Krankenhausgesellschaft warnt vor wirtschaftlichem Klinik-Kollaps

Hannover (dpa/lni) - Die Niedersächsische Krankenhausgesellschaft
(NKG) schlägt wegen der wirtschaftlichen Lage vieler Kliniken Alarm.
Erstmals seien mehr als drei Viertel der Krankenhäuser in
Niedersachsen mittel- bis langfristig in ihrer Existenz bedroht. Nur
jedes fünfte Krankenhaus in Niedersachsen werde für das
zurückliegende Jahr 2021 ein positives Betriebsergebnis erzielen
können, teilte die NKG am Mittwoch bei der Vorlage einer aktuellen
Umfrage mit, an der sich 138 der insgesamt 168 Kliniken im Land
beteiligten.

Die wirtschaftliche Situation der Kliniken in Niedersachsen sei so
dramatisch wie nie zuvor und werde sich voraussichtlich noch weiter
verschlechtern. Hauptgründe seien der Umfrage zufolge die
unzureichenden Corona-Hilfen, die mangelnde Bereitschaft der
Krankenkassen, auskömmliche Pflegebudgets bereitzustellen und
überbordende bürokratische Dokumentationsanforderungen, die den
Fachkräftemangel weiter verschärften.

«Die wirtschaftlichen Aussichten für die Krankenhäuser in
Niedersachsen sind düster. Das ist besonders bitter, weil die
Kliniken einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung der Pandemie
beigetragen haben und dies weiterhin nach Kräften tun», sagte der
NKG-Vorsitzende Hans-Heinrich Aldag. Es bestehe akuter
Handlungsbedarf. Die Kliniken benötigten dringend sofortige Maßnahmen
zur Liquiditätssicherung.

Im Verlauf des Jahres 2022 erwarteten die Kliniken eine weitere
Zuspitzung ihrer wirtschaftlichen Lage. Dann werde der Erhebung
zufolge nur noch jedes zehnte Krankenhaus schwarze Zahlen schreiben.
«Die aktuellen Umfrageergebnisse sind alarmierend und markieren einen
neuen Tiefpunkt seit Beginn unserer Erhebungen im Jahr 2010», stellte
NKG-Verbandsdirektor Helge Engelke fest.

«Gemeinsames Ziel aller politischen Entscheidungsträger muss es jetzt
sein, die Krankenhäuser in Niedersachsen und ihre Beschäftigten in
dieser Krise historischen Ausmaßes wirtschaftlich abzusichern, um
auch künftig eine flächendeckende stationäre Versorgung zu
gewährleisten.» Hierzu gehöre auch die Bereitschaft von Politik und
Krankenkassen, die erforderlichen Finanzierungsgrundlagen
bereitzustellen.