Schulstart: Söder verspricht keine weiteren Schulschließungen

Um Schulen weiterhin offen halten zu können, setzt der Freistaat
verstärkt auf Tests und eine neue Quarantäne-Regelung. Doch bei den
Vorbereitungen auf das neue Schuljahr lief nicht alles rund. Der
Ministerpräsident zeigt sich trotzdem zuversichtlich.

München (dpa/lby) - Nach den langen Sommerferien hat auch in Bayern
das neue Schuljahr wieder begonnen. Trotz der Dauersorgen vor
Infektionen an den Schulen, gibt sich Bayerns Ministerpräsident
Markus Söder (CSU) zuversichtlich: «Ich glaube insgesamt, dass wir
ein sicheres Schuljahr erleben werden - trotz Corona», sagte er am
Dienstag vor Schülern eines Gymnasiums in München.

Bei seinem Besuch zusammen mit Kultusminister Michael Piazolo (Freie
Wähler) räumte Söder aber erneut Nachholbedarf bei der Beschaffung
von Luftreinigern für Klassenzimmer ein. Der Wunsch sei nach wie vor,
viele Luftreiniger in den Schulen stehen zu haben. «Da gibt es
tatsächlich noch bei einigen Nachholbedarf», gestand Söder. Wie gro
ß
dieser genau ist, weiß die Staatsregierung allerdings nicht, weil die
jeweiligen Schulträger den Bedarf dezentral ermitteln.

Anhaltspunkte für die Summe der bereits angeschafften Geräte geben
die Zahlen der Förderanträge, auch wenn nicht alle Träger die
finanzielle Unterstützung des Freistaats in Anspruch genommen haben.
Nach Angaben des Kultusministeriums wurden in den ersten beiden
Antragsrunden - wie bereits bekannt - für rund 14 100 Klassenzimmer
und Fachräume Luftreinigungsfilter bewilligt. In der aktuell
laufenden dritten Runde erhöhe sich die Anzahl der gestellten Anträge
täglich spürbar, bislang seien es rund 10 000.

Die zur Verfügung stehende Fördersumme für Schulen und Kitas sei
damit aber noch nicht ausgeschöpft, erläuterte ein Sprecher des
Ministeriums. Sie war von 50 Millionen Euro für die ersten beiden
Runden auf 190 Millionen Euro aufgestockt worden.

Seit Dienstag gehen wieder rund 1,64 Millionen Buben und Mädchen in
die Schule - darunter 121 000 Erstklässler. Um eine mögliche
Ansteckung zu vermeiden, setzt der Freistaat auf Maskenpflicht und
Corona-Tests an den Schulen. Ziel sei es auch, so viele Schüler wie
möglich zur Impfung zu bewegen.

Nach Angaben von Söder seien in Bayern knapp 33 Prozent der 12- bis
17-Jährigen einmal und 25 Prozent vollständig geimpft. Um diese
Zahlen zu steigern, sollen für Schüler ab zwölf Jahren Anreize mit
Impfangeboten in Schulen gemacht werden. Impfen sei der einzige Weg
aus der Pandemie, betonte Söder.

Die Delta-Variante des Virus hatte sich in den vergangenen Wochen
insbesondere unter den jüngeren Menschen, die nicht geimpft sind,
massiv verbreitet. In anderen Bundesländern waren nach dem dortigen
Ferienende auch immer wieder Schulen von Corona-Fällen betroffen.

«Wir wollen mehr Normalität, möglichst viel Normalität haben in
diesem Schuljahr», betonte Piazolo. Ziel sei es, dass es auch wieder
Besuche von Schullandheimen und mehr Angebote für Kunst und Sport
gebe. Im vergangenen Schuljahr waren wegen der Pandemie und der
langen Phasen von Distanzunterricht primär nur noch die Kernfächer
unterrichtet worden.

Die an Grundschulen bereits fest eingeplanten sogenannten Lollitests
sollen außerdem bald auch die Sicherheit in Kitas verbessern. Nach
einem Kabinettsbeschluss vom Dienstag übernimmt der Freistaat ab
sofort auch die Kosten für solche Pool-Tests auf PCR-Basis. PCR-Tests
gelten als zuverlässiger als Antigen-Schnell- oder Selbsttests. Bei
den Lollitests lutscht jedes Kind an zwei Tupfern. Die Proben werden
gesammelt und im Labor als Pool untersucht. Sollte eine Sammelprobe
positiv sein, wird das betreffende Kind ermittelt.

Um weitere Schulschließungen zu vermeiden, wurde außerdem die
Quarantäne-Regel neu angepasst: Bei einem Corona-Fall soll nicht mehr
für die gesamte Klasse Quarantäne angeordnet werden. Stattdessen
sollen die Kinder eine Woche lang täglich getestet werden. Enge
Kontaktpersonen, die doch in Quarantäne mussten, können diese nach
fünf Tagen mit einem negativen Testergebnis vorzeitig beenden.

Zum Beginn des Schuljahres ist für den Ablauf des Unterrichts nicht
mehr primär die Inzidenz maßgeblich, also die Zahl der Neuinfektionen
binnen einer Woche, sondern die Auslastung der Krankenhäuser. Bei
jüngeren Menschen sind die Krankheitsverläufe verglichen mit Älteren

zwar meist weniger problematisch. Gleichwohl gibt es aber auch hier
Risiken, auch hinsichtlich möglicher Langzeitfolgen.