Fun Facts zum ISS-Betrieb - Wussten Sie, dass ...? Von Christian Thiele und Annett Stein, dpa

Wenn die wohl teuerste Putzkolonne der Welt im wohl teuersten
menschlichen Bauwerk historisch teuren Kaffee trinkt - dann geht es
um Raumfahrer auf der ISS. Die verursachen nicht nur Kosten, sondern
auch Extra-Sternschnuppen - Schlüpfer-Sternschnuppen.

Berlin (dpa) - 450 Tonnen wiegt der Koloss ISS, der in etwa 400
Kilometern Flughöhe um die Erde kreist. Der Aufenthalt auf der
Raumstation mag für die Astronauten spektakulär sein, gemütlich ist
er nicht: Beim Keksebacken muss man ewig warten, Unterwäsche ist
Mangelware und es müffelt mächtig. Eine Auswahl besonderer Fakten.

Wussten Sie, dass ...

- die ISS das wohl teuerste bisher von Menschenhand geschaffene
Objekt ist? Weit über 100 Milliarden oder gar 150 Milliarden Dollar
sind nach Schätzungen in das Projekt ISS geflossen, die
US-Raumfahrtagentur Nasa gibt dazu keine Angaben heraus. Oftmals
werden von beteiligten Agenturen lediglich die Hardware-Kosten
angegeben, ohne die Ausgaben für Astronauten, Experimente und andere
Bereiche. Deutschland kostet der Unterhalt der ISS derzeit etwa 160
Millionen Euro jährlich, bei geschätzten Gesamtkosten der Station von
wohl bis zu sechs Milliarden Dollar pro Jahr.

- auf der ISS nicht wegen ihrer Flughöhe Schwerelosigkeit herrscht?
Die Anziehungskraft der Erde ist in 400 Kilometern Höhe noch fast
genauso groß wie auf der Erde. Der Grund für die Schwerelosigkeit an
Bord ist, dass die ISS samt Astronauten eigentlich nicht fliegt,
sondern andauernd fällt, in einem großen Kreis um die Erde herum.

- es auf der ISS nicht gut riecht und alles andere als still ist?
«Das Lüftungssystem ist sehr laut», sagte der Astronaut Alexander
Gerst einmal. Luftaustausch findet in der Schwerelosigkeit nur statt,
wenn man ihn durch Ventilatoren herstellt - entsprechend viele gibt
es in dem riesigen Gebilde. Hinzu kommen Pumpen, Kompressoren,
Bordelektronik, Hardware. Damit ist es etwa so laut wie an einer
stark befahrenen Straße. Zum Geruch der ISS schrieb der frühere
US-Astronaut Scott Kelly, der fast ein Jahr auf der ISS zubrachte, in
seinem Buch «Endurance», dass es vor allem nach den Ausgasungen der
Geräte rieche. Hinzu komme Körpergeruch und der des Abfalls, der zwar
möglichst hermetisch isoliert, aber nur alle paar Monate entsorgt
werde. Der Weltraum wiederum riecht demnach nach verbranntem Metall -
wie Wunderkerzen oder als ob etwas geschweißt werde.

- Dinge wie Löffel auf der ISS gern mal für Wochen oder gar für immer

unauffindbar sind? In der Schwerelosigkeit geht nach Erzählungen von
Astronauten sehr schnell mal etwas verloren, das nur kurz in der
Schwerelosigkeit «abgestellt» wurde. «Die Raumstation ist ja so voll

mit Ausrüstung, das versteckt sich da irgendwo und zwei Tage später
findet man's», erzählte der deutsche Astronaut Alexander Gerst.
«Bringt einen dann auch nicht mehr weiter, wenn es der Kaffee war.»

- die Zeit auf der ISS langsamer vergeht? Fachleute nennen den auf
Einsteins Relativitätstheorie zurückgehenden Effekt
Zwillingsparadoxon. Bei der ISS gibt es ein reales Beispiel: Der
US-Astronaut Scott Kelly verbrachte fast ein ganzes Jahr auf der ISS,
sein Zwillingsbruder blieb am Boden. Dem Gedankenexperiment zufolge
durchlebte Scott Kelly bei seiner Bewegung durchs All Bruchteile von
Sekunden weniger als sein Bruder Mark auf der Erde.

- die ISS nicht wie ein Hochglanzraumschiff, sondern eher wie eine
arg ramponierte Konservendose aussieht? Auf die Station prasseln seit
vielen Jahren Mikrometeoriten und winziger Weltraumschrott ein,
entsprechend zerdellt ist ihre Oberfläche. Größeren Teilen weicht die

Station gezielt aus.

