Drei-Stufen-Modell soll Präsenzunterricht in MV lange sichern

Als eines der ersten Bundesländer ist Mecklenburg-Vorpommern nach den
Feiertagen in den Schulalltag zurückgekehrt. Ein Drei-Stufen-Modell
mit weitgehenden Entscheidungsbefugnissen für die Schulen selbst soll
den Präsenzunterricht möglichst lange sichern.

Schwerin (dpa/mv) - Mecklenburg-Vorpommern wappnet seine Schulen mit
einem Drei-Stufen-Modell für die erwartete neue Corona-Welle durch
die Omikron-Variante. Wie Bildungsministerin Simone Oldenburg (Linke)
am Montag in Schwerin mitteilte, soll die Unterrichtsgestaltung lokal
an die jeweilige Infektionslage unter Lehrern und Schülern angepasst
werden. Dabei liege die Entscheidung bei der jeweiligen Schulleitung.
Diese wisse am besten, wie sie im Interesse der Schüler und
Schülerinnen zu reagieren und die Lehrkräfte vor Überbelastungen zu
schützen habe.

So könne jede Schule in Absprache mit dem zuständigen Gesundheitsamt
flexibel reagieren und für sich festlegen, in welcher Phase sie sich
befindet und wie sie den Unterricht dann organisiert. «Es ist
wichtig, dass die Kompetenz der Schulleitungen und der Lehrer nicht
untergraben wird», sagte Oldenburg, machte zugleich aber
deutlich: «Präsenzunterricht hat in allen Phasen Vorrang.» Die Elte
rn
würden jeweils am Donnerstag über die Unterrichtspläne für die
Folgewoche informiert. Schulschließungen wie im Vorjahr sollten unter
allen Umständen verhindert werden, seien flächendeckend unter den
aktuellen gesetzlichen Vorgaben aber auch nicht möglich.

Zum Schulstart am Montag habe - mit einer Ausnahme in Rostock -
entsprechend Stufe eins an allen Schulen des Landes Präsenzunterricht
für alle Altersstufen stattgefunden. Bei höherem Infektionsgeschehen
und Stufe zwei beschränke sich der Präsenzunterricht auf die Klassen
eins bis sechs sowie die Abschlussklassen. Für alle anderen Schüler
und Schülerinnen gebe es dann Wechselunterricht. Ob der Wechsel
zwischen Präsenz und Homeschooling wochen- oder tageweise erfolgt,
entscheide auch die Schule selbst.

Sollte coronabedingt der Personalmangel zu groß werden, können in
Stufe drei Notbetreuung für die unteren Klassen und Fernunterricht ab
Klasse sieben angeordnet werden. Für Abschlussklassen soll es aber
auch dann in jedem Falle Präsenzunterricht geben. «Die Schüler müss
en
hervorragend auf die Prüfungen vorbereitet sein», sagte Oldenburg.
Auch für Schüler mit speziellem Förderbedarf solle der reguläre
Unterricht stets sichergestellt werden.

Sowohl der Schulleiterverband als auch der Landeselternrat
befürworteten das vorgelegte Stufenmodell. Es sei von Anfang an eine
Forderung des Elternrats gewesen, abhängig von der Infektionslage vor
Ort über die Öffnung der Schulen zu entscheiden, betonte der
Landesvorsitzende Kay Czerwinski. Präsenzunterricht müsse so lange
wie möglich sichergestellt werden. «Es geht nicht nur um die
Wissensvermittlung. Die sozialen Kontakte sind für die Kinder sehr
wichtig», sagte Czerwinski. Im vorigen Schuljahr waren die Schüler
wegen der strengen Kontaktbeschränkungen über Monate hinweg im
Homeschooling unterrichtet worden.

Nach knapp zweiwöchigen Feiertagsferien hatte der Unterricht für die
rund 155 000 Schülerinnen und Schüler in Mecklenburg-Vorpommern am
Montag mit einer Neuerung begonnen. Statt wie bisher zwei Mal müssen
sie nun drei Mal in der Woche einen Corona-Test machen. Damit sollen
Infektionen frühzeitig erkannt und weitere Ansteckungen möglichst
unterbunden werden. Das Land hatte dafür knapp drei Millionen Tests
für die ersten vier Kalenderwochen beschafft. Auch für Pädagogen und

externe Mitarbeiter an Ganztagsschulen besteht Testpflicht. Mit dem
neuen Jahr findet auch wieder regulärer Sportunterricht in Hallen
statt, der zuletzt ausgesetzt worden war, um die Ansteckungsgefahr zu
verringern.

Auch die Bildungsgewerkschaft GEW begrüßte die neuen Regelungen.
«Das Recht auf Bildung wird deutlich betont und Schulen erhalten
damit die Möglichkeit, individuell auf die Personalsituation
einzugehen und Mehrfachbelastungen zumindest zu minimieren. Das ist
eine gute Botschaft der Bildungsministerin!», erklärte GEW-Landeschef
Maik Walm. Zugleich verwies er aber auch darauf, dass es derzeit viel
Unsicherheit gebe bei der Einschätzung der tatsächlichen Ausbreitung
der Corona-Variante Omikron. «Es wäre gut gewesen, die Schülerinnen
und Schüler in dieser ersten Woche noch weitestgehend in Distanz zu
unterrichten, um sich einen Überblick über die Infektionssituation
nach den Ferien zu verschaffen», so Walm.

Oldenburg verwies erneut darauf, wie wichtig Impfen sei. Auch wenn
die Impfung nicht generell vor Ansteckungen schütze, so mindere sie
doch erheblich die Gefahr eines schweren Krankheitsverlaufs und damit
langfristiger Ausfälle. Nach ihren Angaben sind mehr als 90 Prozent
der Lehrerinnen und Lehrer im Land geimpft. Keine Erklärung hatte
Oldenburg für die vergleichsweise geringe Impfrate unter Kindern und
Jugendlichen im Nordosten. Laut Robert Koch-Institut sind in
Mecklenburg-Vorpommern etwa 40 Prozent der 12- bis 17-Jährigen zwei
Mal geimpft. Im Nachbarland Schleswig-Holstein sind es demnach fast
66 Prozent.