Inzidenz steigt weiter - Entscheidung zu 2G erwartet

Während Thüringen beim Impfen bundesweit hinterherhinkt, sind die
Inzidenzen im Freistaat noch vergleichsweise niedrig. Doch die
Infektionszahlen steigen kontinuierlich. Derweil diskutiert die
Politik über weitere neue Regeln.

Erfurt (dpa/th) - In Thüringen infizieren sich immer mehr Menschen
mit dem Coronavirus. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg während des
langen Wochenendes auf 57,3 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern
binnen einer Woche, wie aus Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI)
vom Montag hervorgeht. Am Sonntag hatte dieser Wert noch bei 54,9 und
am Samstag bei 51,6 gelegen. Innerhalb eines Tages kamen bis Montag
85 Fälle dazu. Bundesweit lag die Sieben-Tage-Inzidenz am Montag bei
71,0, den geringsten Wert hatte Mecklenburg-Vorpommern mit 31,8.

Das Infektionsgeschehen ist im Freistaat den Daten zufolge sehr
unterschiedlich: Die höchste Sieben-Tage-Inzidenz wurde in den
Landkreisen Gotha (90,7) und Hildburghausen (83,0) registriert. Im
Saale-Orla-Kreis betrug sie dagegen nur 25,1. Inzwischen ist der
Landkreis Hildburghausen der einzige Landkreis, in dem Warnstufe eins
gilt. Alle andern Regionen Thüringen sind im grünen Bereich - der
Basisstufe.

Seit Sonntag gilt in Thüringen eine neue Corona-Verordnung, die aber
nur wenige Änderungen im Vergleich zu den bislang geltenden Regeln
aufweist. Ein im Vorfeld stark diskutiertes 2G-Modell hatte keinen
Eingang in die Verordnung gefunden. 2G bedeutet, dass zu bestimmten
Veranstaltungen oder in bestimmte Bereiche nur Menschen Zugang
bekommen sollen, die entweder eine vollständige Corona-Impfung
erhalten haben oder von einer Covid-19-Erkrankung genesen sind.

Bisher gilt in Thüringen für bestimmte Lebensbereiche und in
bestimmten Warnstufen die 3G-Regelung, wonach der Zutritt nicht nur
geimpften und genesenen Menschen möglich ist, sondern auch
Ungeimpften mit einem negativen Corona-Test. Gesundheitsministerin
Heike Werner (Linke) betonte in einer Videobotschaft am Wochenende,
dass die Einführung eines 2G-Modells noch geprüft werde. «Ich glaube,

dass wir nächste Woche dazu auch eine Entscheidung fällen werden»,
sagte sie.

Vor allem aus der Veranstaltungsbranche sei der Wunsch an ihr
Ministerium herangetragen worden, ein optionales 2G-Model zuzulassen,
sagte Werner in dem Clip. Derzeit gehe es noch um die Frage, welche
zusätzlichen Maßnahmen im Falle eines 2G-Modells noch notwendig wären

und wie man mit Menschen umgeht, die sich nicht impfen lassen können.
«Insbesondere Familien mit Kindern habe ich an der Stelle im Blick.»

Thüringen hinkt bei den Impfzahlen bundesweit hinterher. Mit Stand
vom Montag waren 59,9 Prozent der Menschen im Freistaat einmal
geimpft. Nur in Sachsen ist die Quote mit 57,0 Prozent im
bundesweiten Vergleich noch schlechter. Der Freistaat beteiligte sich
vergangene Woche an einer bundesweiten Impf-Aktionswoche - Dutzende
Thüringer ließen sich unter anderem bei Kulturveranstaltungen impfen.

Bei einer Impfaktion mit DJs am Erfurter Zughafen habe sich schon vor
Veranstaltungsbeginn am Samstag eine lange Schlange gebildet, sagte
Mitveranstalter Andreas Busch. Insgesamt 70 Menschen hätten sich
impfen lassen und danach bis zum späten Samstagabend getanzt.
«Darunter waren auch Leute, die anfangs skeptisch am Rand standen und
sich erst mal informieren wollten.»

Auch beim Theaterfest in Rudolstadt haben sich nach Angaben von
Sprecherin Friederike Lüdde am Samstag über ein Dutzend Menschen
immunisieren lassen. «Viele, die zu uns kommen, sind normalerweise
schon geimpft», sagte sie. Während die Aktion in Rudolstadt nach
Angaben von Lüdde einmalig war, kann sich Busch eine Wiederholung
generell vorstellen. «Wir werden uns dazu noch mal mit der KVT
unterhalten.»

Über die ganze Woche hatte die Kassenärztliche Vereinigung Thüringen

(KVT) im Rahmen der bundesweiten Impfkampagne «#HierWirdGeimpft»
Impfaktionen im Freistaat geplant. Unter anderem sollte in
Volkshochschulen oder Gemeinde- und Bürgerhäusern das Mittel von
Johnson & Johnson verabreicht werden. Am Sonntag stand obendrein ein
erneuter Familienimpftag an allen Thüringer Impfstellen an.