Gesundheitsminister tagen - Lauterbach für härtere Corona-Regeln

Die Corona-Variante Omikron breitet sich rasant aus. Am Freitag
sollen in einer Bund-Länder-Konferenz neue Regeln beschlossen werden.
Vor allem für Ungeimpfte dürfte der Alltag noch schwieriger werden.

Berlin (dpa) - Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern kommen an
diesem Mittwoch kurzfristig zu einer Videokonferenz zusammen, um über
eine Änderung der Corona-Regeln zu beraten. Bundesgesundheitsminister
Karl Lauterbach sprach sich einem Medienbericht zufolge vor den
Gesprächen für härtere Kontaktbeschränkungen aus. «Verschärfung
en
werden leider notwendig sein, um der schweren Welle, die auf uns
zukommt, zu begegnen», sagte der SPD-Politiker dem Redaktionsnetzwerk
Deutschland (Mittwoch). «Ich werde dazu Vorschläge machen.» Details
nannte Lauterbach nicht.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und die Ministerpräsidenten der
Länder wollen am Freitag den weiteren Kurs festlegen und neue
Beschlüsse fassen. Im Gespräch ist auch eine Verkürzung der
Quarantäne, um wichtige Versorgungsbereiche aufrecht erhalten zu
können, falls die Infektionszahlen wegen der Ausbreitung der
Omikron-Variante stark ansteigen sollten. Das Robert Koch-Institut
(RKI) meldete am Mittwoch einen Anstieg der offiziellen bundesweiten
Sieben-Tage-Inzidenz. Es gab den Wert der Neuinfektionen pro 100 000
Einwohner und Woche mit 258,6 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der
Wert bei 239,9 gelegen, vor einer Woche bei 205,5 (Vormonat: 439,2).
Zu einer Sonderschalte treffen sich am Mittwoch auch die
Kultusminister der Länder. Sie wollen erörtern, wie der Schulbetrieb
bei einem Anwachsen der Omikron-Welle gesichert werden kann.

In einigen Bundesländern wie Schleswig-Holstein, Niedersachsen und
Baden-Württemberg ist die Virusvariante Omikron nach Angaben der
zuständigen Landesbehörden bereits vorherrschend. Regional werden
Corona-Auflagen teils schon verschärft. Die bundesweite
Sieben-Tage-Inzidenz steigt seit dem 30. Dezember von Tag zu Tag an.

Bundesgesundheitsminister Lauterbach betonte, insbesondere für
Ungeimpfte gebe es keinen Grund zur Entwarnung. «Man kann ihnen nicht
in Aussicht stellen, dass für sie die Kontaktbeschränkungen kurz-
oder mittelfristig aufgehoben werden», so der Minister. «Mein Appell
an die Ungeimpften ist, dass sie sich schnell zumindest einmal impfen
lassen, damit sie wenigstens für den ganz schweren Krankheitsverlauf
eine wichtige Schutzwirkung haben.»

Der SPD-Politiker verteidigte seinen Vorstoß, die Quarantäne mit
Blick auf die Omikron-Variante zu verkürzen. «Studien zeigen, dass
die Generationszeit - also auch die Phase, in der sich das Virus im
Körper ausbreitet und die Phase, in der ein Mensch ansteckend ist -
bei Omikron viel kürzer ist», erläuterte er. «Wir können also bis
zu
einem gewissen Grad die Quarantänezeit verkürzen, ohne ins Risiko zu
gehen.»

Hintergrund der Überlegungen ist die Sorge, dass wichtige
Versorgungsbereiche gefährdet sein könnten, wenn die Infektionszahlen
sprunghaft steigen und viele Beschäftigte gleichzeitig in Quarantäne
müssten. Lauterbach nannte insbesondere Krankenhäuser, Altenpflege,
Polizei, Feuerwehr sowie die Wasser- und Stromversorgung. Für diese
Bereiche seien neue Quarantäne- und Isolationsregeln nötig. Auch die
Bereiche Schule und Reisen müssten bedacht werden.

Der Deutsche Städtetag mahnte, Personalengpässe müssten unbedingt
vermieden werden. Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy versicherte aber
zugleich: «Städte und kommunale Unternehmen bereiten sich bei ihren
Personalplanungen auf mögliche Ausfälle vor.» So würden etwa
Pandemiepläne erstellt, nach denen Teams separat voneinander arbeiten
können, oder Dienstpläne so gestaltet, dass bei Engpässen Mitarbeiter

aus dem Urlaub herangezogen werden könnten.

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sagte der
Deutschen Presse-Agentur: «Ich gehe davon aus, dass am Freitag
Entscheidungen getroffen werden, vor allen Dingen, um die
Funktionsfähigkeit der kritischen Infrastruktur und die
Funktionsfähigkeit des Gesundheitssystems weiter zu gewährleisten.»

Ein flächendeckender Lockdown ist nach Änderungen am
Infektionsschutzgesetz durch die Ampel-Parteien inzwischen nicht mehr
möglich. «Wir wollen auch künftig flächendeckende und pauschale
Schließungen vermeiden», versicherte Bundesfinanzminister Christian
Lindner (FDP) im Gespräch mit den Tageszeitungen «Stuttgarter
Zeitung», «Stuttgarter Nachrichten» und den Partnerzeitungen der
Neuen Berliner Redaktionsgesellschaft.

Die Auffrischungsimpfung ist aus Sicht Lauterbachs der beste Schutz
gegen die Omikron-Variante. «Nach der Modellierung des Robert
Koch-Instituts sollte das Ziel sein, dass mehr als 80 Prozent der
doppelt geimpften auch geboostert sind, also rechnerisch 56 Prozent
der Bevölkerung», sagte er. «Dann hat es Omikron schwer.»

Ähnlich äußerte sich der Virologe Christian Drosten: «Was richtig
schützt gegen Omikron, ist die Dreifach-Impfung», sagte der
Wissenschaftler von der Berliner Charité im Podcast
«Coronavirus-Update» bei NDR-Info. Deshalb sei die starke
Konzentration auf die Booster-Impfungen in Deutschland richtig und
wichtig.