MPK-Beschlüsse haben keine Auswirkung auf Hamburger Corona-Regeln

In Hamburg steigen die Corona-Zahlen weiter an. Und Bürgermeister
Peter Tschentscher geht davon aus, dass das auch erst einmal so
weitergeht. Ab Montag gelten in der Stadt schärfere Corona-Regeln,
die über die jüngsten Beschlüsse von Bund und Ländern hinausgehen.


Hamburg (dpa/lno) - Die Beschlüsse der Regierungschefs von Bund und
Ländern haben keine Auswirkungen auf die vom Hamburger Senat bereits
beschlossene Verschärfung der Corona-Regeln. Er sehe die Linie des
rot-grünen Senats in der Pandemiebekämpfung bestätigt, sagte
Bürgermeister Peter Tschentscher am Freitag nach Beratungen mit
seinen Länderkollegen und Bundeskanzler Olaf Scholz (beide SPD). «An
bestimmten Stellen sind wir aber darüber hinausgegangen.» Zugleich
äußerte er die Erwartung, dass das Infektionsgeschehen durch Omikron
weiter an Fahrt aufnimmt. «Wir werden in den nächsten Tagen und
Wochen erleben, dass die Inzidenz sehr stark ansteigt (...) Das wird
in ganz Deutschland eine Entwicklung sein, die zu sehr hohen
Infektionszahlen führen wird.»

Tschentscher begrüßte die von der Ministerpräsidentenkonferenz (MPK)

beschlossene Anwendung der 2G-plus-Regel - Zugang nur noch für
Geimpfte und Genesene, die zusätzlich einen Test vorlegen müssen -
auf die Gastronomie in ganz Deutschland. In Hamburg gilt 2G plus von
Montag an neben der Gastronomie auch in der Beherbergung, im
Kulturbereich und bei Indoor-Sportveranstaltungen. «Wir haben aus der
2G-Regelung eine flächendeckende 2G-plus-Regelung gemacht», sagte
Tschentscher.

2G plus sei nicht nur aus medizinischer Sicht gerechtfertigt. «Die
2G-plus-Regelung ist zugleich ein Anreiz, (...) die Auffrischimpfung
zu nehmen», sagte Tschentscher. Geboosterte sind in Hamburg von der
Testpflicht ausgenommen.

Die von der MPK beschlossene Verkürzung der Quarantäne für
Kontaktpersonen und die Isolierung für Infizierte sei wichtig, um die
kritische Infrastruktur aufrecht zu erhalten. Auf der einen Seite
schütze die Quarantäne vor der schellen Weitergabe des Virus, «auf
der anderen Seite sorgt sie dafür, dass Menschen nicht zur Arbeit
können».

Unterdessen stiegen die Corona-Zahlen in Hamburg auch am Freitag
deutlich an. Die Gesundheitsbehörde gab die Sieben-Tage-Inzidenz, die
die Zahl neuer Ansteckungen je 100 000 Einwohner binnen einer Woche
angibt, mit 556,5 an. Am Donnerstag betrug der Wert 533,1, vor einer
Woche noch 383,4. Zugleich erhöhte sich die Zahl der seit Beginn der
Pandemie an oder im Zusammenhang mit dem Coronavirus gestorbenen
Menschen um 7 auf 2022.

Bei der Sieben-Tage-Inzidenz liegt Hamburg weiter deutlich über dem
Bundesdurchschnitt. Auf Basis einer anderen Berechnungsmethode gab
das Robert Koch-Institut am Freitag für Hamburg eine
Sieben-Tage-Inzidenz von 444,1 an, für ganz Deutschland einen Wert
von 303,4. Das RKI wies jedoch darauf hin, dass sich aufgrund einer
geringeren Test- und Meldeaktivität während der Feiertage noch immer
ein unvollständiges Zahlenbild ergeben könnte.

Laut Gesundheitsbehörde kamen am Freitag in Hamburg 2011 bestätigte
neue Ansteckungen hinzu. Das sind zwar 253 weniger als am Vortag,
aber 456 mehr als am Freitag vor einer Woche. Insgesamt haben sich
seit Februar 2020 in der Hansestadt nun mindestens 152 050 Menschen
infiziert; 125 100 davon gelten nach RKI-Schätzung als genesen.

Auf den Intensivstationen der Hamburger Krankenhäuser wurden
Freitagvormittag (Stand 11.15 Uhr) laut dem Register der Deutschen
Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin
(Divi) 77 Covid-19-Patienten behandelt, 3 mehr als am Vortag; 38
Intensivpatienten mussten demnach invasiv beatmet werden, einer mehr
als am Donnerstag. Die Gesundheitsbehörde gab die Gesamtzahl der
Covid-19-Patienten in den Kliniken der Hansestadt (Stand Donnerstag)
mit 316 an; von ihnen lagen 71 auf Intensivstationen - das sind 28
beziehungsweise 3 mehr als am Vortag gemeldet.

Die Hospitalisierungsinzidenz, also die Zahl der in Krankenhäusern
aufgenommenen Corona-Patienten je 100 000 Einwohner und Woche, stieg
am Freitag in Hamburg von 3,08 auf 3,40. Bundesweit sank sie laut RKI
von 3,26 am Vortag auf 3,15. Bei Überschreiten der Grenzwerte 3, 6
und 9 können die Bundesländer jeweils schärfere Maßnahmen zur
Bekämpfung der Pandemie verhängen.

79,6 Prozent der Hamburgerinnen und Hamburger sind dem RKI zufolge
inzwischen mindestens einmal geimpft; den vollständigen Grundschutz
mit der meist nötigen zweiten Spritze haben demnach 77,4 Prozent.
Eine Auffrischungsimpfung erhielten bisher 36,3 Prozent der
Hansestädter. Bei den Erst- und Zweitimpfungen liegt Hamburg im
Ländervergleich weiter auf dem dritten Platz hinter Bremen und dem
Saarland, bei den Booster-Impfungen zur Auffrischung zusammen mit
Thüringen jedoch nur auf dem drittletzten Platz vor Brandenburg und
Sachsen.