Hamburg weitet 2G auf 2G plus aus - Geisterspiele in der Bundesliga

Bislang konnten in Hamburger Stadien noch bis zu 5000 Menschen
Sportveranstaltungen zuschauen. Nun soll es auch in der Hansestadt
Geisterspiele geben. Und angesichts neuer Corona-Rekordzahlen
verschärft der Senat auch andere Maßnahmen.

Hamburg (dpa/lno) - Angesichts der mittlerweile wohl vorherrschenden
Omikron-Variante und rasant steigender Corona-Zahlen verschärft
Hamburgs rot-grüner Senat einmal mehr die Corona-Regeln. So werden
die bisherigen 2G-Regeln weitgehend durch 2G plus ersetzt, wie
Senatssprecher Marcel Schweitzer am Dienstag sagte. «Das betrifft
insbesondere die Gastronomie, die Kultur, den Sport in Innenräumen,
aber nicht den Einzelhandel.» Ausgenommen von der ab Montag geltenden
Testpflicht auch für Geimpfte und Genesene seien Personen, «die eine
Auffrischungsimpfung haben», und Schüler außerhalb der Ferien, da
diese regelmäßig in den Schulen getestet würden.

Überregionale Großveranstaltungen im Profisport wie die
Fußballbundesliga müssen künftig auch in Hamburg wegen Corona als
Geisterspiele abgehalten werden. Bislang hatte es eine vom Beschluss
der Ministerpräsidentenkonferenz abweichende Ausnahmeregelung
gegeben. Im Amateurbereich dürfen Sportveranstaltungen im Freien
künftig wie alle anderen Großveranstaltungen nur noch vor maximal
1000 Zuschauern stattfinden. In Sporthallen soll - wie bei anderen
Indoor-Veranstaltungen auch - eine Obergrenze von 200 Zuschauern
gelten, wie Schweitzer sagte.

Die Ministerpräsidentenkonferenz hatte bei ihrer letzten Sitzung kurz
vor Weihnachten beschlossen, dass Großveranstaltungen mit
überregionaler Bedeutung schon ab dem 28. Dezember ohne Publikum
stattfinden müssen. Hamburg hatte dagegen weiterhin Veranstaltungen -
auch Sportveranstaltungen - nach der 2G-Regel im Freien mit maximal
5000 und in Hallen mit höchsten 2500 Zuschauer zugelassen.

Die neuen Zuschauerbegrenzungen gelten Schweitzer zufolge im
Kulturbereich nur für Veranstaltungen ohne feste Spielstätte. «Bei
festen Spielstätten, also zum Beispiel den bestehenden Konzerthallen,
Theatern, Musicals mit den entsprechenden Lüftungs- und
Hygienekonzepten bleiben die bestehenden Möglichkeiten bestehen.»

Alle Maßnahmen sollten am kommenden Montag in Kraft treten, «sofern
sich nicht noch aus den Empfehlungen der Expertenkommission der
Bundesregierung, die heute tagt, oder aus den Beschlüssen der
Ministerpräsidentenkonferenz, die am Freitag zusammentritt, andere
Ergebnisse hervortun», sagte er.

Auch in Hamburg habe sich Omikron inzwischen zur dominanten Variante
des Coronavirus entwickelt. «Wir müssen davon ausgehen, dass Omikron
mittlerweile die vorherrschende Variante ist», sagte Schweitzer.
Derzeit seien zwar erst knapp 300 Fälle durch eine Sequenzierung
nachgewiesen worden. Diese lägen aber aufgrund der Dauer des
Nachweisverfahrens schon zwei Wochen zurück. Zudem gebe es Hunderte
Verdachtsfälle.

Schweitzer verwies auf Aussagen von Wissenschaftlern, die von einer
raschen Ausbreitung der Omikron-Variante ausgehen. Es wäre daher
«sehr eigenartig», wenn dies in Hamburg nicht der Fall sein sollte.
Er gehe deshalb davon aus, dass die meisten der aktuell gemeldeten
Fälle von Neuinfektionen auf Omikron zurückzuführen seien.

Am Dienstag waren in der Hansestadt laut Gesundheitsbehörde allein
1468 neue Infektionen hinzugekommen - 486 mehr als am Vortag und 439
mehr als am Dienstag vor einer Woche. Die Sieben-Tage-Inzidenz, die
die Zahl neuer Ansteckungen je 100 000 Einwohner binnen einer Woche
abbildet, stieg auf den neuen Rekordwert von 463,3. Am Montag lag der
Wert bei 440,3, vor einer Woche noch bei 329,8.

Hamburg liegt bei der Inzidenz weiter deutlich über dem
Bundesdurchschnitt: In ganz Deutschland stieg die
Sieben-Tage-Inzidenz am Dienstag nach Angaben des Robert
Koch-Instituts (RKI) von 232,4 am Vortag auf 239,9. Das RKI wies
jedoch darauf hin, dass sich aufgrund einer geringeren Test- und
Meldeaktivität während der Feiertage noch immer ein unvollständiges
Zahlenbild ergeben könnte.

Insgesamt haben sich seit Februar 2020 in der Hansestadt nun
mindestens 145 810 Menschen infiziert; 122 600 davon gelten nach
RKI-Schätzung als genesen. Die Zahl der Menschen, die seit Beginn der
Pandemie im Zusammenhang mit dem Virus in Hamburg gestorben sind, gab
das Institut unverändert mit 1997 an.

Im Gegensatz zu Erst- und Zweitimpfungen kommt Hamburg bei den
Boosterimpfungen auch weiter nur langsam voran und liegt im
Bundesvergleich vor Brandenburg und Sachsen auf dem drittletzten
Platz. Erst ein Drittel der Hamburgerinnen und Hamburger hat laut RKI
eine Auffrischungsimpfung erhalten. Schweitzer verwies darauf, dass
noch immer deutlich geringere Mengen an Impfstoff geliefert würden
als bestellt. «Wir haben einen Engpass beim Impfstoff nach wie vor.»