Thüringen hinkt beim Impfen im Bundesvergleich hinterher

Thüringen rangiert bei der Impfquote im deutschlandweiten Vergleich
auf einem der hinteren Plätze. Um möglichst viele Ungeimpfte für eine

Immunisierung zu gewinnen, werden jetzt etwa auch in Volkshochschulen
und Bürgerhäusern Impfungen angeboten.

Erfurt (dpa/th) - Impfen in Bussen, im Schützenhaus oder zum
Theaterfest in Rudolstadt: Mit zahlreichen Aktionen beteiligt sich
Thüringen in dieser Woche an der bundesweiten Impfkampagne
«#HierWirdGeimpft». So sind nach Angaben der Kassenärztlichen
Vereinigung (KV) etwa in Südthüringen Impfbusse und mobile Impfteams
unterwegs. Auch in Volkshochschulen oder Gemeinde- und Bürgerhäusern
werden Impfungen ohne Termin mit dem Mittel von Johnson & Johnson
angeboten.

Am Wochenende gibt es laut KV zudem Impfangebote zum Theaterfest in
Rudolstadt und am Zughafen Erfurt. Außerdem sei am Sonntag an allen
Impfstellen erneut ein Familientag geplant. Für die dortigen
Impfungen mit dem Vakzin von Biontech/Pfizer sei allerdings eine
Anmeldung nötig, sagte ein KV-Sprecher.

Nach Zahlen des Robert Koch-Instituts liegt Thüringen bei den
Impfungen bundesweit auf einem der hinteren Plätze. Demnach haben
bislang 57,2 Prozent der Thüringer einen vollständigen Impfschutz.
Weniger Menschen sind bisher nur in Brandenburg (56,3 Prozent) und
Sachsen (53,1 Prozent) voll geimpft. Bei den Erstimpfungen belegt
Thüringen im Vergleich der Bundesländer mit 59,4 Prozent den
vorletzten Platz. Niedriger ist hier die Quote nur noch in Sachsen.

CDU-Landtagsfraktionschef Mario Voigt erklärte dazu: «Thüringen muss

endlich raus aus dem Tabellenkeller beim Impfen.» Die Landesregierung
müsse sich anschauen, was in anderen Bundesländern besser laufe und
daraus die entsprechenden Schlüsse ziehen. «Wir brauchen viel mehr
Angebote vor Ort, um die Ungeimpften dort abzuholen, wo sie sind. Die
bisherigen Maßnahmen der Landesregierung reichen nicht aus.»

Bei der deutschlandweiten Aktionswoche, die bis Sonntag läuft, soll
verstärkt auf den Nutzen einer Impfung gegen das Coronavirus
aufmerksam gemacht werden. Zu Beginn sprach sich auch der Erfurter
Bischof Ulrich Neymeyr für das Impfen aus. Alle Medikamente hätten
Risiken und könnten Nebenwirkungen auslösen, erklärte der Bischof.
Aber der Nutzen der Impfung überwiege in den allermeisten Fällen doch
bei weitem und komme insbesondere bei Covid-19 nicht nur den
Geimpften, sondern allen Menschen zugute.

Cornelia Betsch, Expertin für Gesundheitskommunikation an der
Universität Erfurt, warb am Montag dafür, die Impfdebatte «raus aus
dieser politischen Arena» zu bekommen. Als Absender von Informationen
müssten Ärzte und Wissenschaftler, nicht Politiker im Fokus stehen.
«Impfen ist eine wichtige Gesundheitsentscheidung, keine politische
Entscheidung oder politisches Statement», betonte Betsch.

Die Sieben-Tage-Inzidenz lag am Montag in Thüringen nahezu
unverändert bei 45,4. Am Sonntag hatte der Wert bei 45,5 gelegen und
am Samstag bei 44,9. Er gibt an, wie viele Neuansteckungen es je
100 000 Einwohner binnen einer Woche gegeben hat. Bundesweit lag die
Inzidenz bei 81,9.

Die höchsten regionalen Werte haben in Thüringen derzeit der
Landkreis Sonneberg mit 91,2, der Landkreis Hildburghausen mit 75,0
und der Wartburgkreis mit 67,8. Laut RKI wurden keine neuen
Corona-Todesfälle gemeldet. Seit Beginn der Pandemie sind im
Freistaat 4398 Menschen mit oder an dem Virus gestorben.