Neuer Wissenschaftskonferenz-Chef: Spitzenmedizin und Quantencomputer

Wie wichtig Forschung ist, hat Corona deutlich vor Augen geführt. Der
neue Vorsitzende der Wissenschaftskonferenz will die Spitzenmedizin
stärken, setzt aber auch auf Quantencomputer als Zukunftstechnologie
- und fordert von allen Forschern eine bessere Kommunikation.

München (dpa/lby) - Als neuer Vorsitzender der Bundesländer in der
Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz mit dem Bund will Bayerns
Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU) besonders die Forschung in
der Medizin und zu Quantencomputern vorantreiben. «Einer meiner
ersten Vorschläge wird sein, dass wir eine Exzellenzinitiative in der
Spitzenmedizin auf den Weg bringen, weil wir spüren, dass die
medizinische Forschung und Lehre in vielen Aspekten die Dynamik auch
in weiteren Disziplinen der Wissenschaft beschleunigt, die Akzeptanz
in der Bevölkerung am größten ist und natürlich nirgendwo deutliche
r
wird, dass der Mensch im Mittelpunkt der Forschung steht», sagte
Sibler der Deutschen Presse-Agentur in München.

Dazu sollten unter anderem Mittel gebündelt, weiteres Geld zur
Verfügung gestellt und Forschungsschwerpunkte wie Corona, Krebs und
Herz-Kreislauf-Erkrankungen definiert werden. Dies stoße darüber
hinaus viele Entwicklungen in Randbereichen an, etwa in der
Informatik oder den Geisteswissenschaften. Auch Erfolge beim
Quantencomputing könnten sich in vielen Bereichen positiv auswirken,
erläuterte Sibler. «Wir tun gut daran, die Standards bei dieser
Technologie weltweit mitzubestimmen und unseren Know-How-Vorsprung
weiter auszubauen.»

Es sei schließlich «mit Händen zu greifen, dass dies eine Technologie

der Zukunft sein wird». Quantencomputer arbeiten im Unterschied zum
klassischen Computer nicht auf der Basis elektrischer, sondern
quantenmechanischer Zustände. Die praktische Umsetzung der
theoretischen Studien steht noch vergleichsweise am Anfang;
Wissenschaftler gehen aber davon aus, dass Quantencomputer dort
weiterhelfen könnten, wo klassische Supercomputer aufgrund der
Komplexität der Aufgaben bislang scheitern.

«Ein Supercomputer ist ein einzelnes Instrument, ein Quantencomputer
ein ganzes Orchester», verdeutlichte Sibler. Komplexe
wissenschaftliche Themen wie dieses müssten künftig deutlich besser
kommuniziert werden - und zwar in allen Fachbereichen. «Wir müssen
immer wieder erklären, warum wir in Bereichen forschen, die auf
ersten Blick vielleicht keinen Mehrwert bringen», betonte Sibler.
«Die Virologen in Deutschland kennt jetzt jeder. Aber wir müssen das
Thema Wissenschaft gerade nach Corona auch dann sichtbar halten, wenn
es in der öffentlichen Wahrnehmung vielleicht nicht mehr so präsent
ist.»

Sibler hatte den Vorsitz der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz zum
Jahresanfang übernommen. In dieser Organisation arbeiten der Bund und
die Länder bei der Wissenschafts- und Forschungsförderung zusammen.
Mitglieder sind die jeweiligen Wissenschaftsministerinnen und
-minister sowie die Finanzministerinnen und -minister.