Corona-Fälle auf Kreuzfahrtschiffen: 5000 Passagiere auf Nachhauseweg Von Joachim Mangler und Emilio Rappold, dpa

Corona stoppt zwei große Kreuzfahrtreisen: Rund 5000 Passagiere
befinden sich auf dem Weg nach Hause. Die Infektionsfälle an Bord
wecken in der Branche Erinnerungen an die ersten Monate der Pandemie,
als Schiffe tagelang nicht anlegen konnten. Doch die Branche habe
ihre Hausaufgaben erledigt, ist der Verband sicher.

Hamburg (dpa) - Corona-Fälle an Bord haben Kreuzfahrtreisen zum
Jahreswechsel gestoppt: Knapp 3000 Passagiere der «Aida Nova» von
Aida Cruises und rund 2000 von «Mein Schiff 6» der Reederei Tui
Cruises befinden sich inzwischen auf dem Nachhauseweg.

TUI Cruises teilte mit, dass der Betrieb wegen vereinzelter
Corona-Fälle bei Passagieren und Crew auf «Mein Schiff 6» in Dubai
als reine Vorsichtsmaßnahme für einige Tage unterbrochen worden sei.
Die Reise selbst sei planmäßig zu Ende gegangen, sagte eine
Sprecherin. Die Flotte umfasse sieben Schiffe, von denen aktuell fünf
im Einsatz sind.

Aida Cruises hatte sich entschieden, nach den Infektionsfällen die
Reise der «Aidanova» in Lissabon abzubrechen und nicht wie geplant
bis zum Mittwoch in Richtung der Kanarischen Inseln fortzusetzen.
«Den betroffenen Personen geht es gut, sie haben keine
beziehungsweise nur milde Symptome», hieß es.

Amtlichen portugiesischen Angaben zufolge blieben 8 positiv getestete
Passagiere vorerst noch in Lissabon, zudem sei bei insgesamt 60 der
1353 Crewmitglieder eine Corona-Ansteckung festgestellt worden. Die
Infizierten wurden in Hotels untergebracht, um die vorgeschriebene
Isolation zu gewährleisten.

Die anderen Gäste sollten am Montag per Flugzeug nach Deutschland,
Österreich und die Schweiz zurückkehren. Bereits um sechs Uhr morgens
seien die ersten von ihnen zum Flughafen der portugiesischen
Hauptstadt gefahren worden, berichteten unter anderem die staatliche
Nachrichtenagentur Lusa und der TV-Sender «CNN Portugal» unter
Berufung auf die Behörden. Sie seien zuvor negativ getestet worden.

Trotz der aktuellen Corona-Fälle betrachtet der internationale
Branchenverband Clia Kreuzfahrten weiter als sichere Reisen. «Grund
dafür sind die hohen Eingangsbarrieren», sagte der deutsche
Clia-Geschäftsführer Helge Grammerstorf am Montag der Deutschen
Presse-Agentur. Auf den Schiffen gelte die 2G-plus- oder sogar
1G-plus-Regel. Dies bedeute, dass bei 2G plus eine Booster-Impfung
Voraussetzung ist, das Schiff zu betreten, bei 1G plus, also
ausschließlich geimpften Personen, reiche selbst der Genesenen-Status
nicht aus. «Die Reedereien reagieren schnell und sehr konsequent.»

Zusätzlich müssten sich Passagiere unmittelbar vor Reisebeginn einem
PCR-Test unterwerfen, auch während der Fahrt werde getestet. Würden
Passagiere während der Reise positiv getestet, sei die Zeit nach der
Ansteckung zu kurz für die Tests gewesen, um einen Corona-Fall noch
vor der Reise zu entdecken. «Bei so engmaschigen Kontrollen fallen
auch Menschen auf, die wahrscheinlich sonst gar nicht entdeckt worden
wären», sagte Grammerstorf.

Nicht alle Passagiere wollten sich derweil mit dem vorzeitigen Ende
der Urlaubsreise abfinden. «Wir organisieren nun auf eigene Faust
einen Flug nach Teneriffa», sagte ein Deutscher auf dem Gelände des
Kreuzfahrthafens zu «CNN Portugal». Der Mann, der mit seiner Frau
unterwegs war, erzählte, das Leben auf dem Schiff sei nach dem
Ausbruch «normal weitergegangen». «Wir mussten uns nicht isolieren.
»
Man sei zwar sehr enttäuscht, könne aber nicht wirklich klagen. «Es
ist ja Covid-Time», meinte der Mann resignierend.

Die «Aidanova» soll nach Aida-Cruises-Angaben am 15. Januar in Las
Palmas auf Gran Canaria wieder ablegen. Insgesamt seien 10 der 14
Aida-Schiffe derzeit mit Passagieren unterwegs, unter anderem in der
Karibik, den Kanarischen Inseln oder der Nordsee.

Weltweit gibt es nach Clia-Angaben rund 360 Kreuzfahrtschiffe, etwa
40 weniger als noch vor Pandemie. Grammerstorf ging davon aus, dass
derzeit rund 70 Prozent von ihnen weltweit unterwegs sind. «Bis zum
Sommer werden es rund 90 Prozent sein.» Seiner Meinung nach müssten
die wenigen aktuellen Corona-Fälle in Relation zu den vielen Tausend
Kreuzfahrtpassagieren gesetzt werden, die gerade unterwegs sind.
Zumal es sich bei den aktuellen Fällen nach seiner Kenntnis
ausschließlich um asymptomatische beziehungsweise sehr milde Verläufe
handele.