Experte: Kürzere Quarantäne und Isolation ohne Test wäre «fahrläs sig»

Berlin (dpa) - Eine mögliche Verkürzung der Isolations- und
Quarantänedauer hält Immunologe Carsten Watzl im Kampf gegen das
Coronavirus nur in Kombination mit einem negativen PCR-Test für
verantwortbar. «Das kann man nur seriös machen, wenn das mit einem
negativen Test begleitet ist», sagte der Generalsekretär der
Deutschen Gesellschaft für Immunologie der Deutschen Presse-Agentur.
«Einfach so zu verkürzen, weil man sagt, sonst fallen zu viele Leute
aus, dann lassen wir lieber Leute nach sieben Tagen raus, mit oder
ohne Test - das würde ich für fahrlässig erachten.» Schließlich
könnten einige Menschen dann noch immer ansteckend sein und die
Virus-Verbreitung beschleunigen.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und die Ministerpräsidenten wollen an
diesem Freitag über das weitere Corona-Vorgehen beraten.
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte Beschlüsse unter
anderem zu möglichen zusätzlichen Kontaktbeschränkungen und zu
Quarantänefristen in Aussicht gestellt. Im Gespräch sind kürzere
Zeiten insbesondere für Beschäftigte wichtiger Versorgungsbereiche,
um zu viele Personalausfälle zu vermeiden.

Mit Blick auf die schon jetzt sehr rasche Ausbreitung der
Omikron-Variante, könne es «durchaus Sinn machen», dass sich jemand
nach fünf oder sieben Tagen freitesten könne, sagte Watzl - gerade,
wenn es um die kritische Infrastruktur gehe. Schließlich könnten
besonders vollständig Geimpfte, die sich infizierten, durch die
Immunreaktion das Virus auch schneller und früher bekämpfen.

Allerdings sei dabei ein PCR-Test dringend angeraten, so Watzl. «Ganz
klar: Ein Antigen-Schnelltest würde meiner Meinung nach nicht
ausreichen.» Entsprechende Pläne erforderten also zwingend, dass
genügend PCR-Tests zur Verfügung stünden und durchgeführt werden
könnten, betonte der Experte.

Eine möglicherweise verkürzte Inkubationszeit bei Omikron, wie sie
vielfach beobachtet werde, könne zwar dafür sorgen, dass die Menschen
schon nach kürzerer Zeit virusfrei seien als bei anderen
Virusvarianten und dann auch schneller wieder am alltäglichen Leben
teilnehmen könnten. Allerdings, so betonte Watzl, gebe es noch nicht
genügend Daten zur tatsächlichen Dauer der Omikron-Infektionen.