Zutritt nur für Geimpfte und Genesene: Wie die Regeln im Ausland sind Von den dpa-Korrespondentinnen und -Korrespondenten
Welche Rechte sollten frisch auf das Coronavirus Getestete haben? Und
sollte ein Unterschied zwischen Geimpften und Getesteten gemacht
werden? Die Debatte darüber läuft in Deutschland heiß. Und auch in
anderen Ländern stellen sich diese Fragen.
Berlin (dpa) - «3G» oder «2G»? In Deutschland soll spätestens vom
23.
August an die «3G»-Regel beim Zugang zu bestimmten Innenräumen
greifen. Wer dann beispielsweise in Klinken, Fitnessstudios oder in
Restaurants möchte, darf dies nur noch, wenn er oder sie geimpft,
genesen oder frisch negativ getestet ist. Doch Testen könnte schon
bald nicht mehr ausreichen - «3G» würde zu «2G». ««2G» wird
so oder
so ab einem bestimmten Zeitpunkt kommen», behauptete CSU-Chef Markus
Söder jüngst. Das würde auch den Druck auf Impfunwillige erhöhen. I
n
anderen europäischen Ländern ist «2G» noch eine Rarität - mit
Ausnahmen.
In BELGIEN gibt es kaum Vorteile für Geimpfte. Ab Freitag ist ein
sogenanntes Covid Safe Ticket für Geimpfte, Genesene oder frisch
Getestete vorgesehen, das den Besuch von Veranstaltungen ab 1500
Menschen ermöglichen soll. Gaststätten können auch ohne eines der
drei «G» besucht werden - drinnen und draußen. Nur Reiserückkehrer
können unter bestimmten Umständen etwa von Quarantäneregeln befreit
werden, wenn sie geimpft sind.
DÄNEMARK hatte im EU-Vergleich besonders früh auf einen Corona-Pass
gesetzt, mit dem man bei Sportveranstaltungen, Konzerten, im
Restaurant, Museum, Kino und anderswo Impfung, Genesung oder Test
vorweisen konnte. Um Nicht-Geimpfte nicht zu benachteiligen, war
dabei auch immer die Möglichkeit gegeben worden, per negativem
Corona-Test dabei sein zu dürfen. Den Corona-Pass muss man nun im
Zuge der fortlaufenden Impfkampagne mittlerweile an immer weniger
Orten vorzeigen. Größere Nachteile für Ungeimpfte gibt es hier - mit
Ausnahme des etwas lästigen regelmäßigen Gangs zur Teststation - also
nicht.
In GROßBRITANNIEN haben Pläne, den Einlass zu bestimmten
Veranstaltungen nur für Geimpfte, Genesene oder Getestete zu
erlauben, für großen Ärger in der Regierungspartei von
Premierminister Boris Johnson gesorgt. Auf gesetzliche Vorschriften
wurde deshalb zunächst verzichtet. Die Regierung hat stattdessen
Veranstaltern wie Nachtclubs oder Fußballvereinen geraten, einen
Nachweis zu verlangen. Nachdem aber vor allem Discos ankündigten,
darauf zu verzichten, wurden doch die Schrauben angezogen. Zuletzt
hieß es, dass von September an nun doch nur vollständig Geimpfte
Zugang erhalten sollen - auch, um die abnehmende Impfbereitschaft
junger Menschen wieder anzuschieben.
In ITALIEN gelten seit dem 6. August verschärfte Regeln. Wer nicht
nachweislich geimpft, negativ getestet oder genesen ist, kann zum
Beispiel nicht mehr innen im Restaurant essen. Diese Nachweise werden
in Italien auch als Grüner Pass bezeichnet. Auch
Kulturveranstaltungen, Museumsbesuche oder große Sportveranstaltungen
sind ohne entsprechenden Nachweis tabu. Die Regierung beschloss
außerdem, dass Lehrer ab dem im September beginnenden Schuljahr einen
grünen Pass brauchen. Zuvor debattierten Politik und
Arbeitnehmervertreter über eine Impfpflicht für Lehrer. Mit dem
Grünen Pass lässt die Regierung den Menschen zwar die Wahl,
allerdings müssten sich die Lehrkräfte sehr häufig testen lassen, um
zur Arbeit gehen zu können.
In den NIEDERLANDEN gibt es keine Vorzugsbehandlung für Geimpfte und
Genesene. Hier gilt die «3G»-Regel für Veranstaltungen, bei denen der
Sicherheitsabstand nicht eingehalten werden kann. Also haben
Genesene, Geimpfte oder Getestete Zugang zu Konzerten, Vorstellungen
oder Fußballspielen. Die Regierung lehnt bisher eine
Vorzugsbehandlung von Geimpften ab.
ÖSTERREICH kennt die «2G»-Regel in der Nachtgastronomie, allerdings
versteht man darunter im Alpenland etwas anderes als in Deutschland:
In Clubs und Discos kommt man seit 22. Juli nur mehr, wenn man
geimpft oder mit einem PCR-Test getestet ist. Der Nachweis einer
Genesung reicht nicht mehr aus. Das Gesundheitsministerium in Wien
ist der Meinung, dass noch zu wenige Studien über Ansteckungen unter
Genesenen vorliegen, um eine durchgemachte Covid-19-Erkrankung als
Eintrittskarte für die Nachtgastronomie zu akzeptieren. Auch
Musikfestivals haben diese Regelung übernommen. Der Schutz vor einer
Neuinfektion bei Genesenen «sollte jedenfalls durch eine Impfung
abgesichert werden», heißt es im Ministerium. In der beliebten
Ferienregion Tirol wird in der Tourismusbranche diskutiert, ob man in
der Wintersaison Zimmer nur mehr an geimpfte Gäste vergeben soll.
