Corona-Proteste überall in Berlin - «Lügenpresse»-Parolen vor ZDF

In den Sommern 2020 und 2021 lagen die Schwerpunkte der
Corona-Demonstrationen auf zentralen Kundgebungen in großen Städten.
Der Zulauf ließ aber stetig nach. Nun versucht die Szene, auch in
Berlin für Demonstrationen zu mobilisieren - aber eher lokal.

Berlin (dpa/bb) - Mehr als tausend Menschen haben bei einer ganzen
Reihe von Demonstrationen in vielen Berliner Bezirken am Montagabend
gegen die Corona-Politik demonstriert. Die Polizei sprach von einem
weitgehend störungsfreien Verlauf. Ein Teil der Demonstranten habe
sich an die Corona-Auflagen wie die Maskenpflicht gehalten. Es sei
aber auch zu Verstößen gekommen, und Demonstration seien daher von
der Polizei gestoppt worden. Mehrere Demonstranten wurden
festgenommen. 500 Polizisten waren zusätzlich im Einsatz, 2 wurden
bei Rangeleien leicht verletzt.

Die Veranstalter bezeichneten ihre zum Teil nicht angemeldeten
Demonstrationen als «Montagsspaziergänge» im Anklang an Kundgebungen

1989 in der DDR, wie in den entsprechenden Messenger-Kanälen zu lesen
war und wie eine Polizeisprecherin bestätigte.

Ein größerer Demonstrationszug zog laut Polizei mit 320 Menschen vom
Alexanderplatz über die Straße Unter den Linden. Dabei wurde vor dem
ZDF-Hauptstadtstudio eine Kundgebung abgehalten, und es wurden
Parolen wie «Lügenpresse» gerufen. Ein «Tagesspiegel»-Reporter
veröffentlichte ein Video auf Twitter, in dem die Slogans zu hören
waren. Der Deutsche Journalisten-Verband sprach auf Twitter von einer
«kleinen radikalen Minderheit der Impfgegner, Querdenker,
Corona-Leugner, Medienhasser und Demokratiefeinde».

Am Rathaus Spandau stoppte die Polizei eine Kundgebung mit 160
Teilnehmern, die sich nicht an die Corona-Bestimmungen hielten. Weil
die Demonstration nicht angemeldet war, stellte die Polizei die
Personalien von 93 Teilnehmern fest.

Auf der Frankfurter Allee erteilte die Polizei fünf Demonstranten
Platzverweise und beschlagnahmte Gegenstände wie Fahnen. In
Marzahn-Hellersdorf und Treptow-Köpenick versammelten sich an
unterschiedlichen Orten bis zu 200 Menschen, oft ohne Corona-Masken.
Die Polizei forderte das Befolgen der Regeln ein, woraufhin sich die
Demonstration auflöste.

Vom Rathaus Schöneberg liefen rund 300 Menschen in Richtung
Nollendorfplatz, sie trugen keine Mund-Nasen-Bedeckung. Die Polizei
leitete mehrere Ermittlungsverfahren wegen der Verstöße sowie wegen
Beleidigung und Widerstands ein. Zwei Polizisten wurden leicht
verletzt, konnten ihren Dienst aber fortsetzen. Protestiert wurde
auch in Pankow, Neukölln und Tegel sowie vor den Rathäusern
Tempelhof, Lankwitz und Zehlendorf.

In vielen Städten Deutschlands gab es am Montagabend erneut mehrere
Corona-Demonstrationen, an denen mehrere zehntausend Menschen
teilnahmen.