Long-Covid beim Krankenhauspersonal verstärkt Pflegemangel

Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Die Spätfolgen einer Corona-Infektion
verschärfen nach Ansicht der Berufsgenossenschaftlichen
Unfallkliniken den Pflegemangel. Bundesweit lägen weit über 100 000
Anträge auf Anerkennung als Berufskrankheit von Klinikpersonal bei
den Versicherungsträgern vor, sagte Christoph Reimertz der Deutschen
Presse-Agentur. Er ist Chefarzt des Rehabilitationszentrum an der BG
Unfallklinik Frankfurt und wissenschaftlicher Leiter einer Tagung
aller BG-Kliniken Deutschlands am 23. und 24. September.

Wenn man davon ausgehe, dass bei rund 15 Prozent aller
Covid-19-Fällen das Risiko von Long-Covid bestehe, «dann wären das
15 000 Mitarbeiter weniger», sagte Reimertz. Er geht davon aus, dass
die meisten Fälle von den Versicherungen anerkannt werden. 2021 habe
es deutlich mehr Anträge gegeben im Vergleich zu 2020. Allerdings
könnte der Höhepunkt überschritten sein, weil die meisten
Pflegekräfte inzwischen geimpft seien.

Long-Covid oder Post-Covid könnten sowohl als Arbeitsunfall als auch
als Berufserkrankung gewertet werden, erklärte der Fachmann. Einen
direkten Kontakt müsse man für die Anerkennung einer Berufserkrankung
nicht nachweisen: «In bestimmten Bereichen - zum Beispiel auf der
Intensivstation - gibt es ein generell erhöhtes Risiko, das wird
allgemein anerkannt.» Im schlimmsten Fall seien Long-Covid-Patienten
dauerhaft berufsunfähig. Wie groß dieser Anteil ist, könne man noch
nicht abschätzen.

Die Betroffenen hätten «einen bunten Strauß aus Beschwerden
unterschiedlichster Art», sagte Reimertz. Das mache sowohl die
Diagnose als auch die Rehabilitation schwierig. «Sicher ist aber,
dass Long-Covid als Berufskrankheit den bereits existierenden Mangel
an Pflegekräften in Deutschland verstärkt.»