Bildungsverbände: Schulen offenhalten, aber nicht um jeden Preis

Berlin (dpa) - Bildungsgewerkschaften haben sich vor den Beratungen
der Kultusminister der Länder grundsätzlich für offene Schulen
ausgesprochen. Gleichzeitig sind sie dagegen, Schließungen
auszuschließen. Die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und
Wissenschaft (GEW), Maike Finnern, sagte am Mittwoch im Sender
n-tv: «Ganz ehrlich, es werden nicht alle Schulen aufbleiben können.

Das muss man deutlich so sagen.» Sie verwies auf die
Vorweihnachtszeit, in der es an längst nicht mehr allen Schulen
Präsenzunterricht gegeben habe. KMK-Daten zufolge waren Mitte
Dezember in Deutschland etwa 40 von rund 30 000 Schulen geschlossen,
an 1400 Schulen war der Betrieb eingeschränkt.

Unterricht in Präsenz sei erste Wahl, «aber auch nicht um jeden
Preis», sagte Finnern. Der Vorsitzende des Verbandes Bildung und
Erziehung (VBE), Udo Beckmann, sagte, man wisse um die Bedeutung des
Präsenzunterrichts für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen.
«Der VBE spricht sich weiter dafür aus, den Präsenzunterricht
aufrechtzuerhalten, aber eben nicht um jeden Preis.» Wenn es aus
wissenschaftlicher Sicht notwendig werde, dürften Wechselunterricht
und Schulschließungen, da wo erforderlich, zum Schutz der Kinder und
Lehrkräfte nicht dogmatisch ausgeschlossen werden.

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger,
forderte bei ntv.de einen «Notfallplan» für zusätzliche Maßnahmen
,
wenn sich an den Schulen die Infektionszahlen «explosiv» nach oben
entwickelten. «Jetzt einfach zu sagen, es ist alles prima, wir haben
die Lage im Griff, die getroffenen Maßnahmen reichen aus, wird nicht
ausreichen.»

Die Kultusministerinnen und -minister der Länder beraten am
Nachmittag über die Lage an den Schulen vor dem Hintergrund
befürchteter steil ansteigender Ansteckungszahlen durch die
Omikron-Variante.