«Ich war der Prahler»: Wiedersehen mit einem Hochstapler Von Frank Christiansen, dpa
Als Pilot, Arzt, Diplomat und Staatsanwalt «Tassilo von Hirsch»
sorgte er für Schlagzeilen und wurde verurteilt. Nun steht der
notorische Hochstapler Marc G. wieder vor Gericht.
Düsseldorf (dpa) - Mal war er Staatsanwalt «Tassilo von Hirsch», mal
Arzt oder Pilot: Er betrog sogar seinen eigenen Rechtsanwalt und
seine Mutter. Bis ihn die Justiz für einige Zeit aus dem Verkehr zog.
Nun soll der notorische Hochstapler Marc G. erneut straffällig
geworden sein. Am 31. August steht er in Düsseldorf wieder einmal vor
Gericht.
Laut jüngster Anklage wurde bei ihm ein gefälschter Richter-Ausweis
entdeckt. Zudem soll der Angeklagte von einem Geschäftsmann 120 000
Euro ergaunert haben. Als Finanzmakler neu im Geschäft benötige er
die Summe als Anschubfinanzierung, soll er ihm glauben gemacht haben.
Doch laut Staatsanwaltschaft gab es nie die Absicht, das Geld
zurückzuzahlen.
«Ich war der Prahler, der im Mittelpunkt stand, Champagner ausgegeben
und das Geld rausgelassen hat», hatte Marc G. in einem früheren
Verfahren gestanden. In Düsseldorfer Nobel-Clubs, Bordellen und beim
Shopping auf der Königsallee habe er eine sechsstellige Summe
verprasst. Der Facebook-Auftritt des Angeklagten spricht Bände: Viel
Luxus, Geld und schöne Frauen.
Die Menschen, die nähere Bekanntschaft mit dem Mann aus Ratingen
machten, berichten, dass er für die Realisierung seines Lebensstils
wenig zimperlich sei: Es sei «wirklich unfein» gewesen, für die
Telefonate mit Sex-Hotlines ausgerechnet das Konto seiner
Anwaltskanzlei anzugeben, hatte ein früherer Anwalt von Marc G.
gesagt. Aber es zeige: Je dreister der Betrug, desto größer sei für
ihn der «Kick». Für den Betrug am eigenen Anwalt hatte er einfach
dessen Kontodaten vom Briefpapier verwendet.
Der Aushilfskellner verschonte sogar seine eigene Mutter nicht, wenn
es darum ging, unter falschem Namen online zu shoppen. Auf 38
Alias-Namen kam die Staatsanwaltschaft. Zu drei Jahren und neun
Monaten Haft hatte das Landgericht den Ratinger 2016 verurteilt. Da
war er bereits mehrfach vorbestraft.
Als besonders verwerflich hatten Staatsanwältin und Gericht damals
hervorgehoben, dass er unter falschem Namen eine Prostituierte per
Flugzeug aus Berlin nach Düsseldorf beordert hatte, um sie dann um
Lohn und Spesen zu prellen. Mehrere Stunden war ihm das Callgirl mit
verbundenen Augen zu Diensten. Die versprochenen 10 000 Euro sah sie
natürlich nicht.
Die Richterin hatte die Unverfrorenheit des Wiederholungstäters
hervorgehoben: «Die deutlichen Warnzeichen der Justiz haben Sie
ständig missachtet», sagte sie. Seine Erfahrungen mit der Justiz
scheinen Marc G. tatsächlich eher inspiriert zu haben: Nachdem er
früher als falscher Arzt, Pilot und Diplomat sein Unwesen trieb, trat
er plötzlich als Staatsanwalt «Tassilo von Hirsch» auf.
Nun also ein gefälschter Richterausweis mit dem Konterfei des
Angeklagten. Hinweise dafür, dass er den Ausweis bereits eingesetzt
hat, hat die Staatsanwaltschaft allerdings nicht.
Schon 2013 war der geltungsbewusste junge Mann zu drei Jahren und
drei Monaten Gefängnis verurteilt worden. Das Amtsgericht sprach ihn
wegen 56 Fällen von Betrug und Titelmissbrauch schuldig. Mal trat er
als «Graf von Falkenstein» auf, mal als Facharzt «Dr. Dr.
Petermeier». So hatte er für sich und seine Freundin jeweils einen
Porsche bestellt, obwohl er nahezu mittellos war. Eine 6000 Euro
teure Pilotenuniform sollte darüber hinwegtäuschen.
Der Fall des Hochstaplers in Piloten-Uniform erinnert an eine
historische Vorlage: Frank W. Abagnale narrte als falscher Pilot halb
Amerika und wurde in Hollywood von Leonardo DiCaprio in «Catch Me If
You Can» (2002) in Szene gesetzt. Ob Marc G. sich von dem Streifen
inspirieren ließ, blieb offen. Allerdings taucht DiCaprio im
Facebook-Auftritt des Angeklagten auf.
Spielzeugpistolen auf Rechnung des Bundesnachrichtendienstes und eine
E-Mail an den Polizeipräsidenten als «Dr. h.c.» - Marc G. bewies bei
seinen Coups oft eine Portion Humor.
Vor Gericht erschien er mal sorgfältig frisiert, im vornehmen Anzug
mit Krawatte. In einem der ersten Prozesse hatte ein Psychiater dem
jungen Mann ein «Felix-Krull-Syndrom» und verminderte Schuldfähigkeit
attestiert - doch davon wollten spätere Gutachter und Gerichte nichts
wissen. Überdurchschnittlich intelligent, aber auch selbstsüchtig und
«gewissensarm» sei der junge Mann. Kein Wahn treibe ihn an, sondern
bloß kriminelle Energie.
Während der inzwischen 33-Jährige in früheren Prozessen freimütig u
nd
kleinlaut gestand, ist damit diesmal nicht zu rechnen. Ein Geständnis
werde es nicht geben, kündigte Verteidiger Marc Françoise an.
Rechtlich könne man doch einiges anders werten, als die
Staatsanwaltschaft das in ihrer Anklage getan habe.
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