Etwas weniger Menschen infizieren sich mit Corona

Die Infektionslage in Deutschland scheint sich etwas zu entspannen.
Eine handfeste Erklärung gibt es dafür nicht. Verschiedene
Erkläransätze schon.

Berlin (dpa) - Die Infektionszahlen in Deutschland sind aktuell etwas
rückläufig. So ist die 7-Tage-Inzidenz am vierten Tag in Folge laut
Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) gesunken. Am Freitag gab das
RKI die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner und Woche mit
74,7 an (Vortag: 76,3; Vorwoche: 83,8). Das ist der niedrigste Wert
seit Ende August. Bei den pro Tag ans RKI gemeldeten Neuinfektionen
ergibt sich ein ähnliches Bild.

Die für die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Virus entscheidende
Reproduktionszahl liegt schon seit mehreren Tagen unter 1 (Freitag:
0,94), zuvor lag er viele Wochen teils deutlich darüber. Der Wert
gibt an, wie viele weitere Menschen ein Infizierter rechnerisch
ansteckt. Bleibt er für längere Zeit unter 1, flaut die Pandemie ab.

Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines
Tages 11 022 Corona-Neuinfektionen. Vor einer Woche hatte der Wert
bei 12 969 Ansteckungen gelegen.

Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100 000
Einwohner innerhalb von sieben Tagen gab das RKI am Freitag mit 1,89
an (Donnerstag: 1,87). Ein Wochen- oder Monatsvergleich ist wegen
einer hohen Zahl an Nachmeldungen nicht möglich. Ein bundesweiter
Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen ist, ist für die
Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen großer regionaler
Unterschiede nicht vorgesehen. Der bisherige Höchstwert lag um die
Weihnachtszeit bei rund 15,5.

Experten haben für die zuletzt stagnierenden oder leicht sinkenden
Infektionszahlen verschiedene Erklärungsansätze. So wird unter
anderem auf das Ferienende mit vielen Reiserückkehrern verwiesen, den
Schulstart nach den Sommerferien und auf stagnierende Zahlen in den
Nachbarländern. Ein Ende der vierten Welle haben Experten zuletzt
aber nicht in die Zahlen interpretiert.

Bei den Corona-Zahlen gibt es weiterhin einen deutlichen
Ost-West-Unterschied. So ist die 7-Tages-Inzidenz in fast allen
östlichen Bundesländern spürbar gestiegen. Im Westen der Republik
blieb sie dagegen entweder ähnlich hoch oder nahm ab, heißt es im
jüngsten RKI-Wochenbericht vom Donnerstagabend. Dennoch liegen die
registrierten 7-Tages-Inzidenzen im Osten meist weiterhin auf einem
deutlich niedrigeren Niveau als im Westen - allein die rasanten
Sprünge nach oben sind auffällig.

Bundesweit ging die 7-Tages-Inzidenz laut RKI um fünf Prozent im
Vergleich zur Vorwoche zurück. Diese Entwicklung könnte auf einen
Rückgang des Sommerreiseverkehrs, eine Abnahme der diagnostizierten
Infektionen beim Schulanfang sowie auf die breite Einführung der 2G-
oder 3G-Regeln zurückzuführen sein, heißt es im Wochenbericht.

Momentan steigt die Inzidenz besonders bei Kindern und Jugendlichen,
aber weiterhin auch in den meisten anderen Altersgruppen an, heißt es
in der jüngsten RKI-Analyse. Leichte Anstiege sind auch bei den
Hochbetagten über 90 Jahre zu sehen. Die meisten Covid-Patienten, die
jüngst in Kliniken kamen, waren zwischen 35 und 59 Jahre alt. In der
großen Mehrheit waren sie ungeimpft.

Bei den Corona-Impfungen in Deutschland gibt es mehr und mehr
Auffrischungsimpfungen für ältere und besonders gefährdete Menschen.

Am Mittwoch und Donnerstag waren es erstmals jeweils mehr als 40 000
am Tag, wie aus Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) von Freitag
hervorgeht. Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern hatten
kürzlich vereinbart, das Angebot zu Impf-Auffrischungen zu erweitern:
Neben Pflegeheimbewohnern können sich unter anderem auch Menschen ab
60 Jahre mit ärztlicher Beratung dafür entscheiden, wenn die
vollständige Impfung schon mindestens sechs Monate zurückliegt.

Insgesamt sind nun 52,2 Millionen Menschen oder 62,8 Prozent der
Gesamtbevölkerung vollständig mit der meist nötigen zweiten Spritze
geimpft. Mindestens eine erste Impfung bekommen haben 55,7 Millionen
Menschen oder 67,0 Prozent aller Einwohner.

Noch bis Sonntag läuft eine bundesweite Aktionswoche zum Impfen. Laut
Bundesregierung wurden rund 1400 Impf-Gelegenheiten vor Ort
organisiert. Damit solle auch erneut ins Bewusstsein gerückt werden,
wie einfach und für jeden erreichbar das Impfangebot sei, sagte
Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitag in Berlin. «Jede
Impfung macht nicht nur die geimpften Personen, sondern uns alle ein
wenig sicherer.»