Silvester in Sachsen recht ruhig - Ausschreitungen im Leipziger Osten

Hunderte Mal rückte die Polizei in Sachsen in der Silvesternacht aus
- dennoch seltener als in den Jahren vor der Pandemie. Neben
silvestertypischen Straftaten gab es laut Polizei besonders in
Leipzig Ausschreitungen.

Leipzig/Dresden (dpa/sn) - Die Silvesternacht war in Sachsen aus
polizeilicher Sicht vielerorts vergleichsweise ruhig. Die
Polizeidirektionen meldeten zwar silvestertypische Straftaten wie
Körperverletzungen, Sachbeschädigungen, Brände und alkoholbedingte
Autounfälle. Wie im vergangenen Jahr registrierten die Beamten jedoch
weniger Notfälle als in den Jahren vor der Pandemie.

Einen größeren Einsatz gab es in der Leipziger Eisenbahnstraße. Dort

versammelten sich laut Angaben der Polizei kurz nach Mitternacht
Personen «im mittleren dreistelligen Bereich» an einem brennenden
Einkaufswagen. Aus einer Gruppe heraus seien Einsatzkräfte und
Fahrzeuge beworfen worden, teilte die Polizei mit. Sie ermittelt
wegen Landfriedensbruchs.

«Die Lage war bis Mitternacht sehr ruhig, danach gab es die typischen
Silvester-Einsätze», sagte eine Sprecherin der Leipziger Polizei. Im
als linksalternativ geltenden Stadtteil Connewitz habe es keine
größeren Vorfälle gegeben, dort sei die Polizei mit vielen Kräften

vor Ort gewesen. Im vergangenen Jahr hatten Unbekannte
Bundeswehrfahrzeuge auf dem Gelände eines Autohauses in Brand
gesetzt.

In Dresden war die Polizei in dieser Silvesternacht nach eigenen
Angaben ebenfalls aus einer Menschengruppe heraus mit Gegenständen
beworfen worden. Die Beamten trafen kurz nach Mitternacht im
Stadtteil Leipziger Vorstadt auf 50 bis 100 Menschen, wie die Polizei
am Samstag mitteilte. Diese hätten Hindernisse auf der Straße
aufgebaut und angezündet. Ein Einsatzfahrzeug sei durch Flaschenwürfe
beschädigt worden. Die meisten Menschen hätten den Platz verlassen,
als Kräfte der Bereitschaftspolizei hinzugekommen seien.

Die Beamten rückten zudem zu einer Messerstecherei aus und nahmen
einen 18 Jahre alten Tatverdächtigen vorläufig fest. Er steht im
Verdacht, einem 21-Jährigen bei einer Auseinandersetzung am
Koreanischen Platz lebensbedrohliche Stichverletzungen zugefügt zu
haben. Die genauen Umstände der Auseinandersetzung blieben zunächst
offen. In Chemnitz wurde ein 19-Jähriger von zwei jungen Männern aus
einer Gruppe heraus angegriffen. Er wurde mit schweren Verletzungen
in ein Krankenhaus gebracht. Polizisten stellten zwei Tatverdächtige
im Alter von 17 und 18 Jahren.

Vielerorts registrierte die Polizei Sachbeschädigungen und
Verletzungen durch Böller. In Mildenau (Erzgebirgskreis) sprengten
Unbekannte mit Böllern eine Schutzhütte in die Luft. In Olbersdorf
(Landkreis Görlitz) drang ein 42-Jähriger in einen Wohnblock ein und
zündete Pyrotechnik in der Briefkastenanlage. Durch die Detonation
wurde der Eingangsbereich des Mehrfamilienhauses erheblich beschädigt
und es entstand ein Sachschaden in Höhe von ungefähr 10 000 Euro.

In Leipzig wurde ein 34 Jahre alter Mann beim Zünden von
Feuerwerkskörpern lebensbedrohlich verletzt. Die gezündete
Pyrotechnik sei nicht zugelassen gewesen, teilte die Polizei mit. Sie
ermittelt wegen Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz.

Schwer verletzt wurde in Leipzig auch ein 29 Jahre Mann bei einem
Verkehrsunfall. Der Mann saß in der Silvesternacht als Beifahrer in
einem Wagen und war in dem Unfallfahrzeug zurückgelassen worden, wie
die Polizei mitteilte. Nach dem flüchtigen Fahrer des Autos werde mit
einem Fährtenhund gesucht. Er war nach ersten Erkenntnissen ohne
Beteiligung anderer Fahrzeuge von der Straße abgekommen, sein Auto
rammte abseits der Fahrbahn einen Lichtmast.

Deutlich glimpflicher kam ein Betrunkener in Hainewalde (Landkreis
Görlitz) davon, der zunächst einen Unfall mit seinem Auto verursacht
und anschließend versuchte, das Fahrzeug mit einem Traktor zu bergen.
Er musste seinen Führerschein abgeben.