten, aber mit deutlich weniger Zulauf.

In Dresden erinnern seit Samstag Kerzen vor der Frauenkirche an die
Pandemie-Opfer der sächsischen Landeshauptstadt. Die Aktion der
privaten Initiative «Haltung zeigen» für ein solidarisches
Miteinander hatte schon im Vorfeld breite Unterstützung gefunden. Bis
Samstag hatten mehr als 9500 Menschen den Aufruf «Haltung zeigen»
unterzeichnet.

Politiker der Ampelkoalition reagierten mit deutlichen Worten auf die
Corona-Proteste. Bundesgesundheitsminister Lauterbach sagte der «Welt
am Sonntag», die Debatte der Impfgegner und Corona-Leugner habe jedes
Maß und Ziel verloren. «Eine kleine Gruppe ist bereit, alle
wissenschaftlichen Erkenntnisse vom Tisch zu wischen und sich
freiwillig in einer Blase von Scheinwahrheiten zu begeben», sagte er.

Justizminister Buschmann riet den Bürgern, Demonstrationen gegen
Corona-Maßnahmen im Zweifel fernzubleiben. «Leider nehmen an solchen
Demonstrationen immer wieder auch Extremisten teil, die nicht auf dem
Boden der Verfassung stehen, und versuchen, die Kritik an den
Corona-Maßnahmen für ihre eigenen Zwecke zu nutzen», sagte der
FDP-Politiker den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

Der designierte CDU-Chef Friedrich Merz schrieb in einem Beitrag für
«Focus Online»: «Unter den Demonstranten sind nicht nur notorische

Gewalttäter, sondern immer mehr Bürger, die bisher ein ganz normales
Leben geführt haben, und die sich von Verschwörungstheorien,
Angstszenarien und zweifelhaften «Experten» in Sachen Gesundheit und
Corona zu Hass- und Gewaltexzessen hinreißen lassen.» Das sei noch
keine gespaltene Gesellschaft, «mit diesem Attribut würde man diese
radikale Minderheit, und es ist eine sehr kleine Minderheit, unnötig
aufwerten». Aber der Grundkonsens der Gesellschaft werde schmaler,
das Meinungsspektrum werde größer und die politische Mitte diffus.