- gefährliche Lecks in der ISS-Außenhülle schon mal mit schwebenden
Teebeutel gesucht werden? Im vergangenen Jahr registrierten
Astronauten eine undichte Stelle an einem Übergang zum Modul
«Swesda». Um das Leck aufzuspüren, ließen sie einen Teebeutel los,

der in der Schwerelosigkeit zu der undichten Stelle schwebte.

- Astronauten vorm Start zur ISS gerne mal an einen Bus pullern, so
sie von Kasachstan aus starten? Bevor Raumfahrer dort in die Rakete
klettern, zelebrieren sie Riten und Bräuche der russischen Raumfahrt
- und dazu soll gehören, auf dem Weg zur Startrampe an den Reifen des
Busses zu urinieren. Das geht angeblich auf den Raumfahrtpionier Juri
Gagarin zurück, der demnach vor dem ersten Flug am russischen
Weltraumbahnhof Baikonur in Zentralasien schnell noch Wasser lassen
musste.

- die Menschen auf der ISS 16 Sonnenaufgänge (und Untergänge) pro Tag
erleben können? Allerdings dauern für sie für den Beobachter
wesentlich kürzer als auf der Erde. Die ISS umrundet die Erde in
jeweils 90 Minuten - also 16 mal täglich.

- ISS-Raumfahrer ständig eine Schnupfennase haben? Auf der Erde
fließt die Flüssigkeit der Nasenschleimhäute meist unbemerkt und
automatisch in den Rachen - nicht so in der Schwerelosigkeit. Zudem
verlagert sich das Wasser in den Organen, die Nasenschleimhäute
schwellen an. Betroffen ist übrigens nicht nur die Nase: Das ganze
Gesicht ist aufgedunsen - die Beine hingegen sind dünner.

- das Pipi von gestern auf der ISS zum Kaffee von heute wird? Weil es
viel zu teuer wäre, regelmäßig Wasser zur Raumstation zu schicken,
müssen Astronauten und Kosmonauten aufbereitetes Wasser trinken - aus
recyceltem Urin und Schweiß der Besatzung. Angeblich soll das
Trinkwasser genauso schmecken wie auf der Erde.

- Astronauten einen Trick parat haben, wenn ihnen im Raumanzug beim
Außeneinsatz die Nase juckt? Sie nutzen das sogenannte
Valsalva-Gerät, das vor allem dem Druckausgleich dient. Es handelt
sich dabei um ein Schaumstoffgebilde, mit dem sich die Nasenlöcher
verschließen lassen - aber eben auch die Nase rubbeln lässt.

- schon mal fast ein Mensch im Weltall ertrunken ist? Bei einem
Außeneinsatz des Italieners Luca Parmitano sammelte sich 2013 immer
mehr Wasser in seinem Helm. Er konnte kaum noch sehen und hören,
schaffte es aber noch knapp in die Station zurück.

- Astronauten anders als in vielen Filmen oft nicht waagerecht durch
die Raumstation schweben, sondern meist senkrecht? Seitlich durch die
Station zu schweben sei viel angenehmer als mit dem Kopf voraus,
erklärte der Astronaut Alexander Gerst. Die Erfahrung eines
Astronauten könne man an seiner Bewegung ablesen. «Alte Hasen
schweben vertikal, Neulinge horizontal.»

- ein Astronaut beim Trainieren auf dem Laufband gern mal mehrere
Zehntausend Kilometer vorankommt? Schließlich ist die ISS mit einer
Geschwindigkeit von 28 000 Kilometern pro Stunde unterwegs. «Gerade
eben 16 300 km auf dem Laufband gelaufen (35 Min mit 28 000 km/h).»,
twittere der Astronaut Alexander Gerst im Oktober 2014 über das
Training auf der ISS.

- Astronauten nur alle zwei bis drei Tage eine neue Unterhose
anziehen? Socken, Hosen und T-Shirts werden noch viel länger
getragen. Es gibt keine Weltraumwaschmaschine, ohnehin ist jeder
Tropfen Wasser auf der ISS kostbar. Jedes Teil kann also nur einmal
getragen werden - deshalb ist Sparsamkeit beim Klamottenwechsel
Pflicht.

- verglühende Schlüpfer als Sternschnuppe am Nachthimmel zu sehen
sein können? Sämtliche gebrauchte Wäsche wird zusammen mit anderem
Müll sowie vakuumgetrockneten Fäkalien regelmäßig in Kapseln
verfrachtet, die zum Absturz gebracht werden und dabei verglühen.
«Nicht jede Sternschnuppe ist romantisch», kommentierte Gernot Grömer

vom Österreichischen Weltraum Forum (ÖWF) einmal.

