Schaustellerverband wehrt sich gegen generelles Volksfestverbot

Oktoberfest, Nürnberger Volksfest und viele andere Traditionsfeste
bleiben trotz neuer Corona-Regeln abgesagt. Die Schausteller wollen
das nicht hinnehmen - und sorgen sich auch um die Weihnachtsmärkte.

Nürnberg (dpa/lby) - Dass die Volksfeste in Bayern trotz neuer
Corona-Regeln weiterhin generell verboten bleiben, ruft die
Schausteller auf den Plan. «Unsere Hauptsorge sind die
Weihnachtsmärkte», sagte der Vorsitzende des Süddeutschen
Schaustellerverbands, Lorenz Kalb, in Nürnberg. Die Einnahmen am Ende
des Jahres seien für die Betriebe notwendig, um über die Winterpause
zu kommen. «Deshalb brauchen wir unsere Weihnachtsmärkte - und zwar
in normalem Stil.»

Die neuen Anti-Corona-Regeln in Bayern lassen unter Einhaltung der
3G-Regel (geimpft, genesen oder getestet) unter anderem
Sportveranstaltungen und Kulturevents mit bis zu 25 000 Personen zu,
bei Messen bis zu 50 000. Ab Oktober sollen außerdem Diskotheken und
Nachtclubs für Geimpfte, Genesene oder Getestete wieder öffnen
dürfen.

Volksfeste bleiben aktuell aber verboten. Als Begründung heißt es aus
dem Gesundheitsministerium auf Anfrage, dass «diese häufig
überregionales Publikum anziehen und dadurch die Infektionsrisiken
steigern». Außerdem führe der auf Volksfesten übliche Ausschank von

Alkohol erfahrungsgemäß dazu, dass Hygienevorgaben nicht mehr
konsequent eingehalten würden.

Beim Schaustellerverband stößt das auf großes Unverständnis.
«Volksfeste sind in erster Linie Familienfeste. Doch jetzt werden wir
nur noch mit Saufgelagen verglichen. Dabei wird in jedem Biergarten
getrunken», sagte Kalb. Der Süddeutsche Schaustellerverband und der
Deutsche Schaustellerbund, dessen Vizepräsident Kalb ist, wenden sich
deshalb in Briefen direkt an die bayerische Staatsregierung. Darin
fordern sie, die Haltung zu den Volksfesten zu überdenken und
wenigstens die Weihnachtsmärkte in gewohnter Form zu zulassen.

Eine Aussage dazu ist nach Angaben des Gesundheitsministeriums
allerdings zurzeit nicht möglich. Die aktuellen Corona-Regeln seien
bis zum 1. Oktober gültig, teilte eine Sprecherin mit. «Welche
Maßnahmen danach gelten werden, ist eine politische Entscheidung, die
vom dann vorherrschenden pandemischen Geschehen abhängig ist.»

Zurzeit müssen sich die Schaustellerbetriebe deshalb mit kreativen
Lösungen über Wasser halten und sich andere Konzepte überlegen. In
Nürnberg errichteten sie zum Beispiel eine Art temporären
Freizeitpark mit Einlasskontrolle, um die Besucherzahl begrenzen und
Kontaktdaten aufnehmen zu können.

Das «NürnBärLand» war für Kalb ein Erfolg, eine Lösung sei es a
ber
nicht. «Ersatzformate können niemals die traditionellen Volksfeste
ersetzen», sagte er. Diese seien gar nicht so einfach zu gestalten
und an vielen Orten deshalb nicht möglich. Allein das enorme
Sicherheitspersonal habe in Nürnberg zusätzliche Kosten von 200 000
Euro verursacht.