Corona-Inzidenz steigt - Lauterbach sieht «Licht am Ende des Tunnels»

Die Corona-Zahlen steigen wieder. Das Ausmaß der Omikron-Welle in
Deutschland ist wegen der Feiertage unklar. Doch könnte die Variante
weniger gefährlich sein - und in eine entspanntere Phase führen.

Berlin (dpa) - Mit vorsichtigem Optimismus, aber auch mit Sorge um
die Ungeimpften blicken Bundesregierung und prominente Virologen zum
Start ins neue Jahr auf die kommende Pandemie-Entwicklung.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sagte am Freitagabend
in der ZDF-Silvestershow, fürs nächste Jahr gebe es «Licht am Ende
des Tunnels». Das Robert Koch-Institut (RKI) meldete am Samstag am
dritten Tag in Folge einen Anstieg der offiziellen
Sieben-Tage-Inzidenz. Der Wert lag bei 220,3 Neuinfektionen pro 100
000 Einwohner und Woche, wobei das RKI an den Feiertagen von einer
Untererfassung ausgeht.

Derzeit ist deshalb unklar, wie hoch die Omikron-Welle in Deutschland
bereits ist. Ihr Höhepunkt wird erst noch erwartet. Die
Gesundheitsämter meldeten dem RKI binnen eines Tages 26
392 Corona-Neuinfektionen. Es gab 184 neue Todesfälle.

Lauterbach sagte, die Omikron-Variante werde nochmal eine schwere
Herausforderung. «Aber es sieht so aus, als wenn diese Variante etwas
weniger gefährlich wäre als die Delta-Variante», sagte Lauterbach.
Das sei schon mal ein Lichtblick. Man wisse noch nicht genau, ob das
auch für die Ungeimpften gelte.

Der Berliner Virologe Christian Drosten hatte am Freitag im
Deutschlandfunk gesagt, dass bei Omikron die Krankheitsschwere sehr
wahrscheinlich abgemildert sei. Hierfür mehrten sich die Daten. Ein
Ungeimpfter mit Omikron-Infektion trage drei Viertel des Risikos
einer Krankenhauseinweisung eines Ungeimpften mit Delta. Der Bonner
Virologe Hendrik Streeck hatte die Hoffnung auf «eine mildere Welle»
geäußert.

Im Vergleich zu anderen Ländern sieht Drosten in Deutschland aber
das «Spezialproblem» der vielen Ungeimpften. Wegen der schnellen
Verbreitung von Omikron mit einer Verdoppelung der Neuinfektionen
etwa alle vier Tage werde es jetzt für Menschen, die noch nicht
geimpft oder genesen seien, «richtig gefährlich».

Mindestens 71,2 Prozent der Gesamtbevölkerung haben den Immunschutz
von in der Regel zwei Impfungen. Mindestens 38,7 Prozent haben
zusätzlich eine Auffrischungsimpfung erhalten. Am 31. Dezember wurden

112 000 Impfdosen verabreicht (Stand 1. Januar, 9.01 Uhr).

Lauterbach teilt nach eigenen Angaben die Einschätzung von Drosten,
dass Deutschland nun die Chance auf eine endemische Lage habe. «Es
ist aber nur eine Chance, es ist keine Gewissheit.» Lauterbach
erläuterte, würde das Virus endemisch, dann bestünde «zu keinem
Zeitpunkt» die Gefahr eines überforderten Gesundheitssystems. Man
würde dann mit dem Virus leben können. Drosten hatte Südafrika als

mögliches Beispiel für eine solche Zukunft genannt, von der
Deutschland aber noch ein ganzes Stück entfernt sei.

Lauterbach sagte, Omikron bilde möglicherweise eine Brücke. «Aber wir

wissen es noch nicht gewiss, weil wir noch nicht wissen, wie
gefährlich die Omikron-Variante für diejenigen ist, die vollkommen
ungeimpft sind.»

Die beliebten Urlaubsländer Italien und Malta sind unterdessen seit
Samstag als Hochrisikogebiete eingestuft. Grund sind ihre hohen
Corona-Infektionszahlen. Auch Kanada und San Marino im Nordosten
Italiens sind von der Bundesregierung nun so eingestuft. Wer aus
einem Hochrisikogebiet einreist und nicht vollständig geimpft oder
genesen ist, muss für zehn Tage in Quarantäne und kann sich
frühestens fünf Tage nach der Einreise mit einem negativen Test davon

befreien. Die Insel Mauritius im Indischen Ozean ist dagegen nun von
der Risikoliste gestrichen.

Mit der Einstufung verbunden ist eine Reisewarnung des Auswärtigen
Amts für nicht notwendige touristische Reisen. Sie erleichtert
Touristen die kostenlose Stornierung bereits gebuchter Reisen,
bedeutet aber kein Reiseverbot.