Gesundheitsministerin warnt: Corona-Impfungen noch nicht ausreichend

Rund 62 Prozent der Bundesbürger sind vollständig gegen Corona
geimpft, in Brandenburg sind es etwas über 56 Prozent.
Gesundheitsministerin Nonnemacher ruft zum Piks auf und sagt warum.

Potsdam (dpa/bb) - Fast ein Dreivierteljahr nach dem Start der
Corona-Impfungen haben 56 Prozent der Brandenburgerinnen und
Brandenburger den kompletten Schutz. Rund 1,4 Millionen Menschen
seien vollständig geimpft, berichtete das Gesundheitsministerium am
Montag. Bei den 18- bis 59-Jährigen haben 57,6 Prozent den ganzen
Schutz, bei den über 60-Jährigen 78,1 Prozent. Gesundheitsministerin
Ursula Nonnemacher (Grüne) hält das noch nicht für ausreichend. Sie

verwies auf die bundesweite Aktionswoche, die am Montag begann, und
rief zum Impfen auf. «Das ist wichtig. Denn noch ist die Bevölkerung
nicht in ausreichendem Maße durch eine Impfung immunisiert.»

AKTION: Wer noch nicht geimpft ist, kann das zum Beispiel am Dienstag
von 12.00 bis 18.00 Uhr beim Familienimpftag im Gesundheitsamt Forst
(Lausitz) machen. Am Mittwoch ist Impfen an der Förderschule Prenzlau
möglich (9.00 bis 13.00 Uhr), am Donnerstag lädt das Deutsche Rote
Kreuz in Neuruppin zum Familien-Impfen (17.30 Uhr bis 20.30 Uhr) ein.
Am Freitag können Interessierte den Schutz im Karl-Liebknecht-Stadion
in Potsdam-Babelsberg von 16.00 bis 19.00 Uhr bekommen, bevor der SV
Babelsberg 03 gegen Tennis Borussia Berlin spielt. Am Samstag ist
Impfen in Potsdam auf der Hegelallee möglich (10.00 bis 22.00 Uhr).

Mit der Quote der vollständigen Impfung liegt Brandenburg im
Ländervergleich hinter Sachsen auf dem zweitletzten Platz, wie aus
Zahlen des Robert Koch-Instituts hervorgeht. Die Zahl neuer
nachgewiesener Corona-Ansteckungen in Brandenburg pro 100 000
Einwohner in einer Woche stagniert. Sie lag am Montag erneut bei
43,4. In Cottbus liegt die Sieben-Tage-Inzidenz über 100, in
Frankfurt (Oder) nur bei 3,5. Die Gesundheitsämter meldeten
landesweit 61 neue Corona-Fälle, von mehreren Landkreisen und Städten
lagen aber keine neuen Zahlen vor. 50 Menschen sind wegen einer
Covid-19-Erkrankung im Krankenhaus.

Das Kabinett berät am Dienstag über die Einführung einer «2G»-Reg
el
ähnlich wie in Hamburg, nach der Gastwirte oder Veranstalter selbst
entscheiden können, ob sie nur Geimpfte und Genesene einlassen. Dann
sollen Auflagen entfallen. Seit Montag gilt eine verschärfte
Testpflicht für Volksfeste, Fußballspiele und Open-Air-Kinos im
Freien, wenn die Sieben-Tage-Inzidenz über 20 liegt - das ist mit
Ausnahme von Frankfurt (Oder) überall im Land der Fall. Besucher
müssen sich dann testen lassen, wenn mehr als 500 Menschen zu einer
Veranstaltung kommen. Für Vereinssitzungen oder ähnliche
Veranstaltungen in Innenräumen ohne Unterhaltungscharakter halbiert
sich die Testpflicht-Grenze von mehr als 200 auf mehr als 100.

Der Landkreis Potsdam-Mittelmark hält trotz massiver Proteste an
einem umstrittenen Schreiben zu Quarantäne-Anordnungen für Kinder
fest. Das Gesundheitsamt habe solche Anordnungen bereits hundertfach
versandt, sagte Kreis-Sprecherin Andrea Metzler am Montag.
«Allerdings wurde bislang der «Tonfall» in dem Schreiben nicht
kritisiert.» Der Text werde nicht geändert. Die AfD kritisierte,
hunderte Eltern würden gemaßregelt, eingeschüchtert und bedroht. Die

FDP Potsdam-Mittelmark forderte den Kreis zur «sprachlichen
Abrüstung» auf.

Der «Focus» hatte am Freitag über ein Schreiben des Gesundheitsamtes

an die Eltern eines Kindes berichtet, in dem es heißt: «Sollten Sie
den der Absonderung für Ihr Kind betreffenden Anordnungen nicht
nachkommen, so hat die Absonderung zwangsweise durch Unterbringung in
einer geeigneten abgeschlossenen Einrichtung zu erfolgen.» Zudem
wurde «rein vorsorglich» darauf hingewiesen, dass die Eltern bei
Zuwiderhandlung gegen die Anordnung mit einer Freiheitsstrafe bis zu
zwei Jahren oder mit einer Geldbuße rechnen müssten. Der Sprecher des
Gesundheitsministeriums, Gabriel Hesse, sagte:
«Quarantäne-Anordnungen müssen befolgt werden.»