Epsteins «rechte Hand»? Anklage wirft Maxwell Missbrauch vor Von Benno Schwinghammer, dpa
Ghislaine Maxwell soll den Missbrauch von Minderjährigen durch
Jeffrey Epstein ermöglicht haben - so stellt die Staatsanwaltschaft
es dar, während ihre Verteidigung dagegenhält. Doch wer ist die Frau,
die ihrem Ex-Partner «täglich» Mädchen zugeführt haben soll?
New York (dpa) - Zu Beginn des Missbrauchsprozesses gegen Jeffrey
Epsteins Ex-Partnerin Ghislaine Maxwell hat die Staatsanwaltschaft
der 59-Jährigen Beihilfe zu schweren Sexualverbrechen gegen
Minderjährige vorgeworfen. Die Angeklagte sei bei den Verbrechen die
«rechte Hand» des einflussreichen und berüchtigten
Geschäftsmanns Epstein gewesen, sagte eine Staatsanwältin am Mont
ag
bei ihrem Eröffnungsplädoyer vor Gericht in New York. Die
Verteidigung bestritt diese Darstellung vehement.
In dem von Epstein betriebenen Missbrauchsring habe Maxwell eine
entscheidende Rolle gespielt, das Vertrauen von Mädchen gewonnen und
sie ihrem ehemaligen Partner zugeführt, so die Anklage weiter. «Sie
wusste genau, was passieren würde.» Maxwell ist in sechs Punkten
angeklagt, ihr drohen im Falle einer Verurteilung viele Jahre Haft.
Maxwell war am Morgen mit einem hellen Pullover und einer schwarzen
Hose bekleidet in den Gerichtssaal in Manhattan gekommen, die
kinnlangen Haare trug sie offen. Sie wirkte ernst, konzentriert und
zeigte wenig Regung.
Einige Male beugte sie sich flüsternd zu ihrem Anwalt. Es sind
Eindrücke, die den Fotos vom früheren Luxus-Leben der Frau diamet
ral
gegenüber zu stehen scheinen: der mächtige Epstein, wie er seinen Arm
um Maxwell legt und sie an sich drückt, während sie in die Kamera
lacht. Maxwell mit Geschäftsmann Elon Musk nach den Oscars. Maxwell
mit Donald Trump.
Die Verteidigung der 59-Jährigen bestritt die Darstellung der
Anklage am Montag in ihrem Eröffnungsplädoyer vehement. Es gehe um
Verbrechen Epsteins, mit denen Maxwell nichts zu tun habe. «Sie ist
nicht wie Jeffrey Epstein», sagte Maxwells Anwältin. Dieser sei ein
«narzisstischer Mann» gewesen und habe die Welt um sich herum
manipuliert - inklusive Maxwell selbst.
Epstein galt als charismatischer Mann und wortgewandter Blender, der
seine Gegenüber immer wieder in die Irre führte. Auch griffen ihre
Verteidiger die vier Hauptzeuginnen an. Die mutmaßlichen Verbrechen
seien 15 bis 25 Jahre her: «Wie wir alle wissen, verblassen
Erinnerungen mit der Zeit.»
Maxwells Ex-Partner Epstein war der Aufbau eines Prostitutionsrings
mit Dutzenden minderjährigen weiblichen Missbrauchsopfern vorgeworfen
worden. Ein Prozess im Jahr 2008 endete mit einem vorteilhaften Deal
für Epstein, den viele für einen Skandal hielten.
Zu einem erneuten Prozess in New York gegen den bestens vernetzten
Multimillionär - und Bekannten unter anderem von Bill Clinton, Donald
Trump, Bill Gates oder dem britischen Prinz Andrew - kam es nie,
weil Epstein 2019 tot in seiner Gefängniszelle gefunden wurde.
Gerichtsmediziner kamen zu dem Schluss, dass es Suizid gewesen sei.
Die Staatsanwaltschaft bemühte sich am Montag, Maxwell als zentrale
Komplizin für Epstein darzustellen. Sie habe die Mädchen auf Epstein
vorbereitet, sie ihm «täglich» für sogenannte Massagen zugeführ
t, bei
denen dieser sie sexuell missbraucht habe. Einige Male sei Maxwell
bei solchen Übergriffen sogar anwesend gewesen. Zudem habe sie
eine «Kultur des Schweigens» in Epsteins Anwesen aufgebaut, um die
Taten geheim zu halten und sei in jedes Detail in dessen Leben
eingeweiht gewesen. Ihr Motiv sei gewesen, ihr eigenes Luxusleben bei
Epstein aufrecht zu erhalten.
Am ersten Verhandlungstag blieb dabei offen, ob Maxwell im Laufe des
Prozesses selbst aussagen wird.
Ghislaine Maxwell ist die Tochter des legendären britischen Verlegers
Robert Maxwell (1923-1991) und kam Anfang der 90er Jahre nach New
York. Sie traf Jeffrey Epstein auf einer der zahlreichen Promi-Partys
und soll damals zeitweise seine Freundin gewesen sein. Das Umfeld
Epsteins beschrieb ihre Rolle in seinem Leben als eine Mischung aus
Angestellter, bester Freundin und rechter Hand.
Der Prozess gegen Maxwell wird schätzungsweise sechs Wochen dauern,
die Staatsanwaltschaft stützt sich auf vier Hauptzeuginnen. Die zu
verhandelnden Fälle reichen von 1994 bis 2004, die mutmaßlichen
Verbrechen sollen in Epsteins Anwesen in New York, Florida, Santa Fe
und London stattgefunden haben.
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