- auch volle Windeln Teil einer solchen Sternschnuppe sein können?
Bei Weltraum-Ausflügen ziehen Astronauten sich unter den Raumanzug
eine besonders saugstarke Windel an - bei den oft viele Stunden
dauernden Einsätzen ist ein Gang aufs Klo ausgeschlossen. Auch beim
Flug zur ISS mit der Sojus tragen Astro- und Kosmonauten eine Windel
unterm Raumanzug, unter anderem wegen der Druckbelastung beim Start.

- die Nasa keine Bilder von den Unterhosen und BHs herausgibt, die
Astronauten und Astronautinnen tragen? «Das ist für die
Öffentlichkeit nicht zugänglich», hieß es von der Nasa auf eine
entsprechende Anfrage.

- die wohl teuerste Kaffee-Portion der Welt auf der ISS serviert
wurde? ISSpresso heißt das Gerät, das die italienische Astronautin
Samantha Cristoforetti aufstellte und testete. Eigens entwickelt
wurde auch das Tässchen dafür. «Die Maschine hat mehr als eine
Million Dollar verschlungen, die Zertifizierung für die
Flugtauglichkeit und die Transportkosten eingerechnet; wir haben aber
nur zehn Päckchen Espresso an Bord, so dass Samanthas Getränk eine
äußerst teure Tasse Kaffee ist - durchaus einer historischen
Erwähnung wert», schreibt der frühere US-Astronaut Scott Kelly in
seinem Buch «Endurance».

- auf der ISS schon Kekse gebacken wurden? Die Schokoladenkekse
im ISS-Backofen brauchten deutlich länger als auf der Erde - erst
nach mehr als zwei Stunden entstand bei den Tests ein durchgebackener
Keks. Es duftete wohl wunderbar, zum Essen waren die ersten fünf
Kekse der ISS aber nicht gedacht - an ihnen wurde auf der Erde weiter
geforscht.

- Astronauten die wohl bestbezahlten Putzfrauen der Welt sind? Die
Arbeitsstunde eines ISS-Astronauten kostet laut Raumfahrtagentur Esa
rund 30 000 Euro - und es wird sehr viel geputzt auf der ISS mit
ihren rund 1200 Kubikmetern Rauminhalt. In der Schwerelosigkeit
sammeln sich rasch Staub, Krümel, Hautschuppen und Feuchtigkeit - ein
idealer Nährboden für Mikroorganismen. Die russische Raumstation Mir
musste einst auch wegen des massiven Befalls mit Mikroben, die Kabel,
Stecker und selbst Apparaturen aus Metall anfraßen, zum Absturz
gebracht werden. «Raumstationen sind wie große, komplizierte Gebäude,

die ständige Pflege und Aufmerksamkeit erfordern. Sehr viel Zeit wird
daher auf Routineaufgaben wie Reinigungs- und Reparaturarbeiten
verwendet», heißt es von der Esa.

- jedes ISS-Crewmitglied nicht nur Versuche durchführt, sondern auch
selbst Versuchskaninchen ist? Forschende wollen erkunden, welche
gesundheitlichen Probleme bei Reisen in den Weltraum auftreten und
wie sie zu behandeln sind. Typisch sind etwa Muskelschwund,
Augenschäden und verringerte Knochendichte. Zudem haben
ISS-Astronauten eine Körpertemperatur von etwa 38 Grad, also eine Art
Dauerfieber. Bei sportlicher Aktivität steigt die Temperatur sogar
häufig auf mehr als 40 Grad, weil der Körper überschüssige Hitze in

der Schwerelosigkeit kaum loswerden kann.

- Astronauten nach der Rückkehr auf die Erde nicht aus Gewohnheit
Gläser in die Luft stellen? Raumfahrer platzierten Dinge nicht in die
vermeintliche Schwerelosigkeit, sondern klammerten sich im Gegenteil
besonders stark an allem fest, erklärte der Astronaut Alexander Gerst
einmal. Auf der ISS schwebe sonst alles weg. «Wenn man einen Stift in
der Hand hat, eine Schere und ein Tape, dann steckt man sich die
zwischen die Finger - und daran gewöhnt man sich.» Diese Gewohnheit
sitze auch nach der Rückkehr noch eine Weile. «Daran kann man
Astronauten erkennen: Sie sitzen da mit zwei Stiften, einem Löffel
und dem Kaffeebecher in der Hand, weil sie nicht gewohnt sind, dass
sie etwas mal hinstellen können. So rum ist das.»

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