Sollen Schulen Impfungen anbieten? Debatte über Vorstoß des Landes

Natürlich können sich Jugendliche ab 12 Jahren bereits überall impfen

lassen. Aber vielleicht steigt mit dem Angebot auch die Nachfrage,
hofft das Land. Es ruft die Schulen auf, Impfungen mit Hilfe der
Experten selbst zu planen. Die Schulleiter sind wenig begeistert.

Stuttgart (dpa/lsw) - Mit mobilen Impfteams und Zeitfenstern in
Impfzentren sollen Schulen nach den Ferien die Zahl ihrer geschützten
Schülerinnen und Schüler steigern können. «Jede Impfung hilft dabei
,
Schule in Präsenz und damit auch das soziale Miteinander zu
gewährleisten», sagte Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne),
deren Haus gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium in einem Brief an
die Schulleitungen über das Angebot informiert hat. Kinder und
Jugendliche könnten allerdings auch bereits jetzt beim Haus-, Kinder-
und Jugendarzt sowie in Impfzentren oder bei Vor-Ort-Impfaktionen
gegen das Coronavirus geimpft werden, betonte Schopper.

Bislang ist nach Angaben der beiden Ministerien von Mittwoch etwas
mehr als jeder vierte 12- bis 17-Jährige in Baden-Württemberg
mindestens einmal gegen das Coronavirus geimpft. Der Besuch einer
Schule ist im kommenden Schuljahr aber nicht abhängig von einer
Impfung. «Es muss sich niemand Sorgen machen, von der Schule
ausgeschlossen zu werden, wenn er oder sie nicht geimpft ist», sagte
auch Schopper.

Die Verantwortlichen der Schulen können laut Ministerium selbst
entscheiden, ob sie ein mobiles Impfteam anfordern möchten. Das ist
allerdings einer der Knackpunkte, den die Gewerkschaft Erziehung und
Wissenschaft (GEW) kritisiert. Der organisatorische Aufwand dürfe
nicht den Schulleitungen zugeschoben werden, die derzeit zudem oft im
Urlaub seien, sagte die GEW-Landesvorsitzende Monika Stein der
Deutschen Presse-Agentur. «Hier muss das Land organisieren, aber auch
die Kommunen sind gefragt.»

Außerdem schließen die Impfzentren bereits Ende September, zudem gibt
es nach den Planungen des Landes lediglich 18 mobile Impfteams, die
auch in den Pflegeheimen eingesetzt werden sollen. «Es kann nicht
sein, dass sich die Schulleiter darüber streiten müssen, bei wem das
mobile Impfteam vorbeikommt», sagte Stein. Die Zahl der Teams müsse
erhöht werden, forderte sie. Es gebe ausreichend Personal aus den
Impfzentren, die geschlossen würden.

«Das ist eine weitere zusätzliche Aufgabe für Schulleitungen, und das

zu Beginn eines neuen, nicht ganz unproblematischen Schuljahres»,
kritisierte auch Werner Weber, der Landeschef der
Schulleitervereinigung. Der Zeitdruck komme hinzu. Die letzten Tage
der Sommerferien seien geprägt durch intensive Vorbereitungen auf den
Schuljahresbeginn und die Organisation des kommenden Schuljahres.
«Die umfangreiche Vorbereitung einer schulinternen Impfaktion käme on
top zu all den anderen Aufgaben noch mit dazu», sagte Weber. «Es ist
aber nicht die elementare Aufgabe von Schule, Impfungen von
Minderjährigen, mit allem was dazugehört, zu organisieren.»

Kritik kam aus der Opposition: SPD-Landes- und Fraktionschef Andreas
Stoch sprach laut einer Mitteilung von einer «Politik des
Wegduckens». Nun sollten es die Schulen richten, das Land versuche,
diese Aufgabe «nach unten zu schieben». «Dass man jeder Schülerin u
nd
jedem Schüler ab 12 eine Impfung anbietet, ist ein Muss - aber es ist
nicht die Aufgabe der Schulen, das auch noch zu organisieren!», sagte
er.

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