Prozess um Angriff bei Demo: Opfer sieht nur noch auf einem Auge

Stuttgart (dpa/lsw) - Im Prozess um einen brutalen Angriff am Rande
einer Corona-Demo in Stuttgart hat einer der Nebenkläger nach
Einschätzung eines Gutachters schwerste Augenschäden davon getragen.
Der Augenarzt der Uniklinik Tübingen berichtete bei der Sitzung am
Mittwoch, dass der Mann nach der Prügelattacke auf dem linken Auge so
gut wie blind sei. «Hier ist die Netzhaut wirklich kaputt», sagte er.

Der ehemalige AfD-Kommunalpolitiker Dubravko Mandic, der in der
Vergangenheit immer wieder wegen extremer Sprüche und seiner Nähe zur
identitären Bewegung aufgefallen ist und in dem Prozess Verteidiger
der Nebenkläger ist, stellte weitere Anträge. Er rief die Kammer etwa
auf, das außergerichtliche Umfeld der Angeklagten zu klären, die
weiter in der linksextremen Gewaltszene verhaftet seien. Die Kammer
fasse die Angeklagten mit Samthandschuhen an, kritisierte Mandic.
«Ich habe nicht den Eindruck, dass hier von Seiten des Staats ein
Exempel statuiert werden soll.» Wann in dem Verfahren plädiert wird,
ist noch unklar. Die nächste Sitzung ist am kommenden Montag.

Zwei junge Männer, die der linken Szene zugerechnet werden, sitzen in
Stuttgart auf der Anklagebank, weil sie gemeinsam mit einer Gruppe
Vermummter am 16. Mai 2020 drei Männer am Rande einer Corona-Demo
brutal zusammengeschlagen haben sollen. Einem Angeklagten wird
gefährliche Körperverletzung vorgeworfen, dem anderen versuchter
Totschlag, weil er seinem Opfer gegen den Kopf geschlagen und dessen
Tod zumindest billigend in Kauf genommen haben soll - der Mann lag im
Koma, schwebte zeitweise in Lebensgefahr. Die Opfer der Attacke
arbeiten bei Daimler und sind Betriebsrats-Mitglieder der rechten
Gewerkschaft «Zentrum Automobil». Sie sollen Berichten zufolge enge
Kontakte zur rechtsextremen Szene haben.