Ruf nach verkürzter Quarantäne stößt in Brandenburg auf Zustimmun g

Am Freitag treffen sich Bund und Länder, um über den weiteren Kampf
gegen das Coronavirus zu beraten. In Brandenburg mehren sich die
Stimmen für eine kürzere Quarantäne zumindest bei bestimmten
Berufsgruppen - wenn es kein zusätzliches Risiko gibt.

Potsdam (dpa/bb) - Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke
(SPD) hat sich unter bestimmten Bedingungen offen für eine mögliche
Verkürzung der Quarantänepflicht gezeigt. «Es gibt eine klare
Forderung, vor allen Dingen aus dem Gesundheitssystem, aus den
Krankenhäusern, hier die Funktionsfähigkeit weiter zu gewährleisten.

Das kann heißen, dass die Quarantänepflicht eingeschränkt wird»,
sagte Woidke am Dienstag dem Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB). Dies
gehe aber nur unter einer Bedingung: «Dass Menschen nicht durch eine
Infektion zusätzlich gefährdet werden. Deswegen erwarte ich jetzt
dringend den Bericht, den die Experten momentan ausfertigen.»

Die Regierungschefs von Bund und Ländern beraten am Freitag über das
weitere Vorgehen gegen das Coronavirus unter dem Eindruck der
Ausbreitung der Variante Omikron. Bundesgesundheitsminister Karl
Lauterbach (SPD) rechnet mit einer schnellen Entscheidung über eine
Verkürzung der Quarantänefristen. Im Gespräch sind kürzere Zeiten v
or
allem für Beschäftigte wichtiger Versorgungsbereiche, um zu viele
gleichzeitige Personalausfälle zu vermeiden. Ein Expertenrat der
Bundesregierung berät darüber. Woidke sagte, es müsse von vornherein

klar sein, dass jede Gefährdung Dritter - erst recht von Patientinnen
und Patienten beispielsweise in einem Krankenhaus - ausgeschlossen
sei.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Daniel Keller verlangte eine Absicherung
dafür, dass die Gesundheits- und Energieversorgung im Fall eines
schlimmeren Omikron-Ausbruchs gesichert sind. Wenn der Expertenrat
das unterstütze, könne sich die SPD-Fraktion eine Verkürzung der
Quarantänezeiten für symptomfreie erkrankte Personen vorstellen.

CDU-Landtagsfraktionschef Jan Redmann forderte, für eine kürzere
Quarantäne einen negativen Test nachzuweisen. «Eine pauschale
Reduzierung der Quarantäne auf nur wenige Tage könnte dazu führen,
dass dann von den Personen weitere Infektionen ausgehen und man
eigentlich den Zweck der Quarantäne verfehlt», sagte Redmann. Er warb
dafür, die Pflicht für das Tragen von FFP2-Masken zu erweitern. «Wir

müssen dabei einstellen, dass die doppelt Geimpften stärker als bei
der Delta-Variante zum Infektionsgeschehen beitragen.» Eine
allgemeine Impfpflicht, über die derzeit diskutiert wird, komme für
den benötigten Schutz gegen Omikron zeitlich nicht mehr zum Tragen.

Linksfraktionschef Sebastian Walter würde es nach eigenen Worten
unterstützen, wenn diejenigen, die geimpft seien und keine Symptome
hätten, sich früher aus der Quarantäne freitesten könnten. Der
Fraktionsvorsitzender von BVB/Freie Wähler, Péter Vida, sprach sich
dafür aus, dass es nicht zu weiteren Einschränkungen kommt. Jeder
Schritt, der zu mehr Grundrechtsfreiheiten führe, werde unterstützt.

Die Zahl der bestätigten Fälle der Omikron-Variante steigt in
Brandenburg nach Zahlen des Gesundheitsministeriums weiter. Sie lag
am Dienstag bei 344 bei Nachweisen über eine Gesamtgenomsequenzierung
und variantenspezifische PCR-Tests. Am Montag waren es noch 289
Fälle. Hinzu kommen bisher 108 Verdachtsfälle, die nach
Punktmutationsanalysen gemeldet wurden.