Weihnachtsmärkte in Niedersachsen: «So traurig war's noch nie» Von Mia Bucher und Helmut Reuter, dpa
Wegen der Corona-Pandemie bleiben viele Weihnachtsmärkte dieses Jahr
geschlossen. In Hildesheim, Hannover und Bremen stehen die Buden noch
- doch von einem Besucheransturm kann dort derzeit nicht die Rede
sein. Wie geht es den Schaustellern?
Hildesheim/Bremen (dpa/lni) - «So traurig war's noch nie», sagt Olaf
Helmens und blickt auf sein Kinderkarussell. Seit 40 Jahren steht der
66-Jährige mit seinem Fahrgeschäft auf dem Hildesheimer
Weihnachtsmarkt. Seine Erwartungen sind trübe: Bisher sieht es so
aus, als würde er nicht mal die Hälfte des Umsatzes aus dem
Vor-Corona-Jahr 2019 erwirtschaften. «2G plus war der Genickbruch»,
sagt Helmens. Für Gastronomie und Fahrgeschäfte gilt auf den
Weihnachtsmärkten in Niedersachsen die 2G-plus-Regelung - Besucher
müssen geimpft oder genesen sein und zusätzlich einen tagesaktuellen
Coronatest vorweisen, nur geboosterte Menschen sind von der
Testpflicht ausgenommen.
Auch am Würstchenstand auf dem Hildesheimer Weihnachtsmarkt sind an
diesem trüben Dezembertag nur wenige Leute. «So einen ruhigen
Weihnachtsmarkt hatten wir noch nie», sagt Verkäufer Mike Witte.
Schlimm findet er vor allem, dass er täglich von wütenden Kunden
beschimpft wird, die die strengen Maßnahmen ablehnen. Wegschicken
kann der Würstchenverkäufer sie aber nicht - er ist ja auf ihr Geld
angewiesen.
Rosemarie Kappe steht mit ihrem Stand hinter dem Hildesheimer
Rathaus. Sie verkauft Backschinken, Schupfnudeln und Sauerkraut.
Trotz des bescheidenen Umsatzes ist sie froh, überhaupt geöffnet
haben zu dürfen. Viele Kunden seien dankbar, berichtet die
59-Jährige. Bis zum Ende des Weihnachtsmarktes am 22. Dezember müssen
sie und ihr Team jetzt noch ein paar Tage durchhalten. «Wir zählen
jetzt schon rückwärts.»
Der Schaustellerverband Niedersachsen berichtet, dass viele
Standbetreiber wegen der strengen Corona-Regeln auf den Märkten
erhebliche finanzielle Einbußen erlitten haben. Im Vergleich zu 2019
erwirtschafteten seine Kollegen im Schnitt derzeit nur 15 bis 20
Prozent des Umsatzes, sagt Vorsitzender Kevin Kratzsch. «Die Lage ist
brenzlig bis katastrophal.»
Die 2G-plus-Regelung mache einen spontanen Weihnachtsmarktbesuch
schwierig, kritisiert Kratzsch. Er vermutet auch, dass viele Menschen
aus Angst dieses Jahr lieber zu Hause bleiben und auf einen Glühwein
in stimmungsvoller Runde verzichten.
Nachdem in der Pandemie viele Veranstaltungen und traditionelle
Volksfeste abgesagt wurden, hätten die Schausteller diesmal für die
Weihnachtsmärkte viel Aufwand und Geld investiert, um ihre Stände
aufzubauen, Personal einzustellen und Ware einzukaufen, sagt
Kratzsch. Inzwischen hätten diverse Städte aber beschlossen, ihre
Märkte vorzeitig zu schließen - etwa in Osnabrück, Hameln und
Göttingen. «Viele meiner Kollegen sind schier verzweifelt.»
Für die Standbetreiber in Hannover ist der diesjährige
Weihnachtsmarkt nach seinen Worten sogar eher ein Minusgeschäft.
Trotzdem seien die viele Kollegen froh, dass sie im Gegensatz zu
anderen Städten in Niedersachsen nicht schließen müssten, berichtet
der Vorsitzende des Schaustellerverbandes. Seine Kollegen haben aus
seiner Sicht auch einen emotionalen Auftrag: Den Menschen Freude zu
bringen.
Auch der Bremer Weihnachtsmarkt hat trotz Corona geöffnet. Schon seit
vielen Jahren hat dort umrahmt vom historischen Rathaus, der
Roland-Statue und der Bürgerschaft, eine Bürstenmacherei ihren Stand.
Spülbürsten in allen Größen, Nagelbürsten, Massagebürsten, spez
ielle
Ziegenhaar-Jalousienbürsten, auch Holzlöffel und viele andere
Utensilien sind in kleine übersichtliche Kistchen sortiert oder
baumeln an einer Schnur. «Das ist immer meine schönste Zeit», freut
sich Inka Stratmann über ihren jährlichen Weihnachtsmarkt-Einsatz.
2020 fiel der Bremer Weihnachtsmarkt ganz aus - und auch in diesem
Jahr ist nicht wirklich viel los. Die Lage sei schlimm, sagt Inka
Stratmann. «Ich habe noch nie soviel gesessen», sagte die
Verkäuferin, die den Kunden gerne die verschiedenen Bürstentypen
zeigt und auf Deutsch und Englisch erklärt. «Vielleicht ein Drittel
des Umsatzes», schätzt sie im Vergleich zu 2019.
Sie lobt aber, dass alle Kunden sehr einsichtig und diszipliniert
beim Einhalten der Corona-Regeln seien. Bis vor ein paar Tagen
mussten die Impfnachweise inklusive Personalausweis noch an den
Ständen geprüft werden - inzwischen wird die 2G-Vorgabe zentral
kontrolliert und mit einem kleinen Bändchen dokumentiert.
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