Wachsende Kritik an Brandenburgs 2G-Regel für Genesene und Geimpfte

Ab Donnerstag können Gaststätten, Kinos und Hotels in Brandenburg
diejenigen draußen lassen, die nicht geimpft oder genesen sind. Die
Gastro-Branche sieht das Modell kritisch. Die Kritik wächst, auch an
der neuen Corona-Warnampel.

Potsdam (dpa/bb) - Die beschlossene 2G-Regel mit mehr Freiheiten für
Geimpfte und Genesene in Brandenburg stößt auf zunehmende Kritik -
auch in der Wirtschaft. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband
Brandenburg (Dehoga) hält sie nicht für sinnvoll. «Wir wollen
Gastgeber für alle sein», sagte Dehoga-Präsident Olaf Schöpe am
Mittwoch. Man könne nicht eine ganze Menschengruppe ausgrenzen.

Die übergroße Mehrheit der Branche lehne die 2G-Regel ab und bleibe
bei einem Einlass von Genesenen, Geimpften und Getesteten. «Alle
wollen ihre Gäste nicht verlieren. Das zeigt aber einmal mehr, dass
durch solche politischen Entscheidungen vielleicht sogar unsere
Branche auseinanderdividiert wird.» Zuvor hatte der rbb berichtet.

Das Brandenburger Kabinett hatte beschlossen, dass Betreiber von
Gaststätten, Hotels, Veranstaltungen und Indoor-Sport ab Donnerstag
die Möglichkeit haben, Nicht-Geimpfte oder Nicht-Genesene außen vor
zu lassen. Kinder unter zwölf Jahren sind davon ausgenommen. Für die
Gäste fallen dann Masken- und Abstandspflicht weg. Die Option gilt
nicht in Kitas, Schulen, Bibliotheken, Museen, Schwimmbädern, im
Einzelhandel und öffentlichen Nahverkehr. Der Fraktionschef von
BVB/Freie Wähler, Péter Vida, lehnt die 2G-Regel ab, weil sie unnötig

nicht geimpfte Menschen benachteilige.

Kritik kommt auch von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Potsdam.
«Die 2G-Regel als Option kann für manche Unternehmen sicherlich
hilfreich sein. Doch sie ist nicht für alle anwendbar», sagte der
Präsident der IHK Potsdam, Peter Heydenbluth. «Denn jetzt muss es
natürlich den Arbeitgebern auch gestattet sein, nicht nur Gäste,
sondern auch die eigenen Beschäftigten zu fragen, ob diese geimpft
oder genesen sind.» Beschäftigte in Kitas, Schulen und Pflegeheimen
sollen seit Mittwoch für die Zeit der Krise vom Arbeitgeber gefragt
werden können, ob sie geimpft sind.

Brandenburg führt ab Donnerstag auch eine Corona-Warnampel mit neuen
Krankenhauspatienten als wichtigster Messlatte ein. Die
oppositionelle Linksfraktion im Landtag vermisst eine klare Regelung.
«Brandenburg hat nun zwar ein Ampelsystem, aber ohne Konsequenzen»,
sagte Gesundheitspolitiker Ronny Kretschmer. «Das wäre auf der Straße

fatal und genauso ist es bei einer Pandemie.» Mit vagen
Formulierungen sei es nicht getan. Die Kommunen brauchten
verbindliche Regelungen.

Wenn die Zahl neuer Krankenhauspatienten pro 100 000 Einwohner
innerhalb einer Woche im Land größer als sieben ist, ist ein Warnwert
überschritten. Dann will das Kabinett über weitere Beschränkungen
beraten. Einen Automatismus gibt es aber nicht.

Kulturministerin Manja Schüle (SPD) zeigte sich erfreut, dass
Theater, Kinos, Konzerthäuser und Clubs entscheiden dürfen, ob sie
Ungeimpfte außen vor lassen oder auch Getestete einlassen. «Wir
schreiben nichts vor - wir ermöglichen», sagte Schüle.