Omikron legt Hollywood lahm - Absage für Preise und Promis Von Barbara Munker, dpa

Die Omikron-Welle schwappt mitten in der Trophäen-Saison durch
Hollywood. Die Grammys sind vorerst abgesagt, die Globes schrauben
massiv runter. Sind die Oscars in Gefahr? Corona hält die
Glamour-Welt in Atem.

Los Angeles (dpa) - Stars wie Nicole Kidman, Kristen Stewart,
Jennifer Hudson, Lady Gaga und Andrew Garfield wollten an diesem
Wochenende beim Filmfest im kalifornischen Palm Springs ihre
Ehrenpreise feiern. In Hollywood würden Stylisten die Anwärter für
die Golden Globes zurechtmachen. Und die Verleiher der
Grammy-Trophäen hätten nur noch gut drei Wochen Zeit, um den wohl
wichtigsten Musikpreis-Event der Welt zu stemmen. Doch Omikron bringt
Hollywoods Partyplanung mit voller Wucht zur Strecke.

«Zu viele Risiken», hieß es am Mittwoch in einer Mitteilung der
Recording Academy in Los Angeles, mit Blick auf die rasante
Ausbreitung der hochinfektiösen Omikron-Variante des Coronavirus in
den USA. Damit platzt nun die für den 31. Januar geplante Grammy-Show
vor einem Live-Publikum in Los Angeles. Ein kleines Trostpflaster für
nominierte Stars wie Jon Batiste, Justin Bieber, Doja Cat und Billie
Eilish - die 64. Preisvergabe soll nachgeholt werden. Ein Déjà-vu vom
Pandemie-Jahr 2021? Da war die Show wegen der zugespitzten
Corona-Lage in Los Angeles von Ende Januar in den März geschoben
worden. Die Auftritte und Preisübergaben fanden auf unterschiedlichen
Bühnen statt, zum Teil unter freiem Himmel, vor wenigen Zuschauern
mit Masken.

Das von Robert Redford gegründete Sundance-Festival verlegte sein
Programm am Mittwoch kurzerhand komplett ins Internet. Eigentlich
wollten sich ab Mitte Januar Filmtalente in dem Wintersportort Park
City (Utah) tummeln, doch Corona macht nun zum zweiten Mal in Folge
ein Festival mit Gästen vor Ort zunichte.

Auch das bei Promis beliebte Filmfest im kalifornischen Palm Springs
zog die Notbremse. Stars wie Lady Gaga («Gucci»), Kristen Stewart
(«Spencer») und Jennifer Hudson («Respect») wollten dort ihren
Oscar-Werbefeldzug beginnen, doch das Januar-Event wurde gänzlich
abgeblasen.

Schon vor Weihnachten kam das Aus für die lange geplante «Governors
Awards»-Gala am 15. Januar, bei der Altstars wie Liv Ullmann (83) und
Samuel L. Jackson (73) ihre Ehren-Oscars in Empfang nehmen sollten.
Verschoben wurden auch die «Critics Choice Awards», zu denen am 9.
Januar im Ballsaal eines Luxushotels in Los Angeles zahlreiche
Hollywoodstars erwartet wurden. Frontrunner waren Steven Spielberg
mit dem Filmmusical «West Side Story» und Kenneth Branagh mit seinem
Nordirland-Drama «Belfast».

In einem «normalen» Jahr würden die Stars nun ihrem Auftritt auf dem

roten Teppich bei der Golden-Globe Gala entgegenfiebern. Die Preise
des kleinen Verbands der Auslandspresse (HFPA) läuten Anfang Januar
traditionell den Trophäen-Reigen ein, der mit der Oscar-Show den
Höhepunkt erreicht. Doch diesmal ist bei den Globes fast alles anders
- und daran ist nicht nur die Pandemie schuld.

Am Sonntagabend (Ortszeit) sollen die Gewinner der 79. Golden Globe
Awards verkündet werden, allerdings vor fast leeren Reihen. Nur der
Ort - der traditionelle Ballsaal des Beverly Hilton Hotels - ist
vertraut. Doch die üblichen Gala-Zutaten fehlen: kein roter Teppich,
kein Publikum, keine Reporter, keine Party. Wegen der Corona-Pandemie
sollen nur wenige ausgewählte Gäste zugelassen werden, darunter
Verbandsmitglieder, gab die HFPA kürzlich bekannt. Von Stars und
Nominierten war nicht die Rede.

Die Gala für die seit 1944 vergebenen Film- und TV-Preise hatte
bisher den Ruf als Hollywoods lockere Trophäen-Party, mit vielen
Promis und reichlich Champagner. Doch immer wieder gab es Kritik an
dem kleinen Verband der Auslandspresse, mit weniger als 100
Mitgliedern. Vorwürfe wie mangelnde Diversität und fragwürdige
Praktiken der wahlberechtigten Journalisten wurden laut, im vorigen
Jahr eskalierte die Globe-Krise. Der Haussender NBC sagte die
Ausstrahlung der TV-Show für 2022 ab.

Im Zuge des Reform-Drucks wählte der Globe-Verband einen neuen
Vorstand und nahm neue Mitglieder auf, darunter mehrere schwarze
Journalisten. Im Rahmen der Gewinner-Bekanntgabe will der Verband nun
seine philanthropische Arbeit und Spendenempfänger ins Licht rücken
und Reformen ansprechen.

Stars wie Scarlett Johansson und Tom Cruise sowie wichtige Firmen in
Hollywood distanzierten sich im vorigen Jahr von der Organisation.
Der Ruf ist angeschlagen, die Zukunft der Globe-Preise ungewiss. Fest
steht aber: Starrummel, witzige Seitenhiebe der Moderatoren und
Gefühlsausbrüche der Gewinner gibt es diesmal nicht.

Die Dramen «Belfast» und «The Power of the Dog»» zählen mit jew
eils
sieben Nominierungen zu den Globe-Favoriten. Auch das
Spielberg-Musical «West Side Story», die Tragikomödie «Licorice
Pizza», die Satire «Don't Look Up» und das Sportdrama «King Richard
»
haben mehrere Gewinnchancen.

Ende März sollen die Oscars über die Bühne gehen, doch bleibt es
dabei? Könnte die Omikron-Welle die 94. Academy Awards gefährden? Die
Show soll diesmal wieder live im traditionellen Dolby Theatre
stattfinden, wo mehr als 3000 Menschen Platz finden. Im vorigen April
hatte die Oscar-Akademie nur knapp 200 Gäste in das historische
Bahnhofsgebäude der Union Station in Los Angeles eingeladen. Aufgrund
der Reiseschwierigkeiten durch die Corona-Auflagen konnten nicht alle
Anwärter nach Hollywood kommen - sie wurden von internationalen
Standorten per Video zugeschaltet.

Die Oscar-Nominierungen sollen am 8. Februar verkündet werden. Noch
gilt das Motto: «The Show must go on». Doch Corona hält Hollywood
weiter in Atem. Ein Happy End ist nicht garantiert.