Merkel zum Start der Impfaktionswoche: «Lassen Sie sich impfen»

Von diesem Montag an sollen sich Bürgerinnen und Bürger auch bei der
Freiwilligen Feuerwehr, an Sportplätzen oder in Straßenbahnen impfen
lassen können. Die Bundesregierung will so die Impfquote hochtreiben.

Berlin (dpa) - Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Bürgerinnen und
Bürger in Deutschland zum Start einer bundesweiten Impfaktionswoche
aufgerufen, die Angebote für Corona-Impfungen zu nutzen. «Nie war es
einfacher, eine Impfung zu bekommen. Nie ging es schneller», sagte
sie vor dem Start der Aktion an diesem Montag. Grünen-Fraktionschefin
Katrin Göring-Eckardt kritisierte am Sonntag, es reiche nicht aus,
wenn Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) eine Woche zur Aktionswoche
erkläre. «Es braucht jetzt eine breitflächige Informationskampagne,
ab jetzt muss jede Woche zur Aktionswoche werden», teilte sie mit.

Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch,
lobte Merkel dafür, dass sie bei der Impfkampagne auf Argumente
setze. «Damit setzt sich Angela Merkel wohltuend von der Polemik von
immer mehr Ländern ab.» Dazu gehöre die Abschaffung der
Lohnfortzahlung bei Quarantäne von Ungeimpften, erklärte Brysch der
Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

Merkel sagte in ihrem Video-Podcast, Impfangebote werde es etwa bei
den Freiwilligen Feuerwehren, in der Straßenbahn, am Rand von
Fußballfeldern und in Moscheen geben. Jeder könne sich dann ohne
Termin und kostenfrei impfen lassen. «Ich bitte Sie daher: Schützen
Sie sich selbst und andere. Lassen Sie sich impfen», appelliert die
Bundeskanzlerin. Die Impfaktionswoche dauert bis zum 19. September.

Leider steige die Zahl der Neuinfektionen wieder, warnte Merkel. Die
große Mehrheit der Patienten, die im Krankenhaus oder auf der
Intensivstation behandelt würden, seien ungeimpft. Um gut durch
Herbst und Winter zu kommen, «müssen wir daher noch mehr Menschen
überzeugen, sich impfen zu lassen». Vier Millionen Menschen in
Deutschland seien an dem Virus erkrankt und über 90 000 Menschen
daran gestorben. Die Kanzlerin sprach von «Zahlen, die für enormes
Leid und tiefe Trauer stehen». Hinzu komme, dass viele Bürgerinnen
und Bürger an den Spätfolgen der Erkrankung leiden würden.

Vor einem Jahr habe es noch keinen Ausweg aus der Pandemie gegeben,
sagte Merkel. «Heute können wir genau diesen Ausweg anbieten: eine
Impfung mit sicheren und wirksamen Impfstoffen.» Es sei großartig,
dass inzwischen mehr als 55 Millionen Menschen in Deutschland dieses
Angebot angenommen hätten und über 50 Millionen davon sogar
vollständig geimpft seien. «Das ist ein Riesenerfolg», betonte sie.

Göring-Eckardt kritisierte, auch beim Umstieg auf die neuen 3G-Regeln
mit Erleichterungen für Genesene, Geimpfte und Getestete mache die
Bundesregierung massive Fehler. Es sei etwa unverständlich, warum in
Schulen ein regelmäßiger Test erforderlich sei, am Arbeitsplatz
jedoch nicht. «Statt deutschlandweit einheitlichen Regelungen für
einen geordneten Übergang zu schaffen, zieht die Bundesregierung vor
der Wahl lieber den Kopf ein, lässt die Probleme liegen oder schiebt
die Verantwortung erneut an die Länder ab.»

Göring-Eckardt nannte das Impfen eine Frage von Solidarität. Jeder
habe das Recht, sich nicht impfen zu lassen. «Aber man hat nicht das
Recht, dass alle Geimpften und der Rest der Gesellschaft und die
Kinder darauf Rücksicht nehmen.» Deshalb müsse, sollten wieder
Einschränkungen nötig werden, um eine Überlastung des
Gesundheitssystem zu verhindern, unterschieden werden zwischen
Geimpften und Genesenen und nur Getesteten.