Solinger Kindermorde: Gutachter sieht verminderte Schuldfähigkeit

Wuppertal (dpa) - Im Prozess um die Solinger Kindermorde hat der von
den Verteidigern bestellte psychiatrische Gutachter der Angeklagten
verminderte Schuldfähigkeit bescheinigt. Sie leide an einer
krankhaften seelischen Störung und sei am Tattag zudem völlig
überlastet gewesen, sagte Psychiater Thomas Schwarz am Montag in
Wuppertal. Um welche Störung es sich handeln soll, ließ er offen. Er
hatte die wegen fünffachen Mordes angeklagte Mutter in der Haft
begutachtet.

Die Angeklagte sei konsequent bei ihrer Darstellung vom fremden Mann
als Täter geblieben und nach der Tat nicht in Depressionen verfallen
- wie es bei einer Kindesmörderin zu erwarten wäre. Einen Racheakt
der Angeklagten am getrennt lebenden Ehemann schloss der
Sachverständige aber nicht aus.

Die Verteidiger hatten die beiden vom Gericht bestellten Gutachter
als befangen abgelehnt. Die Gutachter hatten die 28-Jährige in ihren
vorläufigen Bewertungen als voll schuldfähig eingestuft.

Die Verteidiger vermuten dagegen, dass die Angeklagte von ihrem Vater
als Kind sexuell missbraucht worden sein könnte. Dies könnte wiederum
eine psychische Störung bei ihr verursacht haben und die Angeklagte
wegen Schuldunfähigkeit vor einer Verurteilung zu lebenslanger Haft
bewahren.

Die Leichen der Kinder waren am 3. September vergangenen Jahres in
der Wohnung der Familie in Solingen entdeckt worden: Melina (1),
Leonie (2), Sophie (3), Timo (6) und Luca (8). Ihre Mutter hatte sich
im Düsseldorfer Hauptbahnhof vor einen Zug geworfen, aber überlebt.
Ihr ältester Sohn blieb unverletzt. Die Mutter hatte ihn zur
Großmutter an den Niederrhein geschickt. Die Angeklagte hat die Tat
bislang bestritten. Ein Unbekannter habe ihre Kinder getötet.