Zehntausende protestieren gegen Corona-Maßnahmen

Auch im neuen Jahr gehen zahlreiche Gegner der Corona-Maßnahmen auf
die Straße. Überwiegend bleibt es friedlich, in mehreren
Bundesländern kommt es jedoch zu Ausschreitungen. Auch
Gegendemonstranten gehören vielfach zum Bild.

Berlin (dpa) - Zehntausende Menschen haben am Montagabend bundesweit
gegen die Corona-Maßnahmen demonstriert - oft bei nicht angemeldeten
sogenannten Spaziergängen. Allein in Baden-Württemberg gingen
geschätzt rund 50 000 Menschen auf die Straßen. Diese Zahl nannte
Landesinnenminister Thomas Strobl (CDU). Das wären deutlich mehr
Menschen als bisher angenommen. Rund 2500 Polizeibeamte seien im
Einsatz gewesen.

Auch in vielen anderen Bundesländern gab es ähnliche Proteste. In
Sachsen dürfte die Zahl der Teilnehmer nach Behördenangaben ebenfalls
in die Zehntausende gehen. Bei teils unangemeldeten Protesten in den
Landkreisen Görlitz und Bautzen mit insgesamt rund 5500 Teilnehmern
wurden nach Angaben der Polizei 37 Straftaten und 140
Ordnungswidrigkeiten aufgenommen. In Lichtenstein im Landkreis
Zwickau wurden insgesamt 14 Beamte verletzt. «Eine Person versuchte,
einem Beamten die Dienstwaffe zu entreißen und ein Polizist erlitt
eine Bissverletzung durch einen Teilnehmer der Versammlung», teilte
die Polizei mit.

In Thüringen waren laut Polizei rund 17 000 Menschen unterwegs. In
Mecklenburg-Vorpommern beteiligten sich rund 12 000 Menschen in mehr
als 20 Städten an angemeldeten «Lichterspaziergängen», Kundgebungen

sowie nicht angemeldeten Schweigemärschen. In bayerischen Städten und
Gemeinden versammelten sich etwa 10 000 Menschen. Dabei blieb es
größtenteils friedlich. Auch gab es zahlreiche Aufzüge von
Gegendemonstranten, die in Städten wie Trier und Rostock Position
bezogen.

In Berlin begann der größte Demonstrationszug laut Polizei mit knapp
400 Menschen am Alexanderplatz und zog über die Straße Unter den
Linden. Dabei wurde vor dem ZDF-Hauptstadtstudio eine Kundgebung
abgehalten und es wurden Parolen wie «Lügenpresse» gerufen. Der
Deutsche Journalisten-Verband sprach auf Twitter von einer «kleinen
radikalen Minderheit der Impfgegner, Querdenker, Corona-Leugner,
Medienhasser und Demokratiefeinde».

In Sachsen-Anhalt und Hessen kam es bei Protesten gegen die
staatlichen Beschränkungen ebenfalls zu Ausschreitungen. Die
Polizeiinspektion in Magdeburg berichtete von durchbrochenen
Polizeiketten, Flaschenwürfen auf Beamte und Pyrotechnik. Nach ersten
Erkenntnissen wurden aber keine Polizisten verletzt. In der
Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt hatten sich laut Polizei etwa
2500 Menschen versammelt. Die Versammlung sei wie die meisten im
Gebiet der Polizeiinspektion nicht angezeigt gewesen.

In Nürnberg demonstrierten rund 4200 Menschen gegen die
Corona-Politik - deutlich mehr als erwartet. Zwischenfälle gab es
nicht. In Bamberg trafen sich laut Polizei rund 2150 Menschen zu
einem angemeldeten «Spaziergang». Viele Städte hatten nicht ortsfeste

Kundgebungen verboten und den Teilnehmern unangemeldeter
Demonstrationen Bußgelder angedroht.

In Mecklenburg Vorpommern kamen etwa 3000 Menschen weniger als vor
einer Woche zusammen. Vereinzelt kam es zu Gegenkundgebungen -
nennenswerte Zwischenfälle gab es laut Polizei nach ersten
Erkenntnissen nicht. In Rostock registrierten die Sicherheitskräfte
rund 4000 Protestierende, in Schwerin zogen rund 2000 Menschen durch
die Stadt, in Neubrandenburg rund 1800.

Auch in Brandenburg gingen die Proteste von Kritikern der
Corona-Maßnahmen und Impfgegnern im neuen Jahr landesweit weiter.
Vielerorts waren Gegenaktionen angekündigt. So hatte in der
Landeshauptstadt am Montag das Bündnis «Potsdam bekennt Farbe» dazu
aufgerufen, den Gegnern der Corona-Maßnahmen nicht die Stadt zu
überlassen.

Die Polizei im hessischen Fulda löste eine Versammlung auf. Dabei
habe ein Teilnehmer die Einsatzkräfte angegriffen, sagte ein
Polizeisprecher. Die Beamten hätten Pfefferspray eingesetzt, die
Person sei festgenommen worden. Die Versammlung wurde laut Polizei
aufgelöst, da keine Masken getragen und keine Abstände eingehalten
wurden.

Die Polizeiinspektion in Nienburg und Schaumburg in Niedersachsen
meldete insgesamt 1000 Demonstranten, die sich auf die beiden
Landkreise verteilten. In weiteren Städten des Bundeslandes wie in
Braunschweig zählte die Polizei rund 1100 Menschen auf den Straßen.
Nach Angaben der Polizei kam es in Braunschweig neben Beleidigungen
auch zu Angriffen auf Beamte durch einzelne Teilnehmer. Die Angreifer
seien in Gewahrsam genommen worden.