Stiko empfiehlt Corona-Impfung für Schwangere Von Josefine Kaukemüller, dpa

Auch für werdende und frischgebackene Mütter soll eine generelle
Impfempfehlung gegen das Coronavirus bald kommen. Das Expertengremium
der Stiko rät zur Immunisierung - zum Schutz von Mutter und Baby.

Berlin (dpa) - Über Monate hat die Ständige Impfkommission (Stiko)
gezögert - nun empfiehlt sie Schwangeren generell, sich gegen Corona
impfen zu lassen. Bislang war die Immunisierung nur für werdende
Mütter mit besonderem Risiko empfohlen. Der Beschlussentwurf der
Empfehlung muss nun noch in ein sogenanntes Stellungnahmeverfahren,
eine endgültige Empfehlung soll zeitnah folgen, teilte die Stiko mit.
Warum ändert sie nun ihre Haltung? Und was gilt für Stillende?
Wichtige Fragen und Antworten im Überblick.

Auf welcher Grundlage spricht sich die Stiko nun doch generellfür
eine Impfung für Schwangere aus?

Die jetzt ausgesprochene Empfehlung basiert laut Stiko auf einer
systematischen Aufarbeitung von in den letzten Wochen verfügbar
gewordenen Daten. Demnach sei eine Schwangerschaft an sich ein
unabhängiger Risikofaktor für einen schweren Verlauf einer
Corona-Infektion. Hinzu kämen Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit
der Impfung. Marianne Röbl-Mathieu von der Stiko sagte am Freitag bei
einem Pressebriefing, man sei auf dieser Grundlage zu einer neuen
Nutzen-Risiko-Bewertung gekommen. «Sicherheitsdaten haben kein Risiko
für ein Signal gezeigt, dass durch die Impfung irgendwelche
unerwünschten schweren Komplikationen aufgetreten wären», so die
Frauenärztin.

Was gilt für Stillende - und Frauen mit Kinderwunsch?

Auch Frauen in der Stillzeit rät die Stiko zur Impfung. «Stillende
sollen auch die Möglichkeit haben, sich selber zu schützen. Das
Stillen ist kein Hinderungsgrund ist, sich impfen zu lassen», betonte
Röbl-Mathieu. Generell wendet sich die Stiko an alle Frauen im
gebärfähigen Alter und empfiehlt die Immunisierung - «damit bereits
vor Eintritt einer Schwangerschaft ein sehr guter Schutz vor dieser
Erkrankung besteht», hieß es.

Ist es egal in welcher Phase der Schwangerschaft die Impfung erfolgt?

Die Impfung empfiehlt die Stiko erst ab dem zweiten
Schwangerschaftsdrittel. Im ersten Drittel sei das Immunsystem
besonders aktiv, erklärte Stiko-Mitglied Christian Bogdan - etwa
während der Plazentaentwicklung. Eine Impfung könne immer mit
Impfreaktionen verbunden sein. «Die Impfreaktion kann bei so einer
Impfung aber auch mit Fieber einhergehen, also mit einer systemischen
Reaktion», sagte Bogdan. Fieber sei ein potenzieller Auslöser für
eine Fehlgeburt in der Schwangerschaft. Immunologische Veränderungen
versuche man deshalb ebenso wie schwere Infektionen in dieser frühen
und besonders sensiblen Schwangerschaftsphase zu vermeiden, so der
Experte.

Spielt der Impfstoff eine Rolle?

Die Stiko spricht sich für die Immunisierung Schwangerer und
Stillender mit zwei Dosen eines mRNA-Impfstoffs aus - nicht mit einem
sogenannten Vektorimpfstoff. Dies erklärte Röbl-Mathieu vor allem
dadurch, dass in Deutschland laut Stiko-Empfehlung Vektorimpfstoffe
sowieso nicht an Menschen unter 60 verimpft werden sollten. Zudem
fehlten bei diesen Vakzinen Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit in
der Schwangerschaft. Als mRNA-Impfstoffe sind in Deutschland Mittel
von Pfizer/Biontech und Moderna zugelassen.

Schützt eine Corona-Impfung auch das ungeborene Baby?

Von der Corona-Impfung der werdenden Mutter kann auch das Baby
profitieren, erklärte Mario Rüdiger, Leiter des Fachbereiches
Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin am Universitätsklinikum
Dresden. «Wir wissen, durch die Impfung der Mutter werden auch
Antikörper übergeben und gehen über auf das Ungeborene und dadurch
hat das Neugeborene den sogenannten Nestschutz.» Dieser Nestschutz,
der etwa ein halbes Jahr halte, schütze das Baby in einer besonders
empfindlichen Phase.

Sind alle Risiken ausgeschlossen?

«Nach eingehender Beratung und Bewertung der vorhandenen Evidenz»
erfolge die Empfehlung, teilte die Stiko mit. Auch Schwangeren und
Stillenden könne also nach sorgfältiger Abwägung der Erkenntnisse zur

Corona-Impfung geraten werden, so die Experten. Frauenärztin
Röbl-Mathieu sagte aber auch, dass die Datenlage nach wie vor
begrenzt sei. Eine ausführliche Aufklärung durch den Arzt bleibe nach
wie vor von großer Bedeutung.