Entschieden ist jedoch noch nichts.
In POLEN gelten für Hotels und Restaurants Kapazitätsbeschränkungen.
Weil Geimpfte und Genesene dabei nicht mitgezählt werden, können sie
theoretisch auf ein freies Zimmer oder einen freien Tisch hoffen. In
der Praxis haben die Betriebe aber keine rechtliche Grundlage, einen
Impfnachweis einzusehen. Es reicht eine schriftliche Bestätigung des
Gastes. Kostenlose Bürgertests gibt es nicht. Eine Debatte über
weitere Privilegien für Geimpfte und Genesene beginnt gerade. Der
Beauftragte für Menschenrechte, Marcin Wiacek, sagte am Donnerstag,
er halte nichts davon, da möglicherweise auch von einem Geimpften
eine größere Ansteckungsgefahr ausgehe als von einem frisch
Getesteten mit negativem Ergebnis.
Die Regierung der SLOWAKEI lässt ab 16. August Gastwirte und die
Organisatoren von Veranstaltungen entscheiden, belohnt sie aber für
das Ausschließen von Ungeimpften. Wer nur vollständig Geimpften den
Zutritt erlaubt, muss sich an keine Beschränkungen der Personenzahl
halten. Wer seine Besucher hingegen nicht kontrollieren oder
Ungeimpfte nicht ausschließen will, muss je nach Inzidenz und
Impfquote des jeweiligen Landkreises jeden zweiten oder vierten
Sitzplatz leer halten. Zur Wahl steht auch eine dritte Möglichkeit,
bei der ein kleinerer Teil der Plätze frei bleibt und dafür neben
Geimpften auch Getestete zugelassen sind.
Auf der IBERISCHEN HALBINSEL gibt es keine Nachteile für Ungeimpfte.
Und auch eine Debatte über Vorteile für Geimpfte und Genesene gibt es
weder in SPANIEN noch in PORTUGAL. Und das hat gute Gründe: In beiden
Ländern gibt es eine hohe Impfbereitschaft und mit die besten
Impfquoten in Europa. In Portugal muss man allerdings zum Besuch der
Innenbereiche zahlreicher Einrichtungen oft entweder ein
Impfzertifikat oder einen negativen Test vorlegen - und die Tests
muss der- oder diejenige, die sich nicht gegen das Coronavirus impfen
lassen möchte, ziemlich teuer bezahlen. In Spanien haben derweil nur
2 von insgesamt 17 Regionen, Galicien und die Kanaren, ähnliche
Auflagen für den Besuch von Restaurants, Bars oder ähnlichem.
TSCHECHIEN: Geimpfte werden bisher nicht gegenüber Getesteten
bevorzugt behandelt. Doch werden die Tests vom 1. September an in der
Regel nicht mehr kostenlos sein. Eine Ausnahme gilt für Kinder bis
zwölf Jahren und Personen, die sich nicht impfen lassen können.
Bisher wurden monatlich die Kosten von vier Antigen- und zwei
PCR-Tests übernommen. «Es ist ein riesiger Vorteil, geimpft zu sein,
weil man sich nicht mehr testen lassen muss», sagte Ministerpräsident
Andrej Babis. Wer in Tschechien Gaststätten, Cafés, Kinos oder
Schwimmbäder besuchen will, muss nachweislich getestet, genesen oder
geimpft sein. Inzwischen sind mehr als fünf Millionen der insgesamt
knapp 10,7 Millionen Einwohner des EU-Mitgliedstaats vollständig
geschützt.
In UNGARN gelten derzeit kaum Beschränkungen für irgendjemanden.
Ausgenommen sind Veranstaltungen mit mehr als 500 Teilnehmern. Diese
dürfen nur von Geimpften und Genesenen besucht werden, ein negativer
Test reicht dafür nicht aus. Grundsätzlich neigt das Land dazu, bei
höheren Ansteckungszahlen Ungeimpfte zu benachteiligen. Vor den
letzten Lockerungen im Frühsommer durften nur Geimpfte und Genesene
Hotels, die Innenräume von Restaurants, Wellness-Einrichtungen,
Theater, Kinos, Fitnessstudios und Sportstadien nutzen.
EIN BLICK ÜBER EUROPA HINAUS:
In der US-Millionenmetropole NEW YORK gibt es schon sehr weitgehende
Impfnachweis-Regelungen. So muss für alle Aktivitäten in öffentlichen
Innenräumen - etwa Restaurants, Fitnessstudios oder
Kultureinrichtungen - ab Ende des Monats ein Impfnachweis erbracht
werden. Auch für zahlreiche Großveranstaltungen gilt die Regel. So
wollen die Theater des Broadway bei der Wiedereröffnung im September
nur Zuschauer mit Impfnachweis zulassen. Auch alle Mitarbeiter und
Schauspieler müssten geimpft sein. Gleiches kündigten die
Metropolitan Opera und die Carnegie Hall an - diese beiden
Spielstätten wollen sogar für Kinder unter zwölf Jahren, für die no
ch
kein Impfstoff zugelassen ist, keine Ausnahme machen.
Auf den größten Inseln THAILANDS, Phuket und Ko Samui, dürfen
Menschen aus fast 70 Ländern seit einigen Wochen wieder
quarantänefrei Urlaub machen - aber nur, wenn sie vollständig geimpft
sind. Ungeimpfte haben keine Chance auf einen Urlaub im exotischen
Paradies. Und selbst Geimpfte müssen sich während der Ferien
innerhalb von zwei Wochen drei PCR-Tests unterziehen.
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