Infektionen, Spielausfälle, Sorgen: Der Sport im Omikron-Griff  Von Claas Hennig, dpa

Corona lässt auch den Sport nicht los. Die Ausbreitung der neuen
Virusvariante Omikron ist der bislang härteste Gegner. Vor allem die
Fußball-Bundesliga ist derzeit betroffen. Für eine Expertin kommt das
nicht überraschend.

Hamburg (dpa) - Die Omikron-Welle hat den Sport voll erwischt. Zwar
führt Omikron zumeist zu milden Verläufen bei den Betroffenen, die
rasante Ausbreitung der neuen und hoch infektiösen
Coronavirus-Variante stellt Vereine, Verbände und Veranstalter aber
vor die möglicherweise größten Herausforderungen in fast zwei Jahre
n
Pandemie. Egal, ob Fußball, Basketball, Handball, Eishockey; egal,
welche Liga oder welches Turnier - alle sind betroffen. 

Fast täglich melden Clubs Infektionen bei Spielern, Trainern und
Betreuern. Spiele müssen abgesagt werden, weil Mannschaften nicht
mehr genug einsatzfähige Akteure haben. Zuschauer sind kaum oder gar
nicht mehr erlaubt, die wirtschaftlichen Folgen noch nicht absehbar.
Dazu kommt die Sorge einiger Vereine aus der Fußball-Bundesliga um
ihre Spieler, die sie für den Afrika Cup freistellen müssen. Die
Handball-Bundesligisten machen sich Gedanken um ihre Spieler bei der
bevorstehenden EM.

Wegen seines personellen Notstandes durch neun Corona-Fälle suchte
der deutsche Meister FC Bayern München bereits das Gespräch mit der
Deutschen Fußball Liga (DFL) über eine Verlegung des Heimspiels gegen
Borussia Mönchengladbach am Freitag (20.30 Uhr/Sat.1 und DAZN). Das
bestätigte Sportvorstand Hasan Salihamidzic am Mittwoch der Deutschen
Presse-Agentur.

Die Chancen auf eine Verschiebung sind wegen der Spielordnung gering.
«Es sieht so aus, dass wir spielen, und dann werden wir auch in das
Spiel gehen, um es zu gewinnen», sagte Salihamidzic. Zwei Tage vor
dem Rückrundenstart gegen Mönchengladbach war Bayerns Trainingsgruppe
von Trainer Julian Nagelsmann mit zehn Feldspielern und den Torhüte
rn
Sven Ulreich und Christian Früchtl sowie Johannes Schenk aus der U19
übersichtlich. Am Nachmittag meldete der Verein dann, dass auch
Abwehrspieler Alphonso Davies positiv ist.

Insgesamt sind seit dem Ende der kurzen Weihnachtspause bei fast 50
Bundesliga-Profis Infektionen festgestellt worden. Dass gerade in der
Fußball-Bundesliga die Zahl so hoch ist, kommt für die Expertin
Barbara Gärtner nicht überraschend.

«Ehrlicherweise ist der Fußball total unter einer Lupe, weil alle
getestet werden, wo wirklich jede Infektion aufgedeckt wird. Das ist
ja in der Allgemeinbevölkerung nicht der Fall», sagte die Leiterin
des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene (IMMH) des
Universitätsklinikums des Saarlandes in Homburg und Mitglied in der
Taskforce der DFL in einem Interview mir dem NDR.

Gärtner erwartet weiter eine hohe Zahl an Omikron-Infektionen. Als
ein Problem schätzt sie aber die Quarantäne-Regelung ein. «Mit dieser

Regelung ist zu erwarten, dass es zu Spielausfällen kommt.» Sobald
aber anerkannt ist, dass die Booster-Impfung einen Schutz vor Omikron
bietet, könnten die Quarantänen verkürzt und damit Spielausfälle
vermieden werden, sagte sie.

Bisher gilt, dass nach Omikron-Infektionen auch alle Kontaktpersonen
- geimpfte wie ungeimpfte - sich für 14 Tage isolieren. Bei den 
Beratungen des Bundes mit den Chefinnen und Chefs der Länder
am Freitag wird es um eine mögliche Verkürzung der Isolierung gehen.


Die Handball-Bundesligisten müssen sich derzeit keine Gedanken über
Spielausfälle machen. Sie sorgen sich eher um ihre Spieler bei der
EM in Ungarn und der Slowakei. «Wichtig ist, dass alle Spieler wieder

gesund zurückkommen. Das ist bedeutsamer als die Vergabe des Titels»,
sagte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann der Deutschen Presse-Agentur.
Die EM-Veranstalter würden professionell mit dem Thema umgehen.
Dennoch sieht Bohmann ein «sehr großes Risiko».

Zuletzt hatte es im kroatischen Team mit Regisseur Domagoj Duvnjak
vom Meister THW Kiel und in der dänischen Auswahl mit Torhüter
Jannick Green vom SC Magdeburg prominente Corona-Fälle gegeben. Auch
Schweden, Frankreich, Montenegro und Portugal sind betroffen.

Die für Freitag und Sonntag geplanten Testspiele der Deutschen gegen
Serbien waren wegen sechs Corona-Fällen beim Gegner abgesagt worden.
Nun springen die Schweiz und Olympiasieger Frankreich als
Sparringspartner ein. Die EM beginnt am 13. Januar. Alle Spieler
müssen geimpft oder genesen sein.

Angespannt ist die Lage auch in der Deutschen Eishockey Liga.
Am Mittwoch wurden weitere Spiele abgesagt. Davon betroffen sind die
Partien der aktuell nicht spielfähigen Iserlohn Roosters und des
EHC Red Bull München. Am Dienstag hatte Iserlohn mitgeteilt, dass im
Umfeld 25 Fälle diagnostiziert worden seien. Auch bei den Münchnern
sind aktuell wieder mehrere Spieler infiziert. Die Liga hofft, dass
die aktuell geltenden Quarantäne-Zeiten für Kontaktpersonen von
Infizierten reduziert werden.

Beim deutschen Basketball-Meister Alba Berlin sind ebenfalls mehrere
Spieler positiv auf das Coronavirus getestet worden. Wie der
Hauptstadt-Club mitteilte, wurden die Infektionen nach Untersuchungen
zum Wochenbeginn nachgewiesen worden. Wie viele und welche Akteure
betroffen sind, wurde nicht bekanntgegeben.