Präsenzpflicht und Corona-Tests: Schule beginnt mit Fragezeichen

In Berlin hat die Schule wieder begonnen. Es gilt Präsenzpflicht.
Alle Schülerinnen und Schüler müssen sich zunächst täglich auf Co
rona
testen. Für die Zeit danach sind viele Fragen offen.

Berlin (dpa/bb) - In Berlin hat der Unterricht unter
Pandemiebedingungen nach den Weihnachtsferien wieder begonnen.
Tägliche Corona-Tests sind in der ersten Woche verpflichtend. Die
Ankündigung der Bildungsverwaltung, es danach bei drei wöchentlichen
Tests zu belassen, hat allerdings Kritik ausgelöst. Noch wichtiger
ist die Frage, wie lange es angesichts der Ausbreitung der
hochansteckenden Omikron-Variante beim Präsenzunterricht bleibt, bei
dem die Anwesenheit der Schülerinnen und Schüler in der Schule
vorgeschrieben ist. Berlins neue Bildungssenatorin Astrid-Sabine
Busse (SPD) hat sich dafür ausgesprochen, so lange wie möglich an der
Präsenzpflicht festzuhalten.

Auch der Vorsitzende der Vereinigung der Oberstudiendirektorinnen und
Oberstudiendirektoren des Landes Berlin (VOB), Arnd Niedermöller,
findet es richtig, noch nicht zum Wechselunterricht überzugehen:
«Dass wir in Präsenz starten, halte ich für sehr sinnvoll», sagte e
r
am Montag der Deutschen Presse-Agentur.

Die Forderung, die Schulen offen zu halten, sei zuletzt von vielen
Seiten immer wieder erhoben worden. «Stellen wir uns vor, die Politik
hätte entschieden, wir würden im Wechselunterricht starten, dann wäre

der Aufschrei sehr groß, dass man noch einkaufen und arbeiten gehen
kann und bei den Schulen wird schon wieder zugemacht», sagte der
Schulleiter. «Ich bin froh, dass wir erst einmal so starten.»

Vor Weihnachten sei das Infektionsgeschehen an den Schulen außerdem
deutlich abgeflacht, sagte Niedermöller. «Wie es jetzt aussieht nach
den Ferien, wird sich in der Woche zeigen.» Falls es notwendig werden
sollte, sei das Umschwenken auf Wechselunterricht allerdings nicht
ohne Aufwand möglich. «Jede Änderung des Systems beinhaltet auch eine

zusätzliche Belastung.»

Bildungssenatorin Busse hat sich klar gegen Corona-Tests von
Schülerinnen und Schülern zu Hause ausgesprochen: «Wir haben ja schon

lange, dass die Kinder vor Ort getestet werden, weil möglicherweise
das nicht in allen Elternhäusern so genau genommen wird», sagte Busse
am Montagmorgen im RBB-Inforadio. «In der Schule ist das schon
absolute Routine und vor dem Unterricht, und das wollen wir auch
beibehalten.»

Geimpfte Kinder und Jugendliche sind von der Testpflicht in der
Schule allerdings ausgenommen. «Es wird sehr empfohlen, dass auch
geimpfte und genesene Schülerinnen und Schüler und auch die
Lehrkräfte und Erzieherinnen und Erzieher sich in dieser ersten Woche
täglich testen», sagte Busse. Sie gehe davon aus, dass 99 Prozent der
Geimpften und Genesenen das auch tun werden. Es werde aber niemand
«festgebunden und gezwungen».

Schulleiter Niedermöller findet die Ausweitung der Tests gut: «Fünf
Mal wöchentlich testen trägt dazu bei, dass die Lage an den Schulen
sicher ist, auch bei vollem Betrieb», sagte er. «Ich würde es auch
begrüßen, wenn diese Testung noch eine Woche weitergeht», ergänzte

der Schulleiter des Immanuel-Kant-Gymnasiums in Berlin-Lichtenberg.
Auch der Landeselternausschuss und die Gewerkschaft GEW in Berlin
haben sich dafür ausgesprochen, die täglichen Tests nicht auf eine
Woche zu begrenzen.

«Bis die Situation geklärt ist und wir verlässliche Zahlen haben,
sollte man weiter täglich testen», sagte
Landeselternausschuss-Vorsitzender Norman Heise am Montag. Heise
bemängelte, die Bildungsverwaltung habe nach wie vor keinen Plan B
für den Fall, dass die Infektionszahlen in den Schulen deutlich
steigen sollten. Der Landeselternausschuss plädiert dafür, die
Präsenzpflicht dann auszusetzen.

Wie lange Präsenzunterricht noch möglich erscheint, dürfte in der
nahen Zukunft vermehrt für Diskussionen sorgen. Am Mittwoch wollen
sich die Kultusminister- und ministerinnen der Länder in einer
Videokonferenz darüber beraten. Der Berliner Hygienebeirat, der
Empfehlungen für die Bildungsverwaltung abgibt, trifft sich am
kommenden Montag das nächste Mal, um über diese Themen zu sprechen.
Bis dahin dürften ausreichend Daten dazu vorliegen, wie viele
Berliner Schülerinnen und Schüler infiziert aus den Ferien zurück in

die Schule gekommen sind.