Corona-Ausbruch um Neuer bremst Bayern aus - Hoeneß' Katar-Statement Von Klaus Bergmann, dpa

Ein Corona-Ausbruch um Malediven-Urlauber Neuer sorgt für einen
Fehlstart des FC Bayern 2022. Gleich fünf positive Fälle meldet der
Herbstmeister vor dem Gladbach-Spiel. Uli Hoeneß präsentiert eine
Wunschliste und positioniert sich bei einem Streitthema.

München (dpa) - Bayern-Kapitän Manuel Neuer versah seine schlechte
Corona-Nachricht aus dem Malediven-Urlaub für seine vielen Fans mit
einem beruhigenden Victory-Zeichen. «Mir geht es soweit ganz gut, ich
habe zum Glück nur leichte Symptome», schrieb der geimpfte Torhüter
in einem Instagram-Post zur Handgeste mit Zeige- und Mittelfinger.

Trotzdem: Herbstmeister FC Bayern München wird wenige Tage vor dem
Eröffnungsspiel der Bundesliga-Rückrunde am kommenden Freitag gegen
Borussia Mönchengladbach gleich wieder vom Corona-Virus ausgebremst.

Am Neujahrsabend gab der Verein gleich fünf positive Fälle bekannt.
Neben Neuer hat es im Weihnachtsurlaub auch Kingsley Coman (Dubai)
und Corentin Tolisso (Frankreich) sowie den Engländer Omar Richards
und Julian Nagelmanns Co-Trainer Dino Toppmöller erwischt. Der
«größte Wunsch» von Oliver Kahn für 2022, nämlich «dass wir d
ie
Pandemie endlich in den Griff bekommen», wurde durch die schlechten
Neuigkeiten nach der Silversternacht nur noch einmal unterfüttert.

Alle Infizierten befinden sich in Quarantäne. «Es geht ihnen allen
gut», versicherte der Verein. Chefcoach Nagelsmann aber musste den
für Sonntag angesetzten Trainingsstart auf Montag verschieben. Davor
findet morgens noch ein PCR-Test für alle Profis, Trainer und
Staff-Mitglieder statt. Über die Dauer der Quarantäne von Neuer und
Co. entscheidet das lokale Gesundheitsamt. Als Ersatz für Neuer
dürfte Routinier Sven Ulreich gegen Gladbach im Tor stehen.

Eigentlich hatten sie beim FC Bayern gehofft, dass Corona und
Impfdebatten 2022 nicht mehr tonangebend sind. Im Blickpunkt stehen
sollte vielmehr das Comeback von Joshua Kimmich. Der 26 Jahre alte
Nationalspieler will nach seiner nochmals verlängerten Zwangspause
durch Lungenprobleme infolge seiner Covid-19-Erkrankung endlich
wieder auf dem Platz loslegen - und das am besten mit Volldampf.

«Das wird sich zeigen, wenn er unter Höchstbelastung trainiert. Aber
ich hoffe es sehr und gehe auch fest davon aus», sagte Ehrenpräsident
Uli Hoeneß der Deutschen Presse-Agentur. Die neuen Fälle um Neuer
dürften auch den von Corona genesenen Kimmich in seinem Umdenken zur
Impfung bestärken. Hoeneß sieht im Nationalspieler «ein fantastisches

Beispiel, dass man seine Meinung ändern kann. Ich rechne es ihm hoch
an, dass er sich hinstellt und sagt: «Ich habe das falsch
eingeschätzt.» Das würde ich mir bei mehr Menschen wünschen.»

Zwei Monate fehlte Kimmich dem Tabellenführer erst als Kontaktperson
und dann als Infizierter. Infiltrationen der Lunge verzögerten seine
Rückkehr zum Jahresende 2021. «Die Mannschaft hat die Kohlen auch
ohne ihn gut aus dem Feuer geholt. Da braucht er sich also keine
Vorwürfe zu machen», meinte Hoeneß.

«Seine» Bayern sieht der Ehrenpräsident kurz vor seinem 70.
Geburtstag am Mittwoch in Bundesliga und Champions League voll auf
Kurs. Ein großes Verdienst schreibt er dabei Neucoach Nagelsmann zu.
«Ich bin total happy, dass wir ihn haben», schwärmt Hoeneß. «Was
mir
besonders gut gefällt, ist, dass es ihm gelingt, fast jeden Spieler
besser zu machen - und so die Mannschaft.» Der Nachfolger von Hansi
Flick, für den die Bayern angeblich mehr als 20 Millionen Euro an RB
Leipzig zahlen mussten, sei «jeden Euro wert», bemerkte Hoeneß.

Einen 2022-Wunschzettel formulierte der Ehrenpräsident auch. Hoeneß
möchte neben den Flügelspielern Coman (25) und Serge Gnabry (26) auch
die schon älteren Führungskräfte Neuer (35), Robert Lewandowski (33)

und Thomas Müller (32) unbedingt über 2023 hinaus im Bayern-Trikot
spielen sehen. «Derzeit kann ich mir die Jahre 2024 und 2025 ohne
dieses Trio nicht vorstellen», sagte Hoeneß. Er sitze beim FC Bayern
zwar «nicht mehr auf dem driver's seat». Aber er gehe davon aus, dass
sich die neuen Bayern-Bosse um Kahn «der Thematik bewusst sind und
versuchen werden, mit diesen Spielern zu verlängern».

Das kostet freilich. Und Corona mit den wieder verordneten
Geisterspielen schmälern die Einnahmen empfindlich. Auch darum
votiert Hoeneß unter bestimmten Voraussetzungen für eine Verlängerung

der bei einem Teil der Fans wegen Menschenrechtsfragen umstrittenen,
aber halt sehr lukrativen Partnerschaft mit der Fluglinie Qatar
Airways über 2023 hinaus. «Ich persönlich würde zu einer Verlänge
rung
tendieren, wenn wir das Gefühl haben, dass wir mit dieser
Partnerschaft einen Beitrag leisten können, dass sich die Dinge vor
Ort verbessern und weiter verbessern werden», begründete Hoeneß.

Die Katar-Problematik sieht Hoeneß als «ein ganz elementares Thema
auch für die Zukunft des Vereins». Ohne Sponsoreneinnahmen könne der

FC Bayern nicht mit europäischen Topclubs konkurrieren, in die «von
Investoren und Staatsfonds Geld ohne Ende gepumpt» werde, mahnte
Honeeß: «Irgendwann könnte der Punkt kommen, an dem unsere Fans - und

übrigens auch die Medien - akzeptieren müssten, dass die deutschen
Fußballmannschaften international keine Rolle mehr spielen.»