SPD und Grüne widersprechen Kassenärztechef - Kein «Freedom Day»

Berlin (dpa) - Der Vorstoß von Kassenärztechef Andreas Gassen, zum
30. Oktober alle Corona-Beschränkungen aufzuheben, trifft bei SPD und
Grünen auf Ablehnung. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hält
dies für «nicht ethisch vertretbar». Die Welle der Pandemie, die dann

käme, wäre zu groß, warnte der SPD-Politiker auf Twitter. Besser wä
re
eine Öffnung, wenn 85 Prozent geimpft seien. Bis dahin sollte die
2G-Regel gelten.

Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen widersprach Gassen
ebenfalls. «Jetzt so zu tun, als sei die Pandemie ein Privatvergnügen
und Ungeimpfte letztlich selbst dran Schuld und wir könnten uns jetzt
von allen Schutzmaßnahmen verabschieden, das halte ich für zynisch»,

sagte Dahmen dem Sender NDR Info. Auch widerspreche die Forderung der
Haltung der Mehrheit der niedergelassenen Ärzte. Für eine Lockerung
der Maßnahmen bräuchte es eine Impfquote bei den über 60-Jährigen v
on
deutlich über 90 Prozent, in der Gesamtbevölkerung bei den
impffähigen Personen von über 80 Prozent. «Es wäre gut, wenn die
Kassenärztliche Vereinigung sich hier auf das Impfen konzentriert,
hier mehr Tempo macht», riet Dahmen.

Der FDP-Gesundheitsexperte Andrew Ullmann hält eine Diskussion
über eine Aufhebung der Corona-Regeln zwar für richtig.
Es sei aber zu früh dafür, ein konkretes Datum zu nennen, sagte
Ullmann auf NDR Info. «Ob es jetzt der 30. Oktober ist,
Allerheiligen oder vielleicht auch Mitte November ist», dazu wage er
nichts zu sagen. In den kommenden Wochen müsse man die
Corona-Entwicklungen genau beobachten.

Gassen hatte sich für das Ende aller Corona-Beschränkungen zum 30.
Oktober ausgesprochen. «Nach den Erfahrungen aus Großbritannien
sollten wir auch den Mut haben zu machen, was auf der Insel geklappt
hat. Also braucht es jetzt eine klare Ansage der Politik: In sechs
Wochen ist auch bei uns Freedom Day!», sagte der Vorstandsvorsitzende
der Kassenärztlichen Bundesvereinigung der «Neuen Osnabrücker
Zeitung» (Samstag).