Lehrergewerkschaft zieht kritische Bilanz der ersten Schulwochen

Schwerin (dpa/mv) - Die Lehrergewerkschaft GEW hat eine kritische
Bilanz der ersten sechs Schulwochen in Mecklenburg-Vorpommern
gezogen. Die Schüler sollten in dieser Zeit im Unterricht wieder
richtig Fuß fassen und die Lehrkräfte individuelle
Lernstandserhebungen sowie standardisierte Tests durchführen.
«Rückblickend müssen wir feststellen, dass das flächendeckend nicht

gut gelungen ist», erklärten die beiden GEW-Landesvorsitzenden Annett
Lindner und Maik Walm am Mittwoch. Das gehe aus einer Vielzahl von
Rückmeldungen aus den Schulen hervor, welche die Gewerkschaft derzeit
erreichten.

Die Ergebnisse der Lernstandserhebungen zeigten deutlich einen Bedarf
an zusätzlicher pädagogischer Unterstützung. Notwendige Angebote im
Kernbereich Unterricht könnten aber nicht gemacht werden, weil die
Stundenzuweisung zu niedrig ausfalle. Förderstunden könnten nicht
gegeben werden und an manchen Schulen sei nicht einmal die
Kontingentstundentafel abgesichert. Die versprochenen zusätzlichen
Kräfte, wie Studenten oder Lehrer im Ruhestand, seien vielerorts
nicht angekommen.

Das Bildungsministerium will im Oktober die Ergebnisse der
Lernstandserhebungen bei allen Schulen im Land abfragen, wie ein
Ministeriumssprecher der Deutschen Presse-Agentur sagte. Die
Erhebungen waren in den ersten vier Schulwochen durchgeführt worden,
um zu sehen, wo die einzelnen Schüler stehen und welche Lücken sie
möglicherweise haben. Das Schuljahr hatte Anfang August begonnen.

Die GEW verwies auf eine hohe Belastung der Lehrkräfte. Weitere
Mehrarbeit entstehe durch die Distanzbeschulung für Schüler mit
entsprechender Genehmigung oder in Quarantäne, hieß es. Die
Schmerzgrenze sei erreicht und mancherorts überschritten, so Walm.
«Viele Lehrkräfte sind verzweifelt oder resigniert oder beides.» An
manchen Schulen gibt es Krankenstände, wie sonst erst um den
Jahreswechsel herum. Es handele sich dabei nicht um Einzelfälle.